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Wien:

Neue Therapie-Option bei Subtyp von aggressivem Lymphdrüsenkrebs

Stand: 11.05.15 09:47 Uhr

11.05.2015. Ein internationales Forscher-Team, dem auch die Arbeitsgruppe von Lukas Kenner vom Klinischen Institut für Pathologie der MedUni Wien angehört, hat eine spezifische Kombination von Mutationen und neue Genfusionen entdeckt, die am Tumorwachstum bei PatientInnen mit einem besonders aggressiven Subtyp des Lymphdrüsenkrebs (ALCL) maßgeblich beteiligt sind. Die Erkenntnisse, die nun im Top-Magazin "Cancer Cell" publiziert wurden, könnten zu neuen, zielgerichteten Therapien für diese Erkrankung führen, aber auch bei anderen Krebsarten therapeutische Erfolge bringen.

ALCL (anaplastic large cell lymphoma) ist eine besonders aggressive Form von Lymphdrüsenkrebs. Diese Krebs-Art tritt meist bei Kindern und Jugendlichen auf und ist mit Chemotherapie gut zu behandeln, leider spricht aber ein Drittel der Patienten auf die klassiche Therapie nicht an. Vor drei Jahren ist es allerdings den Wiener ForscherInnen gelungen, einen schwerstkranken Patienten mit einer therapieresistenten ALCL mit einem spezifischen PDGF Rezeptor-Blocker zu behandeln. Innerhalb von zehn Tagen war dieser Patient tumorfrei. „Dem Patienten geht es nach wie vor sehr gut und er führt ein ganz normales Leben", berichtet Lukas Kenner von der MedUni Wien, der stellvertretender Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung (LBI-CR) ist sowie an der der Vetmeduni Vienna die Abteilung für Labortierpathologie leitet.

Möglich war der erfolgreiche Einsatz des PDFG Rezeptor-Blockers, weil in diesem Patienten der PDGF Rezeptor durch das für diese Erkrankung typische Fusionsgen NPM-ALK mitreguliert wird. Bei ALCL-Patienten ohne das Fusionsgen NPM-ALK, das sind rund 50 Prozent aller PatientInnen, war es bisher nicht bekannt, wie diese Erkrankung ausgelöst wird.

Mutations-Pärchen identifiziert

Mittels Next Generation Sequencing analysierten die WissenschafterInnen nun die Genome von 155 ALCL-PatientInnen, die das Fusionsgen NPM-ALK nicht besitzen. Die Sequenzierungsdaten zeigten, dass bei mehr als 38 Prozent der PatientInnen die Tumore aktivierende Mutationen in jeweils zwei bestimmten Genen aufweisen, nämlich JAK1 und STAT3.

Die Tumore wurden in Tiere implantiert und anschließend mit Inhibitoren gegen Stat3 und JAK1 therapiert. Diese Behandlung führte in sämtlichen Fällen zu einer deutliche Reduktion des Tumorwachstums. Die Daten zeigen, dass Medikamente zur Blockade des JAK / STAT3-Signalwegs daher eine neue und effektive Strategie zur Behandlung dieser molekularen Subgruppe von ALCLs darstellt. Da sich diese beiden Gene auf demselben Signalweg im Zellstoffwechsel befinden, wird das Tumorwachstum sozusagen doppelt angetrieben.

Zwar gibt es derzeit noch keinen effektiven Inhibitor für STAT3, die Mutation ist aber generell abhängig von der Aktivität von JAK1. Für JAK1 sind hemmende Medikamente verfügbar, die das Potenzial haben, die krebsfördernde Wirkung von Mutationen gleichzeitig auch bei STAT3 einzudämmen. Diese Medikamente sind auch schon von der US-amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) zugelassen und könnten daher sehr rasch bei klinischen Studien eingesetzt werden. Kenner: „Es ist davon auszugehen, dass es diese Art von Mutationen auch bei anderen Krebsarten gibt und dass wir hiermit generell einen Ansatzpunkt für neue Krebstherapien entdeckt haben."

Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien

Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie. Die vorliegende Arbeit fällt inhaltlich in den Themenbereich des Clusters für Onkologie.

Original-Publikation:

Cancer Cell: „Convergent Mutations and Kinase Fusions Lead to Oncogenic STAT3 Activation in Anaplastic Large Cell Lymphoma." http://dx.doi.org/10.1016/j.ccell.2015.03.006.

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