Pressekonferenz mit Landrat Reumann | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

Finanzielle Lage der Krankenhäuser weiterhin fatal

Stand: 02.05.15 13:48 Uhr

Sie müssen mit einer Blinddarmentzündung oder einem gebrochenen Bein ins Krankenhaus. Dort werden Sie dann vor die Wahl gestellt, entweder mit den neuesten medizinischen Geräten behandelt zu werden und sich dafür auf dem Gang auszukurieren, weil die Zimmer veraltet sind. Oder Sie bekommen ein schönes Zimmer, werden aber mit älterem Equipment operiert. Beides völlig indiskutabel. Doch gar nicht so aus der Luft gegriffen, denn die finanzielle Situation in den Krankenhäusern in Land und Region ist noch immer mehr schlecht als recht. Das zeigt auch der aktuelle Indikator den die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft, kurz BWKG, jetzt in Stuttgart vorgestellt hat.


Bei den Reutlinger Kreiskliniken geht es ein wenig bergauf – das Defizit für zweitausend-vierzehn ist nicht mehr ganz so groß wie noch im Vorjahr, aber dennoch steht ein fettes Minus vor der Bilanz – wie haben berichtet. Doch damit befinden sich die drei Krankenhäuser in Reutlingen, Münsingen und Bad Urach in bester Gesellschaft. Über 45 Prozent der Krankenhäuser im Land, mehr als 40 Prozent der Reha-Einrichtungen und fast ebensoviele Pflegeeeinrichtungen haben im Jahr 2014 rote Zahlen geschrieben. Ein ernüchterndes Ergebnis, angesichts der scheinbaren politischen Bemühungen auf allen Ebenen um eine Lösung. Doch der Indikator der BWKG zeigt auch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate.Und wenn man sich diese Ergebnisse anschaue, dann stelle man fest, das 70 Prozent der Krankenhäuser erwarten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den kommenden 12 Monaten weiter verschlechtern werde, erklärt der Vorsitzende der BWKG, Thomas Reumann.

Ein Vertrauensbeweis in die Politik, so Reumann, sehe anders aus. Und das, obwohl – oder vielleicht auch gerade weil das Eckpunktepapier der Bundesregierung zur geplanten Krankenhausreform bereits vorliegt.

Diese Krankenhausreform müsse sich daran messen lassen, ob sie den Krankenhäusern helfe die Zukunftsprobleme besser bewältigen zu können: demographische Entwicklung, medizinischer Fortschritt und natürlich die Erwartungen der Menschen an Gesundheit und Medizin – das sehe er nicht, so Reumann. Die zentralen – und das müsse ja das Anliegen sein – die zentralen Probleme der Krankenhausfinanzierung würden nicht gelöst.

Eines der Probleme: der Preis, mit dem die Krankenhausleistungen abgerechnet werden sei viel zu niedrig. An den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die das bewirken, ändere sich auch durch die Reform erst in zwei Jahren etwas und dann nur teilweise. Ein weiteres Problem sei ein erhebliches Defizit bei der Investitionsförderung.

Dabei gehe es um Beschaffung und Modernisierung von IT-Infrastruktur, die immer mehr an Bedeutung gewinne so der BWKG-Vorsitzende. Über 80 Prozent der Befragten seien der Ansicht, dass es da klemme, für medizinische Geräte, für Sanierung von Patientenzimmern oder auch bei Dinge für die Pflegekräft. Man bräuchte moderne Krankenbetten, um auch dort die Arbeit zu erleichtern.

Zuletzt bliebe in den Krankenhäusern mit der schlechten Finanzierung schließlich das auf der Strecke, was doch eigentlich oberste Priorität habe: eine stetig verbesserte Qualität bei Patientenversorgung und -sicherheit.

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