Mit dem Wandel der gesellschaftlichen Grundlagen in den vergangenen Jahren habe sich jedoch auch die Rolle der Kirchen für die Demokratie geändert. „Milieus haben sich aufgelöst, verbandsförmige Organisationen sind geschrumpft." Auch die Kulturen der sozialen Bewegungen und des Protests hätten sich verändert. „Die digitalen und sozialen Medien wirken gegen etablierte Hierarchien, insofern demokratisierend und öffnend, unterstützen aber auch einen anti-elitären und populistischen Trend", sagte der Historiker. Die Institutionenkritik des „neuen Populismus" fordere die Kirchen zu einer entschiedenen Verteidigung der demokratisch legitimierten Parlamente und Regierungen heraus.
Nolte appellierte an die Kirchen, „sich nicht mit dem Staat, den Regierenden, den Eliten gemein zu machen, aber auch nicht mit weit verbreiteten Formen der Kritik an diesen." Den „Vernunftpotentialen von Religion" komme dabei eine gesellschaftliche Verantwortung zu: „Evangelischer Glaube und evangelische Sozialethik sind mit verschwörungstheoretischen Untergangsszenarien schwer vereinbar", sagte Nolte vor den Synodalen in Würzburg. „Aus Heilsvertrauen kommt Weltvertrauen und Arbeiten an der Welt."
Paul Nolte lehrt Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin. Sein Referat vor der Synode der EKD in Würzburg stand unter der Überschrift „Irritationen der Zivilgesellschaft – Entfremdung, Protest, Gewalt". Nolte ist seit 2009 Mitglied der Synode. (EKD)
Bedeckt 3 / 5° C Luftfeuchte: 69% |
Bedeckt 7 / 10° C Luftfeuchte: 53% |
Bedeckt 2 / 4° C Luftfeuchte: 76% |