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Bangladesh:

Zahlungsunwillige Modemarken bringen Entschädigungsfonds nach Fabrikeinsturz in Notlage

Stand: 28.04.15 12:18 Uhr

Zwei Jahre nach Einsturz des Rana Plaza-Fabrikkomplexes in Bangladesh verweigern globale Textilkonzerne den Opfern und Hinterbliebenen weiter eine angemessene Entschädigung, kritisiert die Clean Clothes Campaign. Dem offiziellen Kompensationsfonds fehlen demnach immer noch sechs Millionen US-Dollar. "Die unverantwortliche Verzögerung stürzt nicht nur die Betroffenen in Bangladesch noch tiefer ins Elend, sondern gefährdet auch den geplanten Aufbau eines Sozialversicherungssystems bei Arbeitsunfällen", bemängelt die Kampagne. Am Freitag (24. April) jährt sich das größte Industrieunglück der Textilbranche bereits zum zweiten Mal.

Mit dem Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit «Bangladesh Accord» seien ermutigende Entwicklungen in Sachen Sicherheit in Bangladesch zu beobachten, so die Clean Clothes Campaign. Über 1.200 Fabriken wurden bis heute von unabhängigen Ingenieurfirmen im Rahmen des Abkommens inspiziert. Über den Status wird transparent berichtet. Nach Feststellung der Mängel, sind bisher mehr als 900 Korrekturpläne in Umsetzung, wodurch die Sicherheit von Bangladeschs Textilfabriken nachhaltig verbessert wird.

Weit weniger erfreulich präsentiere sich die Situation der Hinterbliebenen und der Opfer der Katastrophe, die auch zwei Jahre nach dem Unglück noch immer auf eine Entschädigung warten. Dem Fonds fehlen laut der Clean Clothes Campaign 6 Mio. US-Dollar, laut ILO werden 30 Mio. US-Dollar benötigt. Der Umsatz der mindestens 29 Hersteller, die in Rana Plaza produzieren ließen, beläuft sich auf rund 20 Mrd. US-Dollar - mehr als hundertmal so viel. Allein Benetton erwirtschaftet 2 Mrd. US-Dollar. "Die Modemarke schmückt sich gerne mit ihrem Engagement für Menschenrechte und Umwelt", so die Clean Clothes Campaign - ließ sich ihr zufolge aber knapp zwei Jahre Zeit und reagierte erst in den letzten Tagen, "nach massivem öffentlichem Druck". 1,1 Mio. US-Dollar habe Benetton gezahlt - so ziehe der Konzern mit dem Textildiscounter KiK gleich.

Von den deutschen Unternehmen stehen insbesondere Adler Modemärkte, KANZ/Kids Fashion Group (Kinderkleidung z.B. für Baby Walz) und NKD sowie die Schmidt Group in der Pflicht, in den von der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) kontrollierten Entschädigungsfonds einzuzahlen.

"Es ist untragbar, das Benetton & Co. durch Stillhalten die Forderungen der Opfer vergessen lassen wollten. Durch die Halbherzigkeit der Unternehmen können die Betroffenen nicht vollständig entschädigt werden. Bleibt es dabei, bedeutet es ein partielles Scheitern des Kompensationsabkommens mit der ILO.", kritisiert Berndt Hinzmann von INKOTA, Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung.

Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert sofortige Entschädigung

"Die deutsche Bundesregierung sollte dem Beispiel Frankreichs folgen und endlich ein Gesetz verabschieden, das die Unternehmen verpflichtet, Vorsorge zu tragen und bei Unfällen oder der Verletzung von Arbeitsrechten zu haften. Derzeit gibt es für den Rana-Plaza-Fonds nur freiwillige Zahlungen. Das ist unhaltbar", kritisiert Gisela Burckhardt von FEMNET, Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung.

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