Schüler im Unterricht | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

Gleiches Leistungsniveau - Tübinger Studie vergleicht achtjähriges und neunjähriges Gymnasium

Stand: 20.04.15 21:30 Uhr

Bedeutet das G8, also die Allgemeine Hochschulreife in nur acht Jahren, im Vergleich mit dem neunjährigen Gymnasium tatsächlich schwerwiegende Nachteile für die Schüler? - Die aktuelle Studie des Tübinger Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung sagt: "Nein". Kultusminister Andreas Stoch hat sie heute gemeinsam mit dem Tübinger Universitätsprofessor Ulrich Trautwein vorgestellt und erklärt, wie die Landesregierung auf die Studienergebnisse reagieren möchte.


Das G8 hat seit seiner Einführung 2004 durch Schwarz-Gelb nicht gerade wenig Gegenwind bekommen. Eine im Frühjahr 2009, durch TNS Infratest durchgeführte Umfrage, ergab dass 73 Prozent der Eltern mit dem so genannten "Turbo-Gymnasium" "sehr unzufrieden" oder "eher unzufrieden" sind. Fast 80 Prozent waren der Meinung, dass die Belastung der Kinder durch G8 zu hoch ist. 72 Prozent der Eltern favorisierten deshalb den G9-Zug. Doch so schlecht fällt das Urteil des Tübinger Bildungsforschers Ulrich Trautwein jetzt nicht aus: "Gegen G8 wurden ja sehr, sehr viele Argumente ins Feld geführt. Zumindest was G8 in Baden-Württemberg anbelangt kann man weitgehend Entwarnung geben", so das Fazit des Professors.

Die Auswertung einer Befragung von rund 5000 zufällig ausgewählten Schülern ergab: Bei den Leistungen unterscheiden sich die G8 kaum von den G9-Schülern. In Mathematik und Physik seien sie gleichauf. In Englisch hätten die G8-Schüler Defizite, was aber auch mit der Reform der Fremdsprachenkonzeption zusammenhängen könnte. "Zweitens: Befürchtungen wonach in G8 keine Zeit mehr sei für wertvolle Freizeitaktivitiäten, konnten größtenteils nicht bestätigt werden. Drittens: Abiturientinnen und Abiturienten in G8 berichteten ein höheres Anspruchserleben und häufigere gesundheitliche Beschwerden. Wobei es sich nicht rekonstruieren lässt, wie stark sich hier die öffentliche Diskussion über die Belastung durch G8 niedergeschlagen hat", führt Professor Trautwein aus.

Die empfundene höhere Belastung und die häufigeren gesundheitlichen Beschwerden von G8-Schülern hätten ihn überrascht, so Kultusminister Stoch. Schließlich seien die Anzahl der Stunden und Fächer, sowie die Anforderungen in der Abiturprüfung, bei G8 und G9 komplett identisch. Dennoch wolle das Kultusministerium dieses Ergebnis ernst nehmen und arbeite an Konzepten, wie beispielsweise einem Coaching-System für die Klassen sieben bis neun. "Wo also über das Unterrichtsgeschehen hinaus zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften ein persönlicher Kontakt besteht der auch eine intensivere Betreuung der Schülerpersönlichkeit bedeutet [...] Der Coach schafft eben durch die Begleitung und Beratung der Schüler ein gewisses Gefühl von Sicherheit, indem er gemeinsam mit den Schülern auch die Lernziele bespricht und den Schülern auch die wichtigen Hinweise gibt, die im üblichen Klassenzusammenhang, über den Unterricht hinaus, vom Fachlehrer, so in dieser Intensität nicht möglich ist", schildert SPD-Kultusminister Andreas Stoch.

Darüber hinaus sei es auch denkbar, so Stoch, dass die Eingangsphase in die Oberstufe neu gestaltet werde. Beispielsweise indem in Klasse zehn, als Erleichterung für den Übergang in die Oberstufe, vertiefende Lernangebote gemacht würden.

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