Ozean | Bildquelle: Pixabay.com

Europa:

Nach Flüchtlingsdrama: Katholische und evangelische Kirche fordern Seenotrettungs-Mission

Stand: 20.04.15 16:53 Uhr

Angesichts des jüngsten Bootsunglücks vor der libyschen Küste fordern die beiden großen Kirchen gemeinsam eine Seenotrettungs-Mission und sichere Zugangswege nach Europa. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm haben eine Erklärung veröffentlicht. "Über das erneute Bootsunglück sind wir zutiefst erschüttert", schreiben sie, "allein in der vergangenen Woche sind über 1.000 Menschen bei ihrem verzweifelten Versuch, nach Europa zu gelangen, ertrunken." Bundesentwicklungshilfe-Minister Müller bietet unterdessen die Vorfinanzierung einer EU-Rettungsaktion auf dem Mittelmeer an. Am Donnerstag wird es einen EU-Krisengipfel geben.

"An dieses vielfache Sterben vor den Küsten unseres Kontinents dürfen wir uns nicht gewöhnen", betonen die Kirchenmänner. "Das ist ein humanitärer Skandal! Der entschlossene Kampf gegen gewissenlose Schleuser ist notwendig. Wir brauchen sofort eine Seenotrettungsmission in europäischer Verantwortung. Ein Jahr lang hat die italienische Operation 'Mare Nostrum' hier Vorbildliches geleistet. Für die FRONTEX-Mission 'Triton' gilt dies nicht: Ihr Hauptzweck ist nicht die Rettung Schiffbrüchiger, sondern der Grenzschutz. Ihr Beobachtungsgebiet wurde stark eingeschränkt, die Finanzmittel begrenzt. Deshalb fordern wir mit Nachdruck, zu einem durchgreifenden Konzept der Seenotrettung zurückzukehren. Wir wissen, dass damit für manche ein Anreiz zur Flucht nach Europa gesetzt wird. Aber die Lösung dieses Problems darf nicht darin bestehen, Menschen, die in existenzieller Not vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen, sehenden Auges dem Risiko des Ertrinkens auszusetzen. Stattdessen sollten sichere Zugangswege für Migranten und Schutzsuchende eröffnet werden. Europa muss ermöglichen, dass Menschen nicht mehr ihr Leben riskieren, um bei uns Schutz zu suchen."

Nach der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer fordert Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) die sofortige Wiederaufnahme von "Mare Nostrum" als EU-Rettungsoperation. Müller sagte der "Saarbrücker Zeitung": "Die Seenotrettungsaktion Mare Nostrum zu beenden, hat vielen das Leben gekostet."

Müller ergänzte, sein Ministerium sei bereit, die Kosten der Operation von rund sechs Millionen Euro zunächst zu übernehmen. "Sollte es an den sechs Millionen Euro scheitern, biete ich eine Vorfinanzierung aus deutschen Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit an." Zugleich betonte Müller, an den Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer könnten sich auch deutsche Rettungsschiffe beteiligen. "Es gibt ja auch schon zivile Angebote, es gibt eine deutsche Seenotrettungsgesellschaft. Darüber werden wir uns jetzt konkret unterhalten müssen."

WERBUNG:



Seitenanzeige: