Warnstreik der Erzieher | Bildquelle: RTF.1

Baden-Württemberg:

Warnstreik im Sozial- und Erziehungsdienst - 700 Einrichtungen im Land heute geschlossen

Stand: 20.04.15 16:27 Uhr

Die Gewerkschaften Verdi und GEW haben für heute ihre Mitglieder im Sozial- und Erziehungsdienst landesweit zu Warnstreiks auf. Zu einer zentralen Demonstration in Stuttgart werden über 8.000 Streikende erwartet, auch aus Bayern. Damit will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber während der erneuten Verhandlungsrunde am gleichen Tag in Offenbach deutlich erhöhen. Im Land bleiben über 700 Einrichtungen, vor allem Kindertagesstätten, geschlossen. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber widerspricht den Forderungen: Die meisten Erzieherinnen verdienten 3289 Euro monatlich.

Auf der Kundgebung von Verdi und GEW in Stuttgart werden mehrere tausend Teilnehmer/innen erwartet. „Große Kompetenz und große Verantwortung für unsere Kinder. Aber kleines Gehalt. Das darf so nicht weitergehen. Wir fordern daher eine deutliche Aufwertung der sozialpädagogischen Berufe durch eine bessere Eingruppierung. Wenn das Bruttogehalt einer Erzieherin um 600 Euro unter dem durchschnittlichen Bruttogehalt aller Beschäftigten liegt, dann stimmt etwas nicht. Von einer angemessenen Bezahlung für diese wichtige Arbeit kann keine Rede mehr sein", sagt Doro Moritz, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin, meint: „Die Arbeitgeber spielen auf Zeit. Sie riskieren mit dieser Taktik einen längeren Streik und instrumentalisieren damit Eltern, Kinder, Klienten und Schutzbedürftige für ihr Ziel: Die überfällige Aufwertung dieses Berufsfeldes auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben."

Zentrale Forderung der Gewerkschaften ist eine Neuregelung der Eingruppierungs- und Tätigkeitsmerkmale für die bundesweit rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Dadurch sollen Gehaltssteigerungen von durchschnittlich zehn Prozent erreicht werden.

In Baden-Württemberg gibt es (Stat. Landesamt, Stand 2014) 8.600 Kindertageseinrichtungen, in denen 87.200 Personen beschäftigt sind, davon knapp 76.400 als pädagogische Fachkräfte, die 404.000 Kinder betreuen und fördern. 41 Prozent der Kitas haben öffentliche Träger. Laut einer Bertelsmann-Studie werden im Südwesten gut 5.000 weitere Erzieher/innen gebraucht.

Die Demonstration in Stuttgart beginnt um 11:00 Uhr mit einer Auftaktkundgebung vor dem GEW-Haus nahe der Liederhalle. Parallel treffen sich die Verdi-Teilnehmer in der Lautenschlager-Straße, danach ziehen die Gruppen jeweils zum Schlossplatz zur gemeinsamen Kundgebung ab 12:45 Uhr.

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände betont: Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst nähmen "im Gehaltsgefüge des öffentlichen Dienstes eine herausgehobene Stellung ein". Erzieher/innen würden laut Tarifvertrag höhere Gehälter als andere Berufsgruppen mit vergleichbarer Ausbildung erhalten. Die Bezahlung im Sozial- und Erziehungsdienst bei kommunalen Arbeitgebern richte sich nach dem Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD). Die Eingruppierung sei mit dem Tarifabschluss vom 27. Juli 2009 erneuert und insbesondere für Neueingestellte aufgewertet worden. Das Gehalt der Erzieherinnen und Erzieher sei für die nach 2005 eingestellten Beschäftigten seit 2009 um bis zu 33 Prozent gestiegen.

Durch den Tarifabschluss zur Eingruppierung 2009 seien die Gehaltszuwächse im Sozial- und Erziehungsdienst höher gewesen als in anderen Berufsgruppen im kommunalen öffentlichen Dienst.
Die Gehälter der Erzieher/innen liegen zwischen 2.590 Euro und 3.289 Euro bzw. mit anteiliger Jahressonderzahlung zwischen 2.784 Euro und 3.536 Euro. Bei Erzieher/innen mit schwieriger Tätigkeit (EG S 8) sind es zwischen 2.478 Euro und 3.732 Euro bzw. mit anteiliger Jahressonderzahlung 2.664 Euro und 4.012 Euro.

Die Erziehergehälter nach dem TVöD liegen laut Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbändehöher (VKA) als in anderen Ausbildungsberufen. Derzeit verhandeln die Tarifvertragsparteien die Entgeltordnung zum TVöD für alle rund zwei Millionen TVöD-Beschäftigten. Die VKA sei zu Verhandlungen und Änderungen bei der Eingruppierung bereit, auch für den Sozial- und Erziehungsdienst, heißt es. Es bestehe aber kein „Nachholbedarf". Den hätten die Tarifvertragsparteien 2009 bereinigt.

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