Therapie mit Minipumpe, ECMO und Hypothermie
Die MHH-Kardiologen mussten bei dem Journalisten nach einem ST-Hebungsinfarkt mit Kammerflimmern mit Hilfe einer Koronarangiographie den Verschluss der rechten Herzkranzarterie wieder eröffnen und setzten einen Stent ein. Doch das allein reichte nicht: Beide Herzkammern waren so extrem in ihrer Pumpleistung eingeschränkt, dass die Ärzte auf der Intensivstation zu einer Dreifachtherapie greifen mussten: Hypothermie, Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) und Miniaturpumpe zur Unterstützung der linken Herzkammer.
Bei reanimierten Patienten wird an der MHH als Standardtherapie eine Hypothermie eingeleitet. Dabei wird die Körpertemperatur gezielt auf 32 bis 34 Grad Celsius abgesenkt. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Hypothermie die Überlebenschancen nach Reanimationen steigert. „Vor allem wird die durch Sauerstoffmangel während des Herzstillstands bedingte Hirnschädigung deutlich vermindert", sagt Professor Dr. Andreas Schäfer, stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie und Leiter der kardiologischen Intensivstation.
Zudem setzen die Ärzte dem Patienten ein Herzunterstützungssystem ein. „Mit unseren minimal-invasiven Methoden haben wir über die Leistenarterie eine Impella-Mikroaxialpumpe in die linke Herzkammer implantiert", erläutert Professor Bauersachs. Sie übernimmt die Pumpfunktion des Herzmuskels und befördert das Blut in den Körper. Außerdem haben die Ärzte der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie den Patienten mit einer sogenannten ECMO versorgt, einer extrakorporalen Membranoxygenierung. Dem Patienten wird dabei aus einer großen Vene das sauerstoffarme Blut entnommen. Im ECMO-Gerät findet – ähnlich wie sonst in der Lunge – der Gasaustausch statt. Das sauerstoffreiche Blut wird dem Patienten in eine Arterie zurückgeführt. Die MHH ist bundesweit bekannt für die hohe Expertise, die sie beim Einsatz dieser Methode hat.
Das Herz erholte sich nach einer Woche
„Alle diese Maßnahmen haben das geschädigte Herz entlastet", sagt Professor Bauersachs. „Nach einer Woche hatte sich der Herzmuskel so weit erholt, dass wir die Unterstützungssysteme schrittweise entfernen konnten." Der große Vorteil des Reanimationszentrums der MHH, die auch über eine „Acute and Advanced Heart Failure Unit" verfügt, ist, dass für extreme Notfälle auch die Kompetenz der herzchirurgischen Klinik von Professor Dr. Axel Haverich jederzeit verfügbar ist. „Ob komplexe Bypass- oder Herzklappenoperationen oder das Einsetzen sogenannter Kunstherzen bis hin zur Herztransplantation stehen wir im Zusammenspiel mit den Kardiologen für unsere Patienten bereit", sagt Professor Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.
Etwas vom Glück zurückgeben
Uwe Bentlage hat von diesen zweieinhalb Wochen nichts mitbekommen. „Ich war die gesamte Zeit bewusstlos und bin erst in der anderen Klinik wieder aufgewacht", wohin er nach seiner intensivmedizinischen Behandlung in der MHH wieder zurückverlegt worden war. In einer mehrmonatigen Rehabilitation fand der heute 54-Jährige wieder zurück ins Leben. „Ich musste sogar das Gehen wieder neu lernen." Vor seinem Infarkt hatte Bentlage das Regionalstudio eines Rundfunksenders in Hannover geleitet, nahm als Hobby an Schwimmwettkämpfen teil. Mittlerweile ist er berentet, arbeitet aber immer noch als freier Journalist. Beim jüngsten Belastungs-EKG bescheinigte ihm sein Kardiologe Top-Werte, Wettkampfschwimmen will er aber lieber nicht mehr. Mittlerweile unterstützt Uwe Bentlage das THW Wunstorf als aktiver Helfer. „Ich möchte gern etwas zurückgeben von dem Glück, das ich hatte." Sagt er und erinnert daran, dass man ihm eine Überlebenschance von 15 Prozent gegeben hatte. „Den 20. September feiere ich als meinen zweiten Geburtstag."
Bild oben: Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links)
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