Hier stehen keine Kreuze wie sonst auf dem Friedhof üblich – christliche Symbole wird man auf dem neuen Gräberfeld am Wölfling nicht finden. Seit etwa einem dreiviertel Jahr können sich dort Muslime aus Bad Urach bestatten lassen. Fünf der vorläufig 60 Felder sind schon belegt. Bad Urach ist laut ihrem Bürgermeister Elmar Rebmann eine der ersten Kommunen in der Region, die ein muslimisches Gräberfeld angelegt habe.
Die Stadt wolle den muslimischen Mitbürgern so ein weiteres Stück Heimat geben - so Rebmann. Es sei ja bisher so gewesen, dass die Uracher Muslime keine muslimischen Bestattungen durchführen konnten. Sie hätten entweder in eine andere Stadt – die nächste Stadt war Reutlingen – oder ihre Verstorbenen in ihr Heimatland überführen müssen. Mit der Anlegung dieses Gräberfeldes gäbe es laut Rebmann nun die Möglichkeit, die Angehörigen in ihrer Heimatstadt zu beerdigen. Und es seien viele, die bereits in der dritten und vierten Generation in Bad Urach seien.
Ein Stück gelebte Integration also, die in Bad Urach auf vielfältige Weise betrieben werde. Mit der Stelle oberhalb der nichtmuslimischen Ruhestätten habe man einen "würdevollen" Platz gefunden. Er erfülle die Bestattungsregelungen, die im Islam bestehen. Dem Tübinger Imam Muharrem Kuzey zufolge solle man verstorbene Muslime in Richtung nach Mekka ausgerichtet bestatten. Das sei wichtig. Außerdem müssten Muslime innerhalb von 24 Stunden begraben werden, weshalb es besonders wichtig sei, in Deutschland ein solche Möglichkeit zu haben.
Durch den hinter der Aussegnungshalle speziell eingerichteten Raum haben Muslime künftig die Möglichkeit, ihre Toten vor der Bestattung entsprechend vorzubereiten: also zu waschen, salben und einzukleiden. Das verlange die islamische Religion - so Kuzey. Deswegen sollten Muslime alle Verstorbenen waschen. Das heiße religiöse Waschung. Außerdem würden sie ein Tuch auf den Verstorbenen legen. Danach würden die Toten wir im Grab ohne Sarg auf den Boden gelegt.
Noch vor gut einem Jahr wäre das weder in Bad Urach noch sonst wo in Baden-Württemberg möglich gewesen. Bis dahin galt im Land die Sargpflicht. Hier lebende Muslime konnten daher das letzte Gefühl der Fremdheit nicht komplett ablegen. In Bad Urach soll das nun der Vergangenheit angehören.
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