Anzeigetafel: Zug fällt aus | Bildquelle: RTF.1

Deutschland:

Tarifverhandlungen stocken - Lokführer-Gewerkschaft GDL kündigt neue Streiks an - Bahnvorstand: "Ein Meter vor der Ziellinie"

Stand: 17.04.15 20:26 Uhr

Bei den Lokführern der Bahn stehen die Zeichen wieder auf Streik: Die Gewerkschaft GDL hat die Tarifverhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt. GDL-Chef Klaus Weselsky kündigte einen Arbeitskampf "für bessere Arbeitszeiten, höheres Entgelt und Belastungssenkung" an. Bahn-Personalvorstand Weber meint: "Soweit waren wir noch nie". Die Fahrgastvereinigung "Pro Bahn" hat heftige Kritik an der erneuten Streikandrohung geübt.

Was der GDL seit Monaten geboten werde, sei unhaltbar, heißt es von der Lokführer-Gewerkschaft.  Für das Zugpersonal lasse sich so kein zukunftsweisendes Tarifwerk zu schaffen. Die Bahn verhandele um des Verhandelns willen, aber sie wolle keinerlei Ergebnisse erzielen, so der Vorwurf.

Die GDL forderte vor der jüngsten Verhandlungsrunde ein schriftlich fixiertes Zwischenergebnis, das aus ihrer Sicht einen Fortschritt beinhaltet - ansonsten gehe man in einen Arbeitskampf.

Die Deutsche Bahn hat die Reaktion der GDL nach den zweitägigen Tarifverhandlungen als völlig unverständlich bezeichnet. „Das ist überhaupt nicht zu verstehen und entspricht in keinster Weise dem Verhandlungsstand", sagte DB-Personalvorstand Ulrich Weber. Für den 27. und 29. April waren weitere Verhandlungstermine vereinbart, um über Geld und Arbeitszeiten zu sprechen.

Die aktuelle Tarifrunde zwischen DB und den beiden Gewerkschaften EVG und GDL ist kompliziert, weil nicht alleine um Prozente gerungen wird. Neben Forderungen nach höheren Löhnen geht es um Grundsätzliches: Welche Gewerkschaft verhandelt für welche Berufsgruppe? Die GDL hat ihre Forderungen nicht nur wie bisher für Lokführer, sondern auch für Lokrangierführer, Zugbegleiter, Bordgastronomen, Disponenten, Trainer und Instruktoren erhoben. Und die EVG will künftig auch einen Funktionsgruppen-Tarifvertrag für EVG-Lokführer abschließen.

Die Bahn müsste dann mit zwei Gewerkschaften für gleiche Berufsgruppen verhandeln und Tarifverträge schließen.

DB und GDL hätten weitgehend Einvernehmen über die Abbildung der relevanten Berufsgruppen in Flächen- und Haustarifverträgen erzielt gehabt, so die Bahn. Trotz Übereinstimmungen und Kompromissen auf beiden Seiten lehne die GDL nun ein seriöses Paket ab.

Bahn-Personalvorstand Weber: „Wir sind einen Meter vor der Ziellinie und haben ein Paket mit Lösungen und guten Vorschlägen auf dem Tisch. Das Verhalten der GDL-Spitze ist angesichts des Verhandlungsstandes unerklärlich. Soweit waren wir noch nie."

In der zweitägigen Verhandlung stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Tätigkeiten Zugbegleiter/Bordgastronomen, Lokrangierführer sowie Disponenten und Ausbilder in der künftigen Tarifstruktur abgebildet werden. Bei den Tätigkeiten Zugbegleiter/Bordgastronomen, Ausbilder und Disponenten sind sich DB und GDL einig geworden. Auch zu der Gruppe der Lokrangierführer gab es ein grundsätzliches Einvernehmen, wie die Tätigkeit von rund 3.100 Lokrangierführern im Tarifwerk abgebildet werden kann.

„So kurz vor einem entscheidenden Schritt macht die GDL einen Rückzieher", kritisiert DB–Personalvorstand Weber. "Wir bleiben dabei: Wir wollen genau wie unsere Mitarbeiter diese Tarifrunde abschließen." Für die DB bleibe wichtig, die betrieblichen Realitäten im Unternehmen abzubilden, konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe zu vermeiden und Ergebnisse zu erzielen, die wirtschaftlich vertretbar und vernünftig seien.

Die Fahrgastvereinigung "Pro Bahn" hat heftige Kritik an der erneuten Streikandrohung durch die GDL geübt. "So langsam haben die Fahrgäste kein Verständnis mehr", sagte Vorstandsmitglied Karl-Peter Naumann dem Tagesspiegel. "Mit solchen Aktionen schadet GDL-Chef Weselsky den Gewerkschaften mehr als er den Arbeitnehmern nutzt". Der Chef der Lokführergewerkschaft stehe unter erheblichem Druck, eine Tarifeinigung mit der Bahn noch vor der Verabschiedung des Tarifeinheitsgesetzes durchzusetzen. "Das ist seine letzte Chance", sagte Naumann.

WERBUNG:



Seitenanzeige: