Kampf gegen Ebola | Bildquelle: CDC/Sally Ezra (Public Domain)

Afrika/Deutschland:

Ärztepräsident Montgomery: Ebola wurde unterschätzt

Stand: 06.04.15 17:22 Uhr

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat Regierung, Wissenschaft und Hilfsorganisationen vorgeworfen, die Ebola-Seuche in Afrika unterschätzt zu haben. "Es wurde auf die Ebola-Krise nicht schnell genug reagiert. Diesen Vorwurf mache ich aber nicht der Regierung allein, sondern uns allen. Auch die wissenschaftliche Community und die Hilfsorganisationen haben die Ausbreitung von Ebola unterschätzt", sagte Montgomery der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post"

"Wir haben alle die Dramatik dieser Krise unterschätzt." "Als die Krise in ihrer ganzen Dimension erkannt war, hat die Regierung gut reagiert", sagte Montgomery. Die Dynamik der Ausbreitung sei auch deshalb falsch eingeschätzt worden, weil sich kein Mensch habe vorstellen können, wie desolat die Situation der Gesundheitsversorgung in den drei betroffenen Staaten sei. Montgomery forderte eine "weltweite Initiative", um die Bevölkerung in den betroffenen Regionen zu impfen. "Solche Landstriche entvölkernde Krankheiten lassen sich nur mit Impfungen beseitigen", sagte der Ärztepräsident.

Im vergangenen Jahr kam es in Westafrika zum bisher größten Ausbruch des tödlichen Ebola-Virus. Besonders betroffen waren die Länder Guinea, Sierra Leone und Liberia. Gezählt wurden bislang mehr als 10 000 Tote. Die Dunkelziffer soll noch viel höher sein. Mittlerweile gibt es vielfältige internationale Hilfe. Auch deutsche Teams sind vor Ort. Am Dienstag fliegen Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller (CSU) in die betroffenen Gebiete, um sich ein Bild von der Lage machen. Auch der G7-Gipfel im Juni in Deutschland will sich damit beschäftigen, wie sich solche Krisen in Zukunft vermeiden lassen. Die Ärzte wollen Ebola zum Thema beim nächsten Ärztetag machen.

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