Flughafen Stuttgart | Bildquelle: RTF.1

Berlin:

Arbeitsbedingungen von Piloten - Germania nennt Bericht "beispiellose Rufschädigung"

Stand: 06.04.15 11:34 Uhr

Wirbel um ein Interview, das die BILD-Zeitung mit einem Germania-Piloten geführt haben will. "Die Antworten jagen einem Schauer über den Rücken" raunt die Zeitung in der Einleitung, der Gesprächspartner bleibt anonym. Doch die deutsche Fluggesellschaft hält dagegen: "Die Berichterstattung enthält eine Vielzahl von Unwahrheiten" schreibt die Rechtsanwaltskanzlei in einer öffentlichen Stellungnahme an die Medien. Germania spricht sogar von "beispielloser Rufschädigung".

Die Kanzlei von Germania listet etliche "Unwahrheiten und Ungenauigkeiten" auf, die sie zu dem Schluss kommen lassen: Es bestünden "ernsthafte Zweifel daran, dass der anonym zitierte Pilot überhaupt für unsere Mandantin arbeitet".

Die Stellungnahme zu dem Bild-Interview mit der Überschrift "Ich arbeite oft länger als 14 Stunden" im Wortlaut:

"Die Flugplanung und damit auch die Planung der Arbeitszeiten erfolgt bei unserer Mandantin streng gemäß den gesetzlichen Vorschriften. Insofern wird bei unserer Mandantin in keinem Fall eine Überschreitung der gesetzlichen Arbeitszeit geplant. Dies wird auch dadurch sichergestellt, dass Sicherheitssysteme eine solche unzulässige Arbeitszeitüberschreitung aufzeigen würden. Es wird erst recht kein Druck auf die Piloten ausgeübt, um diese zu einer Überschreitung der gesetzlichen Arbeitszeiten zu bewegen.

Sollte in nicht vorhersehbaren Fällen (z.B. durch Verspätungen o.ä.) eine Überschreitung der grundsätzlich zulässigen Flugdienstzeit im Rahmen der gesetzlich erlaubten Ausnahmen erforderlich werden, obliegt diese Entscheidung dem jeweiligen Kapitän nach Anhörung der Besatzung. Solche Ausnahmen werden dem Luftfahrt-Bundesamt stets gemeldet. Die Einhaltung der Arbeitszeitbestimmungen wird permanent durch das Luftfahrt-Bundesamt überwacht.

Es ist auch unzutreffend, dass unsere Mandantin ihre Piloten anweist, den Zusatzkraftstoff so zu reduzieren, dass daraus Sicherheitsrisiken entstehen. In keinem Fall werden bei unserer Mandantin die durch gesetzliche Vorgaben festgelegten Kraftstoffmengen unterschritten. Es sind stets Reserven vorhanden für unerwartete Abweichungen von der berechneten Route, für Warteschleifen und für Landungen auf alternativen Flugplätzen. Darüber hinaus trifft jeder Kapitän selbstständig die Entscheidung darüber, welche zusätzliche Kraftstoffmenge er mitführt.

Unsere Mandantin stellt Ihre angestellten Piloten auch nicht vor die Wahl, entweder einen "neuen, schlechteren Vertrag" zu unterschreiben oder zu kündigen. Bei unserer Mandantin wurden keine Änderungskündigungen ausgesprochen und auch kein Druck auf die Piloten ausgeübt, laufende Verträge zu kündigen.

Ferner ist die Darstellung der flugmedizinischen Untersuchungen schlichtweg falsch. Diese beschränken sich standardmäßig keineswegs nur auf eine Blutentnahme und eine Urinprobe. Auch hier hält unsere Mandantin die strengen gesetzlichen Vorgaben strikt ein. Die spezialisierten und durch das Luftfahrtbundesamt zugelassenen Flugmediziner ordnen anlassbezogen alle nach ihrem Ermessen erforderlichen Untersuchungen an. Dazu können je nach Anlass auch Belastungstests sowie weitergehende Untersuchungen gehören.

Schließlich ist es unwahr, dass unsere Mandantin Streitigkeiten unter Piloten, die ihr gemeldet werden, ignoriert. Auch wenn derartige Fälle extrem selten vorkommen, nimmt unsere Mandantin diese sehr ernst. In einem solchen Fall wird stets ein internes Verfahren durchgeführt, welches bei ausreichend klarer Sachlage regelmäßig mit einer konkreten Maßnahme beendet wird."

Auf ihrer Homepage spricht Germania sogar von "beispielloser Rufschädigung", gegen die man sich ausdrücklich verwehre. "Die Germania hat sich in ihrem über 30 jährigen Bestehen durch einen jederzeit sicheren Flugbetrieb und höchste Qualitätsstandards im Hinblick auf das Training und die Auswahl ihrer Piloten sowie die Wartung ihrer Flugzeuge ausgezeichnet. Als IATA Mitglied unterwirft sich die Germania allen weltweit geltenden Standards und ist zudem seit 2010 ununterbrochen IOSA-zertifiziert."

Auch in anderen Medien, wie hier bei Spiegel Online, sind kritische Berichte über Arbeitsbedingungen von Piloten zu lesen - die Aussagen werden aber nicht konkreten Airlines zugeordnet.

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