Heinrich Bedford-Strohm, EKD-Ratsvorsitzender | Bildquelle: Pressebild EKD.de

Naher Osten:

Evangelische Kirche befürchtet Verschwinden aller Christen aus Nahost wegen Gewalt und Verfolgung

Stand: 04.04.15 14:38 Uhr

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) befürchtet, dass im Nahen Osten bald keine Christen mehr leben werden. In einem Interview sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, diese Gefahr sei "sehr real". Die Christen in Syrien seien unmittelbar bedroht. "Es macht uns traurig, wenn die Jahrtausende alte Präsenz des Christentums gewaltsam beendet würde, weil Menschen fliehen müssen", so Bedford-Strohm zur Neuen Osnabrücker Zeitung.

Der EKD-Ratsvorsitzende äußerte zugleich Verständnis dafür, dass verfolgte Christen aus dem Nahen Osten nach mehrfacher Vertreibung ihre Heimat verlassen und nach Europa fliehen wollten. "Dann müssen wir ihnen nach all ihrem Leid helfen", forderte Bedford-Strohm, der auch Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ist.

Den Einsatz von militärischer Gewalt zum Schutz der bedrängten Christen vor dem Terror des "Islamischen Staates" (IS) hält der Theologe für legitim. Pazifisten dürften sich nicht auf einer moralisch höheren Stufe wähnen, wenn sie diesen Einsatz nicht wollten. Niemand, der Gewalt grundsätzlich ablehne, könne sich dabei ruhig fühlen. "Denn auch er lädt Schuld auf sich, wenn er nichts Wirksames unternimmt, um den Mord an vielen Menschen zu verhindern", sagte Bedford-Strohm.

"Der Umgang mit Gewalt ist eine sehr schwierige Entscheidung", stellte er weiter fest. "So oder so laden wir Schuld auf uns." Der Einsatz von Gewalt zum Schutz vor dem IS-Terror ist in der EKD umstritten. Die frühere EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hatte sich im September 2014 gegen Waffenlieferungen an Kurden angesichts des IS-Terrors in Syrien und dem Irak ausgesprochen.

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