Ebola-Virus unter dem Elektronenmikroskop | Bildquelle: CDC/NIAID (Public Domain)

Tübingen:

Vielversprechender Ebola-Impfstoff - Tropeninstitut stellt erste Studienergebnisse vor

Stand: 02.04.15 15:34 Uhr

Mehr als 10.000 Todesopfer hat die Ebola-Epidemie in Westafrika bis jetzt gefordert. Nun gibt es Hoffnung. Seit November 2014 haben rund 140 freiwillige Probanden aus dem afrikanischen Lambaréné und Kilifi sowie aus Genf und Hamburg an einer klinischen Studie mit einem experimentellen Ebola-Impfstoff aus Kanada teilgenommen. Entscheidend daran beteiligt war auch das Tropeninstitut Tübingen. Gestern haben die Mediziner die ersten Studienergebnisse vorgestellt.


Für Professor Peter Kremsner, Direktor des Tübinger Tropeninstituts, sei es eine Ehre gewesen, als die Weltgesundheitsorganisation ihm die Leitung der klinischen Studie übertragen hatte. Der entsprechende Impfstoff sei schon vor gut zehn Jahren in Kanada entwickelt worden. Die Forscher hätten in spezielle Viren einen Teil des Ebola-Virus eingebaut. Diese Viren mit dem Ebola-Virus-Antigen drin würden sich laut Kremsner auch im Körper vermehren. Durch dieses Vermehren würden sehr viele Ebola-Virus-Glykoproteine im Körper entstehen. Die würden dazu führen, dass eine Immunantwort ausgelöst werde und Antikörper produziert würden gegen diese Ebola-Hüllproteine. Diese Antikörper seien dann schützend gegen die Ebola-Viren.

Bisherige Tierversuche haben laut Kremsner einen 100-prozentigen Schutz gezeigt. Die aktuellen klinischen Studien untersuchen jetzt die Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffes und die Abhängigkeit von Dosis und Wirkung. Die Probanden würden das Serum sehr gut vertragen. Wie Kremsner zufolge zu erwarten, gäbe es eine Dosisabhängigkeit der Verträglichkeit. Das heißt: Sehr niedrige Dosierungen des Impfstoffes würden kaum oder sehr wenig Nebenwirkungen zeigen, während die höheren Dosen doch deutlich mehr Nebenwirkungen zeigen würden. Es gäbe aber bisher in den Studien keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Das sei die eine Seite. Und die andere sei - so Kremsner -  dass man die Antikörper auch schon mit relativ geringen Impfdosen erzeugen könne. Für einen ausreichenden Schutz bedarf es also nur wenig Impfstoff.

Momentan sähe es auch so aus, dass das Mittel gegen die meisten Ebola-Viren wirken würde. Im Moment werde es dem Studien-Koordinator nach aber sehr schwierig sein, diese Wirksamkeit wirklich zu zeigen - schlicht aufgrund der abnehmenden Fallzahlen von Ebola. In der letzten Woche gab es - Gott sei Dank, so Kremsner - nurmehr 75 Neuerkrankungen. Diese Fallzahlen seien zu wenig, um wirklich Wirksamkeitsprüfungen eines Impfstoffes durchzuführen.

Es ist geplant, die restlichen Studien so schnell es geht abzuschließen, sodass der Impfstoff noch in diesem Jahr zugelassen werden kann. Ob er dann breit, nur punktuell in gewissen ländlichen Gegenden oder erst bei einem erneuten Ausbruch eingesetzt werde, kann Kremsner noch nicht sagen. Eine prophilaktische Impfung, also vor der Infektion, sei seiner Meinung nach sicherlich immer besser. Aber es scheine – das könne man aus den Tierversuchen schließen – ähnlich wie bei der Tollwut auch zu funktionieren, bei der man auch postexpositionell impfen könne. Das heißt: Auch wenn die Ebola-Virusinfektion stattgefunden habe, habe man vielleicht noch ein kleines Zeitfenster von wenigen Tagen, in dem man die Impfung einsetzen könne, und zwar erfolgreich einsetzen könne. Im bestmöglichen Fall hält eine derartige Impfung ein Leben lang. Alles in allem zeigte sich der Mediziner jedenfalls überaus optimistisch.

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