Ursachen? Nischenbildung und Plattentektonik
„Wir haben herausgefunden, dass zwar auch die Anzahl der Arten innerhalb von lokalen Lebensgemeinschaften im frühen Kambrium angestiegen ist, dies aber nicht der Hauptgrund war für die Entwicklung der Artenvielfalt auf globaler Ebene", sagt Lin Na vom Lehrstuhl für Paläoumwelt an der FAU. Viel wichtiger sei stattdessen die unterschiedliche Entwicklung zwischen verschiedenen Populationen gewesen. Demnach passten sich die Tierarten zunehmend an ihren Lebensraum an, engten ihre ökologische Nische damit ein. Das Ergebnis: Die einzelnen Populationen entwickelten sich ihren Umgebungen entsprechend zu neuen Arten weiter. Dabei spielten auch Raubtiere eine wichtige Rolle, wie Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt, erklärt: „Räuber hielten die Populationsgrößen klein und verhinderten damit übermäßig starke Konkurrenz um Ressourcen. Gleichzeitig zwangen sie die Arten aber dazu, immer neue Wege zu gehen, um einerseits dem Gefressenwerden zu entgehen, andererseits, um mit immer ausgefeilteren Methoden Beute zu machen."
Dieses biologische Wettrüsten kontrollierte die Artenvielfalt auf lokaler und regionaler Ebene. Auf globaler Ebene trieb jedoch ein anderer Faktor die Entwicklung der Arten entscheidend voran: die Plattentektonik. Zu Beginn des Kambriums brach ein alter Superkontinent, Pannotia, auseinander. Von da an trennten tiefe Meere die Teile des Festlands, die verschiedenen Meeresbewohner entwickelten sich getrennt voneinander weiter. „Wir haben einen starken Anstieg festgestellt beim Provinzialismus: Die Artenzusammensetzung unterschied sich zwischen den alten Schelfmeeren der Kontinente immer stärker. Dies könnte der Hauptgrund sein, warum die Gesamtzahl an Arten so stark angestiegen ist", sagt Lin Na.
*Lin Na, Wolfgang Kießling: „Diversity partitioning during the Cambrian radiation", Proceedings of the National Academy of Sciences (USA). doi: 10.1073/pnas.1424985112
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