Leichtathletik: Startblöcke | Bildquelle: RTF.1

Köln:

Neuer Doping-Test entwickelt - Ein Blutstropfen genügt für Analyse

Stand: 31.03.15 16:01 Uhr

Im Kampf gegen Doping ist offensichtlich eine neue Dimension erreicht. Ab sofort soll es möglich sein, dopende Sportler allein durch einen Pikser in den Finger zu überführen. Nach Informationen der ARD-Recherche-Redaktion Sport wurde im deutschen Anti-Doping-Labor in Köln ein neuer Test entwickelt, bei dem ein einziger Blutstropfen für die Analyse ausreicht. Die Entwicklung könnte verstärkte Kontrollen im Breitensport bringen.

Der Test sei schneller, unkomplizierter und kostengünstiger als die bisherigen Urin- und Blutkontrollen, sagt der Kölner Doping-Analytiker Prof. Dr. Mario Thevis im Interview: "Für die Dopingkontrolle würde bei dem Sportler mit Hilfe einer Lanzette oder Nadel ein Stich zum Beispiel in den Finger durchgeführt werden. Der austretende Bluttropfen würde auf eine Scheckkarten große Karte gegeben werden. Der Tropfen trocknet dann darauf und kann in einem entsprechenden Behälter und konventioneller Post einfach bei Raumtemperatur getrocknet zum Dopingkontroll-Labor gesendet werden."

Die verfeinerte Nachweismethode wurde am Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung unter anderem für Kontrollen im Breitensport entwickelt. Wie Nachforschungen der ARD-Recherche-Redaktion Sport ergaben, werden Hobbysportler bei Radrennen, Marathons und Triathlons in Deutschland, Österreich und der Schweiz kaum getestet.

Viele Veranstalter verzichten aus Kostengründen, und weil der organisatorische Aufwand zu groß ist, sogar komplett auf Dopingkontrollen. Dabei gebe es genügend Hinweise darauf, dass gerade auch bei Rennen im Ausdauer-Breitensport gedopt wird, sagt der österreichische Sportmoderator Othmar Peer, der den Ötztaler Radmarathon als Organisator mit aufgebaut hat. "Das ist für mich als Moderator immer ein bisschen schwierig: Da soll ich im Ziel Stimmung machen und weiß genau, also das ist sicher nicht mit rechten Dingen zugegangen. Man sieht das an diversen Leistungssprüngen bei Teilnehmern. Natürlich werden an der Spitze einige sein, die mit unerlaubten Mitteln arbeiten. Aber das Problem ist auch weiter hinten zu finden. Die Leute haben ihre persönlichen Ziele, die sie mit allen Mitteln erreichen wollen. Manche nehmen sogar etwas, weil sie unter zehn Stunden fahren wollen", so Othmar Peer gegenüber der ARD-Recherche-Redaktion Sport.

Othmar Peer geht von einer extremen Doping-Dunkelziffer generell bei Breitensportveranstaltungen im Ausdauerbereich aus. Das Thema wird in den sozialen Netzwerken und Internetforen seit Wochen schon heiß diskutiert. Immer mehr Hobby-Radsportler fordern Kontrollen und saubere Rennen. Mit dem sogenannten Blutstropfen-Test gebe es dafür jetzt eine neue Alternative zu den bisherigen Kontroll-Verfahren, so Doping-Analytiker Prof. Dr. Mario Thevis: "Der Test wäre für Breitensport-Veranstaltungen insofern sinnvoll, als dass man die größten Probleme in diesem Bereich auch analytisch angehen kann. Die Kosten der Proben-Entnahme und des Transports werden enorm reduziert. Und man kann sagen, wir testen jetzt nicht das ganze Spektrum an Substanzen ab wie im Spitzensport, sondern konzentrieren uns auf die wesentlichen Aspekte wie anabole Steroide, Stimulanzien, Cannabinoide etc. und wollen dies insbesondere zum Schutz und zur Aufklärung der Jugendlichen, der nachwachsenden Sportler-Generation, einsetzen."

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