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Hustensaft hilft Diabetikern - Dextromethorphan verbessert Blutzucker bei Typ2-Diabetes

Stand: 27.03.15 19:11 Uhr

27.03.2015. (ARNE CLAUSSEN) Dextromethorphan, ein Wirkstoff in vielen rezeptfreien hustenstillenden Medikamenten, verbessert den Blutzucker bei Patienten mit Typ2-Diabetes. Dies haben Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) in Zusammenarbeit mit dem Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH bei Untersuchungen von Mäusen und Menschen herausgefunden. Ihre Ergebnisse veröffentlichen sie in der Online-Publikation der Zeitschrift Nature Medicine.

In Langerhans-Inselzellen wird Insulin produziert. Jede Langerhans-Insel ist etwa ein Zehntel bis einen halben Millimeter groß und besteht aus mehreren Dutzend bis wenigen Tausend Betazellen. Die menschliche Bauchspeicheldrüse beherbergt etwa eine Million Langerhans-Inseln. Diabetische Inseln, die mit einer wirksamen Dosis von Dextromethorphan behandelt worden sind, haben weniger tote Betazellen und produzieren mehr Insulin.

Das Hormon Insulin ist entscheidend für den Zuckerstoffwechsel im Körper: Fehlt es an Insulin, kommt es zu einem Anstieg des Blutzuckers. Eine Überzuckerung des Blutes kann zu einem lebensbedrohlichen Zuckerschock oder langfristig zur Schädigung vieler Organe führen. Diabetes-Patienten sind häufig darauf angewiesen, mit Medikamenten die Insulinproduktion anzuregen. Im weiteren Krankheitsverlauf müssen viele von ihnen mehrmals täglich den Blutzuckerspiegel kontrollieren und diesen – entsprechend ihrer Nahrungsaufnahme – durch Spritzen von Insulin regeln.

In der Publikation in Nature Medicine zeigen die Düsseldorfer Wissenschaftler zusammen mit Kooperationspartnern, dass der Wirkstoff Dextromethorphan die sogenannten Betazellen in der Bauchspeicheldrüse dazu anregt, bei erhöhtem Blutzuckerspiegel mehr Insulin abzugeben. Hierdurch wird bei den Probanden der Blutzuckerspiegel verbessert, insbesondere werden Spitzen in der Blutzuckerkonzentration verringert.

Die Experimente weisen darauf hin, dass Dextromethorphan die Insulin-produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse stärkt und sie möglicherweise vor einem Zelltod schützt. Dies könnte die Lage der Patienten langfristig verbessern: Denn häufig verschlechtert sich der Diabetes im Laufe der Zeit, weil Betazellen zunehmend weniger Insulin abgeben oder ganz absterben.Auch Typ1-Diabetiker – bei denen die Betazellen durch eine Autoimmunreaktion sterben – können profitieren. Prof. Dr. Eckhard Lammert, Leiter des Instituts für Stoffwechselphysiologie der HHU, dazu: „Wir werden längerfristig unter ärztlicher Aufsicht untersuchen, ob die Gabe von Dextromethorphan bei Typ1-Diabetikern während der Frühphase der Erkrankung eine Insulinfreiheit herbeiführen kann."

Die vorgestellte Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Institut für Stoffwechselphysiologie der HHU und des UKD mit dem Deutschen Diabetes Zentrum in Düsseldorf, dem Profil Institut für Stoffwechselforschung GmbH in Neuss, den MLM Medical Labs GmbH in Mönchengladbach sowie ausländischen Laboratorien.

Originalpublikation: Jan Marquardt, Silke Otter, Alena Welters, Alin Stirban, Annelie Fischer, Jan Eglinger, Diran Herebian, Olaf Kletke, Masa Skelin Klemen, Andraz Stozer, Stephan Wnendt, Lorenzo Piemonti, Martin Köhler, Jorge Ferrer, Bernard Thorens, Freimut Schliess, Marjan Slak Rupnik, Tim Heise, Per-Olof Berggren, Nikolaj Klöcker, Thomas Meissner, Ertan Mayatepek, Daniel Eberhard, Martin Kragl & Eckhard Lammert, „Characterization of pancreatic NMDA receptors as possible drug targets for diabetes treatment". Online: DOI: 10.1038/nm.3822

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