Jahresempfang Regierungspräsidium Tübingen | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

EnBW-Chef Mastiaux spricht bei Jahresempfang des Regierungspräsidiums über Energiewende

Stand: 27.03.15 17:34 Uhr

Er will nicht nur über die Probleme der Energiewende diskutieren, sondern auch die Chancen wahrnehmen. So lautet das Credo von Dr. Frank Mastiaux, dem Vorstandsvorsitzenden der EnBW. Er sprach gestern Nachmittag als Gastredner auf dem Jahresempfang des Regierungspräsidiums Tübingen. Mastiaux thematisierte unter anderem, mit welchen Schwierigkeiten der baden-württembergische Energieriese zu kämpfen hat, wo die Politik gefragt ist und welche Chancen er für sich erkannt hat.


Energieriesen wie die EnBW haben nicht gerade das beste Image bei der Bevölkerung. Das weiß auch Mastiaux. Die großen vier Stromkonzerne in Deutschland gelten seit der Energiewende als "Dinosaurier". Ihr Geschäftsmodell ist durch die Energiewende kräftig durcheinander geschüttelt worden. Die Herausforderungen seien enorm, so Mastiaux. Während die Erneuerbaren Energien stetig ausgebaut würden, fielen die Strompreise in den Keller, und die Kohle- und Gaskraftwerke erwiesen sich als immer unrentabler. Insofern sei es auch nicht überraschend, so Mastiaux, dass der Konzern in diesem Jahr einen Verlust verzeichnen musste. "Nicht weil wir operativ nicht unser Geld verdient hätten, sondern weil der Wert der Kraftwerke die wir einfach haben nicht mehr dem zukünftigen Wert entspricht, den wir mal in den Büchern hatten. Da mussten wir Abschreibungen vornehmen", so der Vorstandsvorsitzende.

Im Geschäftsjahr 2014 hatte der Konzern einen Verlust von 450 Millionen Euro hinnehmen müssen. Und auch wenn die EnBW schon kräftig in Erneuerbare Energien investiert hat und seine Investitionen noch steigern will, werden sich aus Mastiaux Sicht weitere Verluste nicht verhindern lassen. Denn: "Wir haben als EnBW sechs Blöcke zur Stilllegung angemeldet, weil die nicht mehr wirtschaftlich sind. Und es gibt eine so genannte Reservekraftwerksverordnung. Da testet die Bundesnetzagentur: ist das Kraftwerk eigentlich notwendig. Und in allen Fällen war die Antwort: Ja! Sie können das nicht abschalten", schildert Dr. Frank Mastiaux.

Für die EnBW bedeute das natürlich weitere finanzielle Verluste. Neben den Geldeinbußen müsse aber auch über die Mitarbeiter nachgedacht werden. Es sei nicht einfach, so Mastiaux, sie vor dem Hintergrund der "Dinosaurier-Rhetorik" zum Bleiben zu bewegen. Für den EnBW-Chef ist klar: die Politik muss tätig werden. Er fordere keine Subventionen, so Mastiaux, er wolle ein anderes Modell vorschlagen. Den Anbietern solle zur Wahl gestellt werden ihre Kraftwerke in eine Reserve hineinzubieten. Die Option werde das dann regeln und damit könne jeder leben. Die Politik müsse für die notwendigen Gesetze sorgen.

Unbedingte Klarheit forderte der EnBW-Chef auch bei der Suche nach Endlagern für den Atommüll. Denn ohne Lager könne kein Rückbau erfolgen. Die Politik müsse sich mit den Energiekonzernen an einen Tisch setzen. Denn die Energieunternehmen seien auf die Politik angewiesen und andersherum. Er habe eine feste Erwartungshaltung dass dieses Thema in 2015 "vernünftig angepackt" werde, unterstrich der Vorstandsvorsitzende. 

Natürlich sei es aber nicht Aufgabe der Politik die strukturellen Probleme von Industrie-unternehmen zu lösen. Hier müsse sich jeder ersteinmal "an die eigene Nase fassen", so der EnBW-Chef. Deshalb habe sich der Konzern auch ganz neue Geschäftsfelder erschlossen. Die EnBW biete beispielsweise Ladestationen für Elektromobile, fungiere als Dienstleister für Stromabrechnungen und sei in den Breitbandausbau fürs Internet eingestiegen.

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