A320 von germanwings | Bildquelle: Pressebild germanwings

Deutschland :

Germanwings-Copilot stürzt Airbus mit 150 Menschen absichtlich in den Tod

Stand: 26.03.15 18:32 Uhr

26.03.2015. Der Copilot der Germanwings-Maschine hat das Passagierflugzeug absichtlich in den Tod gesteuert. Das gab der Staatswanwalt von Marseille. Brice Robin, nach Auswertung des Stimmrecorders auf einer Pressekonferenz bekannt. Der Copilot sei bis zum Aufprall am Leben gewesen, seine Atmung sei schwer geworden. Der ausgesperrte Flugkapitän habe verzweifelt versucht, wieder ins Cockpit zu gelangen.

"Das macht uns fassungslos hier bei Lufthansa, bei Germanwings", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr auf einer Pressekonferenz am Nachmittag. Man wähle Cockpitpersonal sehr sorgfältig aus. In den Auswahlverfahren prüfe man nicht nur technische und kognitive Fähigkeiten. Man lasse auch viel Raum für psychologische Eignung der Kandidaten. Beide Piloten hätten die Tests durchlaufen und dann ihre Flugausbildung gemacht. Über Motive könne man nur spekulieren, man habe keinerlei Erkenntnisse.

2008 habe der Copilot seine Ausbildung begonnen, danach folgte eine 11-monatige Wartezeit, in der er als Flugbegleiter arbeitete. Seit 2013 war er als Copilot auf dem Airbus A320 tätig. Es gab vor sechs Jahren in der Ausbildung eine längere Unterbrechung, erklärte Lufthansa-Chef Spohr. Als die Eignung des Kandidaten nochmals festgestellt worden sei, habe er die Ausbildung fortgesetzt. Der Unglückspilot sei zu 100 Prozent flugtauglich gewesen: "Die fliegerischen Leistungen waren einwandfrei und ohne jede Auffälligkeit". Zur Technik sagte Spohr, der Pilot im Cockpit könne die Öffnung der Tür per Code immer verhindern. Unklar sei, ob der Copilot dies gemacht habe, oder ob der Kapitän draußen den erweiterten Code nicht eingegeben habe.

Der vorsätzlich herbeigeführte Absturz sei mit Abstand das furchtbarstes Ereignis in der Geschichte des Lufthansa-Konzerns. "Unsere Piloten bleiben die besten der Welt", betonte Spohr. Das Unglück sei ein unglaublich tragischer Einzelfall. Ein solches Einzelereignis lasse sich nicht komplett ausschließen. "Dass das ausgerechnet bei uns passiert, tut uns einfach nur leid". Sicherheit gehe bei der Lufthansa immer vor.

Erst unmittelbar vor dem Aufprall sind auf dem Stimmrecorder die Schreie der Passagiere zu hören. Offensichtlich waren die Passagiere bis kurz vor dem Aufprall ahnungslos. Das hat der französische Staatsanwalt auf seiner Pressekonferenz in Marseille bestätigt. Er sagte: "Ich glaube, dass die Opfer das erst im allerletzten Moment realisiert haben. Denn auf der Aufzeichnung hört man die Schreie der Opfer erst ganz am Ende, kurz vor dem Aufprall."

Vor der Pressekonferenz habe er als erstes alle Angehörigen über die neuen Erkenntnisse informiert. Die Angehörigen waren gestern Abend mit verschiedenen Flügen in Marseille eingetroffen und hatten sich bis zur Pressekonferenz in Marseille aufgehalten. Die Angebörigen sind jetzt auf dem Weg zum Absturzort.

Bei dem Copiloten handelt es sich um den 28-jährigen Andreas Lubitz aus Montabauer in Rheinland-Pfalz. Medienberichten zufolge sei Lubitz als ruhig und verlässig bekannt gewesen, dessen einziges Hobby das Fliegen gewesen sei. Lubitz´ Eltern befinden sich demnach ebenfalls in Frankreich.

Der Gemanwings-Copilot war demnach - wie in der vergangenen Nacht als erstes die New York Times unter Berufung auf einen hochrangigen Militär-Ermittler berichtet hatte - zum Schluss des Fluges alleine im Cockpit und hat den Sinkflug bewusst eingeleitet. Der Staatswanwalt sagte: "In den ersten 20 Flugminuten haben sich, so der Staatsanwalt, die beiden Piloten ganz normal, witzelnd, unterhalten. Dann hört man, wie der Kapitän mit dem Copiloten das Briefing für die Landung in Düsseldorf vorbereitet. Der Copilot antwortet lakonisch. Dann höre man, wie der Flugkapitän den Copiloten bittet, das Steuer zu übernehmen und man hört, wie ein Sitz zurückgleitet und der Flugkapitän das Cockpit verlässt."

Der Staatsanwalt sagt weiter: "Dann hört man, wie der Copilot, der sich nun alleine im Cockpit befindet, wie er über das Flight Monitor System den Sinklflug einleitet. Das kann nur eine bewusste Handlung sein." Dann höre man, wie der Flugkapitän mehrmals verlangt: "Lass mich rein".: "Die Fluglotsen fordern dann die Besatzung dazu auf, den Transpondernotruf auszulösen. Die Aufforderung bleibt ohne Reaktion. Der [automatische] Alarm wurde aufgelöst, um der Besatzung mitzuteilen, dass sich das Flugzeug in gefährlicher Nähe zum Boden befindet. Dann hört man heftige Schläge." Dabei soll es sich um den FLugkapitän und die Crew handeln, die gegen die von innen verschlossene Cockpit-Tür hämmern.

Der Staatsanwalt sagte weiter: "Bis zum endgültigen Aufprall hört man einen ersten Schlag, als würde das Flugzeug hart [auf einem Hügel] aufschlagen, bevor das Flugzeug dann auf dem Felsen aufprallte. Nocheinmal: Es wurde kein Notruf ausgelöst. Und es gab keinerlei Kontaktversuche [aus dem Cockpit] gegenüber der Flugsicherung."

Staatsanwalt Robin sagte: "Nach unserer gemeinsamen Meinung ist es die wahrscheinlichste Interpretation, dass der Copilot durch bewusstes Nichtreagieren sich geweigert hat, die Kabinentür wieder für den Kapitän zu öffnen, und bewusst den Sinkflug eingeleitet hat. In den letzten 8 Minuten ist das Flugzeug ja aus 10 bis 11.000 Meter Flughöhe auf 2.000 Meter abgesunken und ist dann auf den Berg geprallt. ... Man muss davon ausgehen, dass der Copilot die Zerstörung des Flugzeugs bewusst eingeleitet hat."

Bundesinnenminister de Maziere sagte als unmittelbare Reaktion auf die Informationen des französischen Staatsanwalts: "Die Fragen konzentrieren sich jetzt insbesonders auf den Hintergrund desjenigen, der [das verantwortet hat] und die entsprechenden Motive. Ich kann mitteilen, ... dass die Deutschen Sicherheitsbehörden noch am Tage des Absturzes eine Abfrage vorgenommen haben im nachrichtendienstlichen Informationssystem NADIS und dem polizeilichen Informationssystem genannt INPO ... Deswegen gibt es .. keine Hinweise auf einen irgendwie gearteten islamistischen Hintergrund ... Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf führt ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren durch."

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