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Stuttgart:

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - Landtag debattiert über gerechte Bezahlung von Frauen

Stand: 25.03.15 15:26 Uhr

Es ist ein Problem, das allgemein bekannt ist: Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer. Im Bund liegt der Unterschied bei 22 Prozent. In Baden-Württemberg verdienen Frauen im Schnitt sogar 27 Prozent weniger als Männer. Das liegt zum Teil daran, dass Frauen oft in sozialen Berufen arbeiten, die oft schlechter bezahlt werden. Das liegt auch daran, dass Frauen wegen ihrer Kinder oder zu pflegender Angehöriger im Job kürzer treten. Lässt man diese Faktoren weg, so besteht aber immer noch ein Unterschied. Die sogenannte bereinigte Lohnlücke liegt bei 8 Prozent.


Die Bilder aus Reutlingen sind erst vier Tage alt, als die Menschen dort am diesjährigen Equal Pay Day auf die Straße gegangen sind, um für gerechte Bezahlung von Frauen zu demonstrieren. Heute stand das Thema im Landtag auf der Tagesordnung.

Die SPD habe schon viel zur Verbesserung beigetragen – beispielsweise durch den Mindestlohn und die Frauenquote. Frauen seien aber oftmals gezwungen, Kompromisse zu ihrem Nachteil einzugehen. Wenn eine Frau berufstätig sein müsse, weil sie zum Beispiel alleinerziehend sei, oder weil man auf das Einkommen der Frau angewiesen sei, werde sie laut Sabine Wölfle (SPD) immer eher beim Lohn nachgeben, wenn sie zum Beispiel den Kita-Platz in der Nähe oder eine Tagesmutter habe, oder vielleicht das Geld nicht hat, um mit dem ÖPNV oder mit einem Auto zu fahren, dann sei ihr der Job erstmal wichtiger, und sie werde deutlich zurückstecken beim Lohn.

Aber eben auch die Tatsache, dass Frauen überwiegend in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, stelle ein Problem dar. Der Lösungsvorschlag von der FDP: Man müsse Jochen Haußmann zufolge doch da ansetzen, dass man Frauen motiviere und gewinne, auch mehr in technische Berufe zu gehen. Da gäbe es Ansätze und Themen, wie beispielsweise eine Aktivierung der Kontaktstelle Frau und Beruf. Da gäbe es laut Haußmann auch Projekte im MINT-Bereich.

Einen besser bezahlten Beruf zu wählen, könne das Problem der ungerechten Bezahlung aber nicht beseitigen – so die Meinung von SPD und Grünen. Vielmehr müssten die sozialen Berufe aufgewertet werden. Laut Bärbl Mielich (Grüne) müssten sie aber nicht aufgewertet werden, in dem sie eine höhere Wertschätzung erreichen würden. Das sei immer so das erste, was einem einfalle: höhere Wertschätzung, weil die ja nichts kosten würde. Ihrer Meinung nach dürfe es da nicht aufhören, sondern müsse weitergehen. Man müsse die Rahmenbedingungen für die Arbeitsbedingungen verändern und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in diesen Branchen deutlich verbessern. Sozialministerin Katrin Altpeter stellte die Frage in den Raum, was die Arbeit in den sozialen Berufen wert sei. Ob es einem denn mehr wert sei, wenn der Klempner einem den Abfluss repariere, als wenn Kinder erzogen zu Pflegende entsprechend versorgt würden. Das sei die Frage, die man sich der Sozialdemokratin nach stellen müsse.

Aber selbst wenn man die notorisch schlechter bezahlten Jobs außen vor lässt, bleibt die Tatsache, dass Frauen für gleichwertige Arbeit oft weniger Gehalt bekommen, als ihre männlichen Kollegen – im Schnitt acht Prozent. Das ist in Altpeters Augen nicht tragbar: "Wenn jetzt zum Beispiel ver.di mit einer Forderung von acht Prozent mehr Lohn in die nächste Tarifrunde gehen würde, dann wäre der Aufschrei ob der Unverhältnismäßigkeit groß. Für Frauen ist das in Baden-Württemberg Tag für Tag nach wie vor selbstverständlich."

Die Wertschätzung der geleisteten Arbeit schlage sich laut der CDU-Abgeordneten Friedlinde Gurr-Hirsch auch im Gehalt nieder. Hier müssten sich Politik und Wirtschaft bewegen. Es müsse also dringend nachgebessert werden, und strukturelle Ungleichheiten in den Tarifverträgen müssten aufgearbeitet werden. Der ehemaligen politischen Staatssekretätin zufolge müsse absolute Transparenz hergestellt werden. Sie fragte, wie eine Arbeitnehmerin mündig und selbstbewusst verhandeln könne, wenn sie die Gehaltsstrukturen in ihrem Unternehmen nicht kennen würde. Es gehe nicht darum, die Verdienste der einzelnen Mitarbeiter offenzulegen, sondern eine Bandbreite vergleichbarer Tätigkeiten aufzulisten.

Ob die Parteien im Land und in naher Zukunft eine angemessene Lösung finden werden, ist nicht abzusehen. Dass für gleichwertige Arbeit der gleiche Lohn gezahlt werden muss, da herrschte aber parteiübergreifend Einigkeit.

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