So machten sie sich, zusammen mit ehrenamtlichen Schmetterlingsforschern der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft im Naturwissenschaftlichen Verein Karlsruhe e.V., in diesem Jahr wiederholt auf die Suche. Am 17.März 2015 wurden sie endlich fündig und entdeckten ein erstes Exemplar in der südlichen Oberrheinebene.
Das Purpurweiden-Jungfernkind ist nicht etwa neu nach Deutschland eingewandert, sondern wohl seit Jahrtausenden in der südlichen Oberrheinebene heimisch. Es handelt sich vermutlich um eine Reliktart der dynamischen Stromtalauen, wie sie bis vor 200 Jahren auch noch für den Rhein typisch waren. Aufgrund seiner Verborgenheit war das Purpurweiden-Jungfernkind bisher übersehen worden. Es ist deshalb so schwer zu finden, weil es nur eine extrem kurze Zeit als Falter auftritt. Diese Zeit liegt zudem im zeitigen Frühjahr, und beginnt noch bevor die Weiden aufblühen und ihre Kätzchen zeigen. Deshalb werden diese Schmetterlinge auch Jungfernkinder genannt: weil sie nach dem Winter in der noch „jungfräulichen Natur" als erste Frühlingsboten erscheinen.
Das Purpurweiden-Jungfernkind wurde bereits im Jahr 1870 als eigene Art beschrieben. Den Urbeschreiber der Art, den Franzosen Maurice Sand und Jean Étienne Berce, war aufgefallen, dass die Raupen dieses Jungfernkindes ausschließlich an der Purpurweide leben. Alle anderen Arten der Jungfernkinder (es gibt weitere drei in Europa) leben an Birke oder Pappeln. Weil das „Purpurweiden-Jungfernkind" jedoch äußerst selten gefunden wird, war es lange Zeit als eigene Art ignoriert worden. Erst seit dem Jahr 2000 erkennt man es allgemein als „gute Art" an.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe hat eine lange Tradition in der Erforschung der Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs und Deutschlands. Zu diesem Zweck wird die Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs in diesem Forschungsinstitut geführt (www.schmetterlinge-bw.de). Aufgabe ist es, die Übersicht über die rund 3000 einheimischen Schmetterlingsarten hinsichtlich Vorkommen, jahreszeitlichem Auftreten, Lebensraum und Gefährdung zu behalten und diese Informationen für Naturschutz und Forschung sowie für die interessierte Öffentlichkeit bereitzustellen. Die Datenbank liefert u.a. Informationen für das Artenschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg und ist ebenfalls unentbehrlich bei der Bereitstellung von Kenntnissen über die Arten der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie oder bei der Erarbeitung der Roten Listen gefährdeter Schmetterlinge. (Naturkundemuseum Karlsruhe)
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