Auf die Abwehr folgt das Versagen
Immuntherapien seien eine äußerst vielversprechende Behandlungsmöglichkeit bei schlecht behandelbaren Tumoren, sagt Prof. Thimme. In einer weithin beachteten Studie zeigten die Forscher im Jahr 2014, dass bei etwa der Hälfte der untersuchten Patienten das Immunsystem die Leberkrebszellen erkannte. Diese Patienten hatten auch eine höhere Lebenserwartung. Das Team habe einen anti-tumoralen Effekt des Immunsystems nachweisen können, sagt Prof. Thimme. Außerdem identifizierten die Wissenschaftler zentrale Strukturen auf der Oberfläche der Krebszellen, an denen die Immunzellen andockten und die Krebszellen zerstören konnten. Dieses Wissen dürfte für die Entwicklung von neuen Immuntherapien und Tumor-Impfstoffen eine wichtige Rolle spielen, so Prof. Thimme.
Wie es dem Immunsystem anfangs gelingt, die Leberkrebszellen zu kontrollieren und weshalb die Immunantwort später versagt, wird die Arbeitsgruppe von Prof. Thimme nun mit der Förderung der Deutschen Krebshilfe untersuchen. Eine Schlüsselfrage sei derzeit, ob sich die Krebszellen oder das Immunsystem veränderte, sagt Prof. Thimme. Anhand der Untersuchung von Blut und Tumorgewebe von Patienten erhoffen sich die Forscher konkrete Hinweise für die Entwicklung neuer Therapien. Mit ersten klinischen Studien zu Immuntherapien bei Leberkrebs rechnet Prof. Thimme bereits in drei Jahren.
Leberkrebs ist weltweit die fünfthäufigste Tumorart und die dritthäufigste Ursache für tumorbedingte Todesfälle. Bislang kann nur einer von fünf Patienten mit Leberkrebs, auch hepatozelluläres Karzinom (HCC) genannt, geheilt werden. Es stehen für das HCC verschiedene Therapien zur Verfügung, die von der Chirurgie über minimal-invasive lokal-ablative Verfahren bis zu medikamentösen Therapien reichen. Die für einen Patienten am besten geeignete Therapie wird in einem interdisziplinären Tumorboard festgelegt.
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