Brausende Jubelstürme einer Mehrheit im Saal, als das Ergebnis bekannt gegeben wird: OB Jürgen Gneveckow hat 5845 Stimmen oder 38,3 Prozent errungen. Zählkandidat Stegmiller kommt auf 1,2 Prozent. Als Konzelmanns 9188 Stimmen benannt werden, versinkt der Saal in tosendem Applaus und "Bravo"-Rufen.
Konzelmann erhält 60,2 Prozent der Stimmen – ein politisches Erdbeben. Allerdings eines mit Vorankündigung: Der Erfolg eines Mannes, der vor rund zwei Wochen noch nicht einmal selbst Kandidat sein wollte – und dann von einem Bürgerbündnis mit Hilfe einer Zeitungs- und Internetkampagne auf den letzten Drücker in die OB-Wahl geschoben wurde, 3 Tage vor der Wahl. Und zu spät, um noch auf den Wahlzetteln zu erscheinen. Konzelmanns Wähler mussten sich die Mühe machen, dessen Namen einschliesslich seiner gesamten Wohnadresse auf die Zettel zu schreiben. Unglaubliche 43,7 Prozent taten genau das. Konzelmann blieb nur wenige Stimmen hinter dem amtierenden OB zurück. Und erzwang so den zweiten Wahlgang.
Damit bekam der Wahlkampf noch einmal Pfeffer. Zum Teil auch mit emotionalen Höhepunkten. So war das Lager um Gneveckow Konzelmann vor, Politik aus der Dunkelkammer zu betreiben - und sem konzelmann selbst, eben ein Kandidat aus der Dunkelkammer zu sein. Zudem habe dieser als langjähriger Gemeinderat viele Entscheidungen mitgetragen und tauge so nicht als Kritiker. Als emotionaler Punkt stellte sich vor allem eine vom Bedarf weitgehend entkoppelte Erhöhung des Basis-Wasserpreises heraus.
Die 60,2 Prozent für den späten Gegenkandidaten hatte aber kaum ein Beobachter erwartet. Vielmehr gingen fast alle von einem Kopf an Kopf-Rennen aus - mit leichten Vorteilen für den Amtsinhaber, weil jetzt - so die Kalkulation - vielleicht mehr Bürger zu den Urnen gehen würden. Nämlich solche, die einen Gneveckow-Sieg für selbstverständlich gehalten hätten. 37,7 Prozent hatte die Wahlbeteiligung betragen. Und diese stieg jetzt tatsächlich auf 43,7 Prozent. Trotzdem: Konzelmann siegte noch deutlicher . Das Ergebnis für bedeutet einen Erdrutsch.
Es sei ein hervorragendes Gefühl, so der Wahlsieger zu RTF.1. Er sei schlicht überwältigt. Und nicht in den kühnsten träumen habe er mit einem solchen Ergebnis gerechnet.
Nur wenige Meter vom Siegee entfernt steht der sichtlich schockierte Wahlverlierer und schiebt sich die Mikrofone zu recht, noch immer umtost vom Jubel für den Gegner. Jürgen Gnevekow wurde nach 16 Jahren praktisch geradezu aus dem Amt gefegt.
Es sei eine bittere Niederlage, so Gneveckow zu RTF.1. Er werde aber dadurch nicht verbittert werden. Es sei "eine Lebenserfahrung, die man jetzt gemacht hat. Das Leben gehe aber weiter." Woran es gelegen habe, könne er nicht sagen: "Ich habe gehofft, dass dass die Wahlbeteiligung höher wird. Aber offensichtlich haben wir den Wähler nicht zu überzeugen können, mit Vehemenz zur Urne zu gehen."
Der Wahlsieger, seit 20 Jahren FWV-Gemeinderat und dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender, hat indessen durchaus eine Vorstellung, warum die OB-Wahl den entsprechenden Verlauf genommen haben könnte: "Die Albstädter Bürger fühlten sich in den letzten 8 oder 16 jahren nicht gut mitgenommen" . Diese wollten an grundlegenden Entscheidungsprozessen besser beteiligt sein. Er werde sich genau das zur Aufgabe machen. Als OB wolle er auch bei "Kleinigkeiten" für die Belange der Bürger da sein. Er wolle wissen, wo diese "der Schuh drückt". Das gelte beispielsweise für die weiteren geplanten Innenstadtsanierungen in den Albstädter Teilgemeinden. Grade da habe es im Fall von Ebingen Unstimmigkeiten gegeben. Das dürfe nicht wieder passieren.
Den Haushalt, den er als Gemeinderat aus Überzeugung mitgetragen habe, könne und wolle er nicht verändern. Schnell handeln müsse man hingegen bei der untragbaren überlasteten Parkplatz-Situation für die bei Touristen unerwartet beliebten Traufgang-Wanderwege . Ansonsten werde gelten: er habe für die Bedürfnisse der Bürger stets ein offenes Ohr.
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