Wohnungen | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen/Stuttgart:

"Zu wenig bezahlbarer Wohnraum": Mieterbund schlägt Alarm/ Auch Tübingen unter teuersten Städten

Stand: 20.03.15 17:50 Uhr

Der deutsche Mieterbund schlägt Alarm: Trotz staatlich eingeführter mieterfreundlicher Instrumente wie der sogenannten Mietpreisbremse fehle besonders in den größeren Städten immer mehr bezahlbarer Wohnraum. In Stuttgart beispielsweise bräuchte es durch rund 7000 Zuzüge pro Jahr jährlich auch rund 3000 neue Wohnungen. Gebaut werden aber nur rund 1700. Ungünstig entwicklt sich die Situation - laut Mieterbund - auch in der Region. So gehöre Tübingen hinter Stuttgart mitterweile zu den teuersten Städten im Land. Ein eher überraschendes Egebni.: Auch Wohnraum in Reutlingen ist teurer als gedacht.


City Hotel Fortuna Reutlingen: Hier kommen ab morgen über 100 Mieteranwälte und Ehrenamtliche aus 35 baden-württembergischen Mietervereinen zur Landesarbeitstagung zum Erfahrungsaustausch zusammen. Trotz einiger neuer staatlicher Regelungen wie Mietpreisbremse und Mietkappungsgrenze bleibt ihr Ausblick auf die Wohnsituation für vor allem ärmere Mieter in Land und Region eher sorgenvoll.

Thomas Keck, Geschäfsführer des Deutschen Mieterbunds Reutlingen-Tübingen, sieht sich mittlerweile mit einer zunehmenden Zahl von Menschen konfrontiert. die sich selbst die für die Wohnraum des "Sozialen Wohnungsbaus" üblichen Mieten von 4 Euro bis 6 Euro 50 nicht mehr leisten können.

Dieses Phänomen hat auch damit zu tun, dass Wohnraum generell knapp ist. Der Wohnraummangel sei im ganzen Land eklatant, so Rolf Gaßmann, der Landesvorsitzende des Deutschen Mieterbunds. Denn in Baden-Württemberg gebe es in vielen Städten und Regionen durch permanente Zuzüge noch starken Bevölkerungszuwachs. Um eine Wohnung zu finden, brauche man zum Teil Monate. Und die, die dann schließlich eine fänden, zahlten überhöhte Preise.

Unter den deutschlandweit 30 teuersten Städten liegen 16 im Land – mit im Schnitt 20 Prozent höheren Mieten als anderswo. Tübingen liegt dabei nur knapp hinter dem Spitzenreiter Stuttgart. Dort liegen Wohnungen bei Neuvermietungen im Schnitt rund 20 Prozent, manchmal aber auch 30 bis 40 Prozent über dem Mietspiegel.

In Tübingen führe vor allem auch die studentische komponente zuhöheren Preisen, so Thomas Keck. Sprünge um 20 Prozent bei Neuvermietungen seien dort im Schnitt normal. Manchmal seien dann aber auch Steigerungen von 30 bis 40 Prozent festzustellen.

Erstaunlicherweise liege auch Reutlingen mittlerweile im hohen Vermietungskostensegment. In Reutlingen sind die Mieten im vergangen Jahr um 5 Prozent gestiegen. In Tübingen standen sogar im Schnitt 10 Prozent höhere Kosten an.

Die neue Mietpreisbrems sei an sich eine gute Sache, so Gaßmann. allerdings tritt diese erst  zum Juni 2015 in Kraft. Dann ist eine Grenze von10 Prozent beim Draufsatteln gesetzt. Dies aber  nur in von den Landesregierungen bestimmten Räumen und Regionen. Hier mahnt der Mieterbund  Grün-Rot zur Eile. Und kritisiert, dass der eine oder andere Problemraum in der Kabinettsvorlage nicht auftaucht.

Dass Wohnraum  knapp und deshalb auch teuer ist,  liege vor allem  am geringen Wohnungsneubau, so Gaßmann. Privat würde eben nur dort gebaut, wo sich das Bauen und das spätere Vermieten auch lohne. Hier müsse also der öffentlich geförderte „Soziale Wohnungsbau" zur Lösung des Problems massiv beitragen.

In Tübingen reagiert man auf die Wohnungsnot seit Jahren: allein im neu geplanten Areal des Alten Güterbahnhofs sollen 570 neue, darunter auch Sozial- Wohnungen entstehen. Das Problem von zu wenig bezahlbaren Wohnungen kennt man indessen auch nebenan, in Reutlingen. Dort ist der städtische Wohnungsbau bei der GWG - der Wohnungsbaugeselllschaft der Stadt - gebündelt. Und die allein hat rund tausend Personen mit Wohnungsbedarf auf einer Warteliste. Dazu komme jetzt noch die Asylbewerber-Problematik oben drauf - so Keck. Dort will man jetzt mit einem massiven Bauprogramm starten.

Rund 20 Millionen, 14 Millionen mehr als zuvor, hat die Landesregierung für sozialen Wohnungsbau zwar bereitgestellt. Mittel, die wegen komplizierter verwaltungstechnischer Abläufe kaum abgerufen würden. Hier würde sich der Mieterbund unter der Ägide des Finanzministers jetzt einen „Runden Tisch" wünschen.

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