Wolfgang Drexler zeigt den Schlüssel | Bildquelle: RTF.1

Stuttgart/Heilbronn:

NSU / Tod von Florian H.: Ausschuss beklagt "desaströse Ermittlungen"/ Neue Analysen angeordnet

Stand: 22.03.15 03:16 Uhr

Hätte der am 16. September 2013 tot in seinem ausgebrannten Auto in der Nähe des Canstatter Wasen aufgefundene Nazi-Aussteiger Florian H. Hinweise zum Mord an der Heilbronner Polizistin Michele Kiesewetter geben könne, wie er selbst angab? Und: hat die Polizei sowohl bei der Erschließung dieser Informationen als auch auch bei der Untersuchung des Todes von Florian H., geschlampt? Diese Fragen haben jetzt auch den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags beschäftigt. Dabei ergab sich ein desaströses Bild über die polizeilichen Ermittlungen.


Es sind Fundstücke, die die journalistischen Zeugen des Moments und zuvor schon die Ausschussmitglieder fassungslos machen. Wolfgang Drexler stellt vor, was den professionellen polizeilichen Ermittlern 2013 angeblich durch die Lappen ging: Fundstücke, die sich im verbrannten Auto von Florian H., dem rechten Szeneaussteiger und aussagewilligen Zeugen zum Mordfalll Kiesewetter, befanden, und der in diesem Auto Suizid begangen haben soll.

Die Angehörigen um Schwester Tatjana H. haben demnach am vergangenen Sonntag das Auto-Wrack noch einmal durchsucht. Die Fundstücke wurden gestern dem NSU-Untersuchungsausschuss in Stuttgart übergeben: ein lange vermisster Schlüsselbund, ein Feuerzeug, der Deckel eines Benzinkanisters. Bemerkenswert aber vor allem diese Gegenstände: eine Machete, eine Pistole und ein verschmortes Handy.

Alle diese Gegenstände sollen Kriminaltechniker der Polizei bei der Untersuchung des ausgebrannten Autos von Florian H. übersehen haben. Dass das Wrack noch untersucht werden kann, ist nicht den Behörden zu verdanken. Die hatten angeblich bereits am Tag nach der Durchsuchung die Verschrottung des Autos von Floiran H. in die Wege geleitet.

Besonderes Augenmerk des Ausschusses dürfte weiteren, damals ebenfalls  nicht ausgewerteten Fundstücken gelten: ein vollkommen unbeschädigtes Handy aus dem Zimmer des Toten, von dem dieser SMS und Whatsapp-Nachrichten verschickt haben soll, weitere Sim-Karten, ein Laptop sowie ein PC. Alles Dinge, an denen die Ermittler der Polizei damals keinerlei Interesse gezeigt hätten.

Des weiteren nannten die Angehörigen hinter verschlossenen Auschusstüren noch weitere Zeugen, die jetzt gehört werden sollen. Die Familie geht davon aus, dass Florian H. keinen Suizid begangen hat, sondern ermordet  oder aber durch Drohungen in den Selbstmord getrieben wurde.

Das Auto-Wrack soll jetzt nach dem Willen des Ausschusses noch einmal fachkundig untersucht werden. Zum einen nach weiteren Gegenständen. Zum anderen auch darauf, ob es einen Fremdzündemechanismus gegeben haben könnte, der über Funk zu bedienen war. Zudem will der Ausschuss vor allem die eine Frage klären: ob die damaligen Ermittlungen einfach nur schlampig  durchgeführt wurden. Oder ob es für die Versäumnisse andere Hintergründe gab.

Eines treibt den Ausschussvorsitzenden Wolfgang Drexler an diesem Tag um: wer der Vernehmung der damals agierenden Ermittlern zugehört habe, der habe den Eindruck gewonnen, dass diese vom Selbstmord Florian H's. überzeugt waren. Und dass sie alles andere auch nicht interessiert habe. Die zuständigen Beamten werden deshalb jetzt nochmal  im Ausschuss vernommen.

Verschwörungstheorien will Drexler indessen bewusst keinen Vorschub leisten. So spreche der lange vermisste und jetzt  im Wagen gefundene Schlüssel zum Beispiel eher gegen die von den Angehörigen vertetene These, dass Floran H. keinen Suizid begangen habe.

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