Lufthansa-Flugzeuge | Bildquelle: pixelio.de - O. Fischer Foto: pixelio.de - O. Fischer

Deutschland:

Pilotenstreik verlängert - Auch am Freitag bleiben Lufthansa-Maschinen am Boden

Stand: 18.03.15 22:33 Uhr

Die Vereinigung Cockpit ruft auch am kommenden Freitag zum Arbeitskampf bei Lufthansa auf. Deutschlandweit werden von 0 bis 24 Uhr die Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa bestreikt. Die Lufthansa-Tochterunternehmen Germanwings und Eurowings werden nicht bestreikt. Der Streik dauert seit Mittwoch an. Am Donnerstag sind die Langstreckenflüge der Lufthansa betroffen und die Frachtflug-Sparte.

Streikgegenstand ist weiterhin der Tarifvertrag Übergangsversorgung. „Es geht nicht um die Verhinderung strategischer Unternehmensentscheidungen, sondern um die Gestaltung der Tarifbedingungen der Piloten. Wer jeden Tarifvertrag als Einschränkung unternehmerischer Freiheiten sieht, unterliegt einem Fehlverständnis, das den Abschluss neuer Vereinbarungen de facto unmöglich macht.", so Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit (VC).

Lufthansa wolle offenbar die Abschaffung der Übergangsversorgung für neueingestelltes Personal, moniert die VC. In dieser Frage habe sich das Unternehmen – entgegen seiner Behauptungen – keinen Millimeter bewegt.

Die VC sieht sich einem radikalen Wandel der bisherigen Unternehmenskultur gegenüber. Diese gehe weg von einem konstruktiven Miteinander, hin zu einem autokratischen Führungsstil. Man bedauere die Unannehmlichkeiten für die Passagiere, erklärt die VC zum Streik.

Von den für Donnerstag geplanten Lufthansa-Langstrecken- und Frachtflügen aus Deutschland werden mehr als die Hälfte stattfinden, so der Konzern. Trotz Streik wird es bei Lufthansa Cargo voraussichtlich zu keinen streikbedingten Flugstreichungen kommen. Von geplanten 85 Flügen aus Deutschland werden 43 stattfinden.

Die Streiks entbehrten jeglicher Verhältnismäßigkeit, hieß es von Lufthansa, sie träfen "leider wiederum in erster Linie unsere Kunden", mahnt Dr. Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht. Der Streik sei umso unverständlicher, da die Lufthansa der VC in den vergangenen Tagen "substanziell entgegengekommen" sei und man weitere Tarifverhandlungen vereinbart hatte.

Das Unternehmen hatte angeboten, dass Piloten der Lufthansa Passage, die vor dem 01. Januar 2014 bei Lufthansa eingestellt wurden, wie bisher bereits mit 55 Jahren in die Übergangsversorgung wechseln können. Dies war eine der zentralen Forderungen der Vereinigung Cockpit. Lediglich das zu erreichende durchschnittliche Ausscheidealter soll stufenweise von heute 58 auf 61 Jahre angehoben werden, betont der Konzern. Das tatsächliche Ausscheidealter liege heute bereits im Durchschnitt bei 59,5 Jahren. Damit habe sich Lufthansa ein weiteres Mal deutlich auf die VC zubewegt.

Auch für zukünftige Mitarbeiter soll ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Flugdienst weiterhin möglich sein. Allerdings könne Lufthansa die Kosten dafür nicht weiter tragen. „Wir halten es für zumutbar, dass zukünftige Mitarbeiter selbst Beiträge dafür zurückstellen, wenn sie vorzeitig ausscheiden wollen. Wir sprechen hier über junge Menschen, die jahrzehntelang Gelegenheit haben, einen Beitrag zu ihrer eigenen Absicherung zu leisten. Aber auch in diesem Punkt sind wir zu weiteren Gesprächen bereit – unter der Maßgabe, dass wir eine kostenneutrale Lösung finden", sagt Volkens.

Lufthansa fordert die VC erneut auf, ihre Vorstellungen zu einer Kostensenkung und Kostendeckelung bei der Übergangsversorgung vorzustellen, die sie bereits im vergangenen Frühjahr in Aussicht gestellt hatte.
„Wir bedauern es sehr, dass die VC die Gespräche zur Übergangsversorgung trotz unseres deutlich verbesserten Angebotes Ende vergangener Woche erneut für gescheitert erklärt hat und nicht bereit ist, das Angebot überhaupt zu verhandeln. Unterschiede zwischen unserem Angebot und der heutigen betrieblichen Praxis sind durch die vorgestellten Verbesserungen kaum noch vorhanden", sagt Bettina Volkens.

Am 19. Februar habe das Unternehmen zudem für die Lufthansa Passage das Bündnis für Wachstum und Beschäftigung angeboten, das bis 2020 neue Wachstums- und Beschäftigungsperspektiven im Kerngeschäft Lufthansa Passage eröffnet. Voraussetzung für dieses Wachstum seien konkurrenzfähige Kostenstrukturen.

Zusätzlich habe Lufthansa angeboten, die aktuelle Programmflotte von 59 Flugzeugen bei Germanwings bis Ende 2020 zu erhalten, wenn es gelingt, gemeinsam mit der VC "die Kostenstrukturen bei Germanwings nachhaltig wettbewerbsfähig zu gestalten".

Konkrete Maßnahmen zur Senkung der Kosten – auch für ihr Kerngeschäft – will Lufthansa bis September 2015 gemeinsam mit den Tarifpartnern erarbeiten. „Wir haben insgesamt einen deutlichen Kostennachteil im Vergleich zu unseren Wettbewerbern", betont Volkens.

Zum ebenfalls offenen Vergütungstarifvertrag waren dieser Tage weitere Verhandlungen angesetzt. „Nach dem erneuten Streikaufruf unmittelbar nach unserem verbesserten Übergangsversorgungsangebot und ohne den vereinbarten Verhandlungstermin zum Vergütungstarifvertrag am heutigen Tage abzuwarten, sehen wir keine Lösungsbereitschaft bei der VC", so Volkens. Deshalb habe Lufthansa die Gespräche mit der VC abgesagt und ihr Angebot auf eine Erhöhung der Vergütung zurückgezogen.

Lufthansa sei weiterhin jederzeit gesprächsbereit und fordere die VC auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Darüber hinaus bekräftigte Lufthansa ihr Angebot einer Schlichtung zur Übergangsversorgung.

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