Jagdgewehr | Bildquelle: pixabay.com

Baden-Württemberg:

NABU kritisiert Aufweichen des Naturschutzes fürs Jagdrecht

Stand: 18.03.15 14:48 Uhr

Der NABU Baden-Württemberg sieht sich durch die Ergebnisse einer aktuellen Meinungsumfrage in seiner Einschätzung bestätigt, dass der Natur- und Tierschutz im baden-württembergischen Jagdrecht deutlich gestärkt werden muss. In einer vom NABU in Auftrag gegeben Umfrage hat forsa festgestellt, dass das 84 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger beziehungsweise 83 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg so sehen. Dies hat der NABU heute in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.

Die überwiegende Mehrheit im Ländle wolle mehr Naturschutz und mehr Tierschutz im Jagdrecht, sagt der NABU-Landesvorsitzende Andre Baumann und betont, dass dies die Menschen aus allen politischen Lagern so sehen.

Er fordert die grün-rote Landesregierung auf, auf den letzten Metern vor dem Inkrafttreten des neuen Jagrechts nicht vor dem Druck des Landesjagdverbands Baden-Württemberg einzuknicken. Am 4. März haben Jägerinnen und Jäger aus ganz Deutschland mit Jagdhörnern für ein Festhalten am aus NABU-Sicht antiquierten Jagdgesetz demonstriert. Bisher hatte der NABU den Entwurf der Durchführungsverordnung (DVO) weitgehend positiv bewertet, befürchtet aber eine Schwächung des Naturschutzes durch nachträgliche Veränderungen. Nach Einschätzung des NABU würden die positiven und innovativen Ansätze des baden-württembergischen Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes sonst torpediert. Politik des Gehörtwerdens bedeute mehr und nicht weniger Naturschutz im Jagdrecht. Aus den Jagdhörnern sei nur verbrauchte Luft rausgekommen. Man solle auf die Menschen hören, so Baumann in Richtung der grün-roten Landesregierung.

Der NABU-Landeschef kritisiert die Landesregierung, weil sie am Rande der Demonstration des Landesjagdverbands eine deutliche Schwächung des Naturschutzes in der DVO zum Jagd- und Wildtiermanagementgesetz in Aussicht gestellt hat. Insbesondere die SPD-Fraktion habe sich nach Ansicht des NABU den Jägerinnen und Jägern „an den Hals geworfen".

Herr Schmiedel, solle sich nicht als Treiber gegen den Naturschutz in den Dienst des Landesjagdverbands stellen, fordert Baumann. Der NABU-Chef kritisiert den SPD-Fraktionsvorsitzenden, weil dieser gegen Expertenmeinungen und entgegen EU-rechtlicher Vorgaben die Jagd selbst auf akut gefährdete und streng geschützte Brutvogelarten fordert. Medienberichten zufolge erwägt die Landesregierung, die in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte Krickente und die stark gefährdete Tafelente entgegen eines früheren Verordnungsentwurfs zum Abschuss freizugeben.

Außerdem sollen auf Druck der SPD-Fraktion Rabenkrähen und Elstern offenbar zwei Monate länger gejagt werden können. Sollte der Entwurf der Jagdverordnung so geändert werden, wie es Landesjagdverband und SPD wollen, würden dadurch jedes Jahr mehrere tausend Rabenkrähen und Elstern mehr vom Himmel geschossen und in den Mülltonnen verschwinden. Der NABU kritisiert Grün-Rot dafür, dass Rabenkrähen und Elstern durch das neue Jagdrecht selbst in Naturschutzgebieten gejagt werden könnten.

Der NABU fordert Minister Alexander Bonde vor dem Hintergrund der Meinungsumfragen und der EU-rechtlichen Vorgaben auf, sich nicht von der anhaltenden Kritik des Jagdverbands beirren zu lassen.Der Naturschutz im Jagdrecht müsse gestärkt werden: keine Jagd auf Tafel- und Krickenten, keine Rabenvogeljagd in Naturschutzgebieten und allenfalls kürzeste Jagdzeiten für Elstern und Rabenkrähen, sagt Baumann.

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