Lufthansa-Flugzeuge | Bildquelle: pixelio.de - Rainer Sturm Foto: pixelio.de - Rainer Sturm

Deutschland/Stuttgart:

Pilotenstreik bei Lufthansa - Mittwoch Mittelstrecke, Donnerstag Langstrecke und Cargo

Stand: 17.03.15 22:30 Uhr

Die Vereinigung Cockpit setzt die Streiks bei Lufthansa fort und hat die Piloten nun für Mittwoch und Donnerstag zum Streik aufgerufen. Erst werden deutschlandweit die Kurz- und Mittelstreckenflüge bestreikt, am Donnerstag dann die Langstreckenflüge der Lufthansa sowie die Flüge der Lufthansa Cargo. In Stuttgart etwa waren ursprünglich am Mittwoch insgesamt 18 Starts und Landungen nach Frankfurt und München geplant, die nach Ankündigung der Airline alle gestrichen sind.

Der übrige Luftverkehr von und nach Stuttgart ist nicht beeinträchtigt, teilte der Flughafen - zunächst für Mittwoch - mit. Laut Lufthansa wird das Langstreckenprogramm am Mittwoch wie geplant durchgeführt. Weiter nicht betroffen sind laut Lufthansa die Flüge der Lufthansatöchter Eurowings, Air Dolomiti, Swiss und Austrian. Auch Lufthansa Cityline ist weitgehend nicht vom Arbeitskampf betroffen. Donnerstag folgt ein Streik auf den Langstreckenflügen.

Die Lufthansa-Gruppe will trotz dieses Streiks voraussichtlich zwei Drittel ihrer täglich rund 3000 Flüge durchführen. Ein Sonderflugplan ist auf www.LH.com veröffentlicht.

Mitte vergangener Woche haben sich die Tarifparteien am Verhandlungstisch zum Thema Übergangsversorgung getroffen. Dabei konnten keine Fortschritte erzielt werden.Das Lufthansa-Management beharre auf seiner Position einer deutlichen Verschlechterung für junge Piloten bis hin zur Abschaffung der Übergangsversorgung, kritisiert die Vereinigung Cockpit (VC). Das sei nicht akzeptabel.

„Wir hatten der Lufthansa mehrfach angeboten, die tarifpolitische Verantwortung für die Kosten in der Übergangsversorgung zu übernehmen", sagte Ilona Ritter, Vorsitzende Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit. „Lufthansa schickt Parolen in die Öffentlichkeit, die keinen ernsthaften Einigungswillen erkennen lassen. Mit 'Basta-Ansagen' über die Öffentlichkeit löst man keine Tarifkonflikte", so Ritter.

„Die Streikankündigung der VC entbehrt einmal mehr jeglicher Verhältnismäßigkeit und trifft leider wiederum in erster Linie unsere Kunden", mahnt Dr. Bettina Volkens, Vorstand Personal und Recht der Deutschen Lufthansa AG. Sie sei umso unverständlicher, da die Lufthansa der VC in den vergangenen Tagen "substanziell entgegengekommen" sei und man weitere Tarifverhandlungen vereinbart hatten.

Das Unternehmen hatte angeboten, dass Piloten der Lufthansa Passage, die vor dem 01. Januar 2014 bei Lufthansa eingestellt wurden, wie bisher bereits mit 55 Jahren in die Übergangsversorgung wechseln können. Dies war eine der zentralen Forderungen der Vereinigung Cockpit. Lediglich das zu erreichende durchschnittliche Ausscheidealter soll stufenweise von heute 58 auf 61 Jahre angehoben werden, betont der Konzern. Das tatsächliche Ausscheidealter liege heute bereits im Durchschnitt bei 59,5 Jahren. Damit habe sich Lufthansa ein weiteres Mal deutlich auf die VC zubewegt.

Auch für zukünftige Mitarbeiter soll ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Flugdienst weiterhin möglich sein. Allerdings könne Lufthansa die Kosten dafür nicht weiter tragen. „Wir halten es für zumutbar, dass zukünftige Mitarbeiter selbst Beiträge dafür zurückstellen, wenn sie vorzeitig ausscheiden wollen. Wir sprechen hier über junge Menschen, die jahrzehntelang Gelegenheit haben, einen Beitrag zu ihrer eigenen Absicherung zu leisten. Aber auch in diesem Punkt sind wir zu weiteren Gesprächen bereit – unter der Maßgabe, dass wir eine kostenneutrale Lösung finden", sagt Volkens.

Lufthansa fordert die VC erneut auf, ihre Vorstellungen zu einer Kostensenkung und Kostendeckelung bei der Übergangsversorgung vorzustellen, die sie bereits im vergangenen Frühjahr in Aussicht gestellt hatte.
„Wir bedauern es sehr, dass die VC die Gespräche zur Übergangsversorgung trotz unseres deutlich verbesserten Angebotes Ende vergangener Woche erneut für gescheitert erklärt hat und nicht bereit ist, das Angebot überhaupt zu verhandeln. Unterschiede zwischen unserem Angebot und der heutigen betrieblichen Praxis sind durch die vorgestellten Verbesserungen kaum noch vorhanden", sagt Bettina Volkens.

Am 19. Februar habe das Unternehmen zudem für die Lufthansa Passage das Bündnis für Wachstum und Beschäftigung angeboten, das bis 2020 neue Wachstums- und Beschäftigungsperspektiven im Kerngeschäft Lufthansa Passage eröffnet. Voraussetzung für dieses Wachstum seien konkurrenzfähige Kostenstrukturen.

Zusätzlich habe Lufthansa angeboten, die aktuelle Programmflotte von 59 Flugzeugen bei Germanwings bis Ende 2020 zu erhalten, wenn es gelingt, gemeinsam mit der VC "die Kostenstrukturen bei Germanwings nachhaltig wettbewerbsfähig zu gestalten".

Konkrete Maßnahmen zur Senkung der Kosten – auch für ihr Kerngeschäft – will Lufthansa bis September 2015 gemeinsam mit den Tarifpartnern erarbeiten. „Wir haben insgesamt einen deutlichen Kostennachteil im Vergleich zu unseren Wettbewerbern", betont Volkens.

Zum ebenfalls offenen Vergütungstarifvertrag waren dieser Tage weitere Verhandlungen angesetzt. „Nach dem erneuten Streikaufruf unmittelbar nach unserem verbesserten Übergangsversorgungsangebot und ohne den vereinbarten Verhandlungstermin zum Vergütungstarifvertrag am heutigen Tage abzuwarten, sehen wir keine Lösungsbereitschaft bei der VC", so Volkens. Deshalb habe Lufthansa die Gespräche mit der VC abgesagt und ihr Angebot auf eine Erhöhung der Vergütung zurückgezogen.

Lufthansa sei weiterhin jederzeit gesprächsbereit und fordere die VC auf, unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Darüber hinaus bekräftigte Lufthansa ihr Angebot einer Schlichtung zur Übergangsversorgung.

Die Vereinigung Cockpit sagte ihrerseits, man werde die Arbeitskampfmaßnahmen ausweiten, um den Druck auf die Lufthansa zu erhöhen. Dass damit erneut auch die Reisenden beeinträchtigt sein werden, bedauere man, so die Piloten-Gewerkschaft.

Die Vereinigung Cockpit ist der Berufsverband des Cockpitpersonals in Deutschland. Er vertritt die berufs- und tarifpolitischen Interessen von derzeit rund 9.800 Mitgliedern bei sämtlichen deutschen Airlines und sieht darüber hinaus seine Aufgabe in der Erhöhung der Flugsicherheit in Deutschland.

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