Das ehemalige „Milchlädle" – bald beherbergt es neben der Geschäftsstelle des Vereins auch einen Anwalt und eine Steuerberaterin. 1727 erbaut, 1802 erweitert, 1910 zuletzt renoviert zählt das Haus zu einem der letzten fünf Gebäude von historischer Bedeutung in Betzingen.
Es ist laut dem Vorsitzenden des Fördervereins Ortskern Betzingen, Thomas keck, der letzte typische Bauernhof dieser Art, den es in Betzingen gibt. Das Gebäude wäre nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten abgängig gewesen. Das heißt: es wäre zerfallen, hätte abgebrochen werden müssen. Der Verein habe es gewagt und insgesamt 1,3 Millionen Euro investiert. Die Scheune müsse noch saniert werden, aber auch das wollen die Beteiligten in diesem Jahr noch schaffen.
Viel sei kaputt gewesen, als das zuständige Architekturbüro seine Arbeit aufgenommen hatte. Das Dach war teilweise undicht, von untem kam Feuchtigkeit ins Gebäude. Das Gebälk war stellenweise verfault oder von Käfern zerfressen. Dennoch sind 80 bis 90 Prozent erhalten. Das Architekturbüro habe das meiste übernehmen können, so Architekt Andreas Hartmaier. Die Verantwortlichen hätten einige kleine Stücke auswechseln müssen, die eben wirklich gar nicht mehr reparabel gewesen seien. Sie hätten über die alten Sparren noch mal neue Sparren drüber gesetzt, damit die Statik stimme und damit sie die Dämmung aufbringen konnten. Noch etwa die Hälfte der Böden ist historisch. Das liegt zum einen daran, dass in manchen Räumen die Böden zu stark beschädigt oder gar nicht vorhanden waren.
In der oberen Etage beträgt die Raumaumhöhe nur 1,90 Meter, im unteren Teil entspricht sie aber heutigen Standards. hartmaier und seine Kollegen hätten die alten Fenster belassen, aber neue Isolierglasfenster, die den heutigen Ansprüchen entsprechen, davorgesetzt. Sie hätten auch mit Holzweichfaser eine Dämmung um das Gebäude herum gebaut und die dann verputzt. Sie hätten außerdem die Wände so krumm und schief gelassen, wie sie waren. Auch dieser neue Verputz sei genau diesen schrägen Wänden angepasst worden. Und dadurch hätte man ein energetisch sehr gutes Gebäude, so Hartmaier.
In einigen Wochen soll dann auch technisch alles so weit sein, dass die neuen Untermieter einziehen können. Neben dem nur wenige Meter entfernten Bürgerhaus Zehntscheuer ist der ehemalige Lehenshof das zweite historische Gebäude, das der Förderverein retten konnte. Thomas Keck sei stolz auf alle Helfer, die ehrenamtlich tätig waren, nahezu 2500 Stunden bislang investiert haben und wirklich zum Teil "Drecksarbeit" gemacht hätten. Sie hätten es dem Projekt, dem Verein und letztlich dem Ort zuliebe gemacht. Und das müsse man laut Keck ganz hoch anrechnen.
Mit einem kleinen Festakt in der Zehntscheuer feierten die Beteiligten heute dann die abgeschlossene Sanierung und weihten das Gebäude offiziell ein.
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