Das ergab eine representative Studie von TNS-Infratest im Auftrag des Ministeriums für Integration Baden-Württemberg. Befragt wurden über 1.500 Personen in Deutschland und Baden-Württemberg.
Das Ministerium für Integration Bade-Württemberg hatte die Studie zu Toleranzgrenzen der Baden-Württemberger und zur Akzeptanz des muslimischen Kopftuchs im vergangenen Jahr initiiert. Die Studie gewinnt zusätzliche Brisanz angesichts der aktuellen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes, dass ein pauschales Kopftuchverbot vom Grundgesetz nicht gedeckt sei.
Der TNS-Studie nach lehnt es ein knappes Drittel (31 Prozent ) der Bevölkerung ab , wenn muslimische Frauen Kopftücher tragen. Der großen Mehrheit (62 Prozent ) ist es „egal", ob eine Muslima ein Kopftuch trägt; eine Minderheit (7 Prozent) findet es „gut". Das Ergebnis lässt sich als passiv-tolerante Haltung der Bevölkerung zum Kopftuch interpretieren.
Dabei unterscheidet sich die Haltung der Bevölkerung danach, in welchem Kontext ein Kopftuch getra gen wird: Am Tragen eines Kopftuchs bei einer Ärztin nehmen lediglich 20 Prozent der Bürgerinnen und Bürger Anstoß, bei Lehrerinnen bereits 40 Prozent, bei einer Nachrichtensprecherin im Fernsehen mit 53 Prozent allerdings eine Mehrheit. Ministerin Öney: „Je stärker ein Kopftuch nicht mehr als etwas Privates, sondern Öffentliches wahrgenommen wird, desto ske p-tischer sieht es die Bevölkerung. Das hat auch damit zu tun, dass die Bevölk erung das Kopftuch muslimischer Frauen nicht nur als religiöses Symbol wahrnimmt."
Wenn man die Bürgerinnen und Bürger nach den beiden vermeintlich wichtigsten Gründen fragt, warum muslimische Frauen Kopftücher tragen, sagen vier Fünftel Religion (80 Prozent), aber auch Tradition (82 Prozent). Ein politisches Symbol sehen im muslimischen Kopftuch nur 19 Prozent und ein modisches Accessoire lediglich 11 Prozent. Bei der Entscheidung, ein Kopftuch zu tragen, spielt aus der Sicht der Bürgerinnen und Bürger das Umfeld eine mitentscheidende Rolle. Dass die muslimische Frau alleine die Entscheidung trifft, ein Kopftuch zu tragen, meinen lediglich 14 Prozent, ihr soziales Umfeld meinen 38 Prozent, und dass es sich um eine Entscheidung der Frau und des sozialen Umfelds handelt, meint eine relative Mehrheit von 44 Prozent.
„Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Bevölkerung und Bekundungen vieler muslimischer Frauen, die angeben, die Entscheidung zum Tragen des Kopftuchs sei allein ihre persönliche," gibt Ministerin Öney zu bedenken. „Wir sollten den Dialog weiterführen, vor allem wenn es um Fragen der Integration und der Gleichstellung von Mann und Frau geht."
Trotz der insgesamt toleranten Haltung zum Kopftuch sind 68 Prozent der Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger der Ansicht, das muslimische Kopftuch sei ein Hindernis für die Gleichstellung von Mann und Frau. Drei Viertel (75 Prozent) sehen im Kopftuch muslimischer Frauen eine Beeinträchtigung der Integration. Zu diesem Befund passt, dass ebenfalls 75 Prozent der Bürgerinnen und Bürger des Landes erwarten, dass von den hier lebenden muslimischen Frauen in zehn Jahren weniger ein Kopftuch tragen als heute. „Wir sollten sachlich über Integrationsprobleme und -erfolge sprechen, auch von Muslimen und unabhängig von politischen Symbolen. Klar ist, dass wir Benachteiligungen von Frauen entgegenwirken müssen."
TNS Infratest Politikforschung hat im vergangenen Jahr 759 Personen in Baden-Württemberg und 756 Personen in Deutschland telefonisch zum muslimischen Kopftuch befragt. Die Daten sind repräsentativ.
Die baden-württembergische Integrationsministerin Öney sagte bei der Vorstellung der Studie: „Das Urteil desBundesverfassungsgerichts wird die Diskussionen um das Kopftuch nicht beenden".
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