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Interdisziplinäre Notaufnahme (INA) startet zweites Simulationstraining für Notfälle

Stand: 13.03.15 12:29 Uhr

Nachdem die erste Trainingseinheit im Juni des vergangenen Jahres bereits zu einer signi­fikanten Verbesserung der Eigeneinschätzung von Ärzten und Pflegekräften hinsichtlich der Managementfähigkeit von Notfällen geführt hat, hat die Interdisziplinäre Notauf­nahme (INA) des Katharinenhospitals nun das zweite einwöchige Simulationstraining für das gesamte Team gestartet.

Der hohe organisatorische und finanzielle Aufwand eines professionellen Simulationstrainings lohne sich für eine Notambulanz, bilanzierte Prof. Dr. Tobias Schilling, Ärztlicher Direktor der INA, die erste Simulations-Trainingseinheit. So habe eine Befragung der Teilnehmer gezeigt, dass das interdisziplinäre Training zwischen Arzt und Pflege von den Mitarbeitern als sehr wichtig und gut bewertet wird. Bereits ein einmaliges Simulationstraining habe zu einer signifikanten Verbesserung der Eigenein­schätzung geführt, Notfälle erfolgreich bewältigen zu können. Ein wichtiges Ergebnis sei auch, so der Chefarzt bei einem Pressetermin am Mittwoch (11.03.2015), dass ein Simula­tionstraining auch nicht vermindere, Risiken von möglichen Maßnahmen zu bedenken.

Im einzelnen wurden von den Teilnehmern die Fähigkeiten bei Notfällen den Überblick zu bewahren, Prioritäten festzulegen, Maßnahmen anzuordnen, Pläne zu kommunizieren und Ressourcen zu berücksichtigen nach dem Teamtraining durchweg positiver beurteilt. Auch die Fähigkeit, alle Informationen aufzunehmen, Risiken von Maßnahmen einzu­schätzen, dynamisch zu entscheiden und den Notfall erfolgreich zu bewältigen wurde deutlich besser bewertet. Insgesamt schnitten auch Qualität und Methodik erfolgreich beim Team ab.

Jährlich sterben etwa 30.000 bis 50.000 Menschen in Deutschland an Fehlern in der Me­dizin. Ursache hierfür ist in den meisten Fälle nicht mangelndes medizinisches Fachwis­sen, sondern die so genannten „Human Factors", wie beispielsweise Kommunikation, Koordi­nation, Ressourcenmanagement. Vor allem das Management von Zwischenfällen und Notfällen stelle höchste Anforderungen an medizinische Behandlungsteams, betonte der Klinische Direktor des Klinikums Stuttgart, Prof. Dr. Jürgen Graf. Moderne Patientensi­mulatoren hätten die Möglichkeit, klinisch relevante Notfallsituationen quasi-realistisch nachzustellen und so das Notfallmanagement zu üben. Mit dem Stuttgarter Pädiatrie Simulator (STUPS) besteht im Klinikum Stuttgart seit rund sechs Jahren die Möglichkeit, Zwischenfälle bei Kindern und Erwachsenen gefahrlos aber realistisch zu trainieren. Geübt wird an kleinen und großen Simulationspuppen. Auch in anderen Hochrisikobereichen – wie beispielsweise der Luftfahrt – werden bereits seit vielen Jahren Zwischenfälle regelmä­ßig simuliert und trainiert.

Wissen allein genüge nicht, um Patienten sicher zu versorgen. Wichtig sei auch, das Wis­sen in kritischen Situationen im Team erfolgreich umsetzen zu können, machte Prof. Dr. Tobias Schilling, Ärztlicher Direktor der Interdisziplinären Notfallaufnahme (INA) im Katharinenhospital – Klinikum Stuttgart, deutlich. Daher sei die Vermittlung von Grund­sätzen des Crisis Resource Managements (CRM) essentiell. Regelmäßiges Training am Simulator könne dazu beitragen, im Ernstfall sicher und routiniert zu helfen. Es verbesserte die Kommunikation und Zusammenarbeit in medizinischen Teams und erhöhe dadurch die Sicherheit für die Patienten. Dies sei besonders in einer Notaufnahme wichtig, in der jeder Patient sich schlagartig zum Hochrisikopatient wandeln könne und das hohe Patientenauf­kommen auch eine besondere logistische Herausforderung darstelle. Daher werde die INA auch künftig regelmäßig Trainings durchführen.

Für die Leiterin des STUPS, Dr. Christina Jaki, sind Simulationskurse dann besonders effek­tiv, wenn Ärzte und Pflegepersonal einer Abteilung gemeinsam trainieren. Das Kurskon­zept von STUPS basiert auf realitätsnahen Szenarien, die von den Teams am Simulator trainiert werden, wie beispielsweise Notfallsituationen und Komplikationen, Reanimation, schwieriges Atemwegsmanagement, Trauma oder Schockzustand. Im Anschluss an die Simulation folgt eine videogestützte Nachbesprechung mit allen Beteiligten unter medizi­nischen Gesichtspunkten, aber auch unter dem Aspekt des CRM, das auf die Fähigkeit und das Wissen abzielt, auch unter den ungünstigen und unübersichtlichen Bedingungen der Realität eines medizinischen Notfalls effektive Maßnahmen im Team umzusetzen. Hierbei wird in einer fehlerfreundlichen Atmosphäre neben den medizinisch-fachlichen Fragen besonderen Wert auf die nicht-technischen Fähigkeiten gelegt.

Die Kurse sind für die ärztliche Fortbildung mit Fortbildungspunkten der Landesärztekam­mer Baden-Württemberg zertifiziert. Pflegekräfte erhalten bei allen Kursen Fortbildungs­punkte über die "Registrierung beruflich Pflegender" erhalten.

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