Nicht zuletzt aus ökologischen Gründen sei es sinnvoll, lokale Ressourcen, wie das Naturprodukt Wasser aus eigenen Quellen, zu nutzen. Überdies sei eine solche Nutzung nach §50 Wasserhaushaltsgesetz gesetzlich vorgeschrieben. : "Der Wasserbedarf der öffentlichen Wasserversorgung ist vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen zu decken".
Bei der Diskussion solle nicht vergessen werden, dass das gesamte Trinkwasser in Reutlingen, unabhängig seiner Quelle, von guter, ständig überwachter Qualität sei und sämtliche Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfülle.
Im Schreiben der fairenergie an Oberbürgermeisterin Barbara Bosch heißt es im Einzelnen:
"In der Stadt Reutlingen wird seit 1910 Trinkwasser aus der in Lichtenstein-Honau gelegenen „Sittere Quelle" verteilt. Bis 1981 wurde dieses Wasser nicht aufbereitet. Die Stadt Pfullingen versorgte ihre Bürger bis 1981 mit nicht aufbereitetem Trinkwasser aus ihrer ebenfalls in Lichtenstein-Honau gelegenen Quelle „Jockelesbrunnen", die Gemeinde Lichtenstein ihre Bürger aus ihrer Quelle „Neubrunnen". Das Wassereinzugsgebiet der drei nahe beieinanderliegenden Quellen liegt auf der Schwäbischen Alb in den Bereichen Engstingen, St. Johann und Holzelfingen.
Um eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten, beschlossen die Stadt Pfullingen, die Gemeinde Lichtenstein und die Stadt Reutlingen Mitte der 70er Jahre, eine gemeinsame Aufbereitungsanlage zu bauen. Sie ging 1981 in Betrieb. Die Anlage ist gemeinsames Eigentum der Stadt Pfullingen, der Gemeinde Lichtenstein und der FairEnergie GmbH.
Die FairNetz GmbH betreibt diese interkommunale Anlage im Auftrag der drei genannten Eigentümer. Die anfallenden Betriebskosten werden entsprechend der jeweiligen Bezugsmenge der Partner aufgeteilt.
Gespeist wird die gemeinsame Aufbereitungsanlage aus den drei oben genannten Quellen, aus der Sittere Quelle der FairEnergie GmbH mit einer maximalen Entnahmemenge von 120 I/sec., dem Jockelesbrunnen der Stadt Pfullingen mit einer Entnahmemenge von maximal 65 I/sec. und dem Neubrunnen der Gemeinde Lichtenstein mit einer Entnahmemenge von maximal 30 1/sec.
Die Verteilung des Trinkwassers liegt in Reutlingen in der Verantwortung der FairNetz GmbH, in Pfullingen in der Verantwortung der Stadtwerke Pfullingen und in Lichtenstein in der Verantwortung der Gemeinde.
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Die Stadt Reutlingen, Gründungsmitglied der Bodensee-Wasserversorgung (BWV), ist seit 1958 an das Wassernetz der BWV angeschlossen. Es war damals erkennbar, dass das begrenzte Wasseraufkommen der Sittere-Quelle für die wachsende Stadt Reutlingen auf Dauer nicht ausreichen würde. Heute werden ca. 2/3 der Bevölkerung Reutlingens mit Bodenseewasser versorgt. Rund 1/3 werden in den Bereichen Innenstadt und Georgenberg, aufgrund der historisch gewachsenen Netzstruktur, mit dem Honauer Wasser versorgt.
Das von der FairEnergie GmbH abgegebene Trinkwasser, Honauer Wasser und Bodenseewasser, ist seit Jahrzehnten von bester Qualität. Es unterliegt einer permanenten Qualitätssicherung und erfüllt sämtliche Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Hierzu werden im gesamten Versorgungsnetz jährlich ca. 500 Wasserproben entnommen und im eigenen Betriebslabor sowie in unabhängigen akkreditierten Instituten analysiert.
Grenzwerte für die Härte, also der Calcium- und Magnesiumkonzentration im Trinkwasser, bestehen nicht, weil diese Stoffe gesundheitlich betrachtet nicht nur unschädlich, sondern sogar erwünscht sind."
Dieser Sachverhalt werde in einer Tabelle deutlich, in welcher der Calcium- und Magnesiumgehalt des Honauer Wassers, des Bodenseewassers sowie drei gängiger Mineralwässer aufgeführt ist. Der Tabelle zufolge liegen die Calcium- und Magnesiumgehalte des Honaus- und Bodenseewassers im Rahmen oder unter den Werten z.B. der Sprudelsorten Ensinger bio classic *, Ensinger * Sport medium oder Eiszeitquell.
In der Stellungnahme der fairenergie heißt es weiter: "Beide Trinkwässer, das Bodenseewasser und das Honauer Wasser werden gechlort. Dem Bodenseewasser wird eine sogenannte Transportchlorung zugesetzt. Das Honauer Wasser wird, wie von der Trinkwasserverordnung vorgeschrieben, nach der Aufbereitung mit Chlor desinfiziert. Die Zugabe des Chlors erfolgt im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestkonzentration und wird für die Überwachung durch das Gesundheitsamt dokumentiert.
Die gemeinsame Aufbereitungsanlage ist zuverlässig und weist ein sehr geringes Störungsaufkommen auf, welches sich noch nie negativ auf die Wasserqualität ausgewirkt hat. Sie entspricht auch heute noch den anerkannten Regeln der Technik.
Die gemeinsame Wasseraufbereitungsanlage ist bereits 34 Jahre alt. Die FairEnergie beschäftigt sich daher bereits seit Längerem mit einer möglichen zukünftigen Sanierung oder Teilerneuerung der Wasseraufbereitungsanlage, speziell im Bereich der Steuerungs- und Leittechnik sowie der Desinfektion. In diesem Zuge wurden und werden neue Entwicklungen im Bereich der Aufbereitungstechnik einschließlich Enthärtung betrachtet. Größere Maßnahmen in der Wasseraufbereitungsanlage können abschließend und im Detail nur geplant werden, wenn alle Partner ihre Optionen geprüft haben und zwischen den Partnern Klarheit darüber besteht, in welchem Umfang und in welcher Zusammensetzung das Wasser aus einer gemeinsamen Anlage zukünftig langfristig von den Partnern abgenommen wird.
Die FairEnergie GmbH untersuchte für ihre Versorgung die Machbarkeit folgender Varianten:
a) Mischung ihres Eigenwasser mit Bodenseewasser,
b) die vollständige Umstellung auf Versorgung mit Bodenseewasser,
c) die Enthärtung des Eigenwassers.
a) Mischung des Eigenwassers mit Bodenseewasser
Bereits 2005 wurde die Mischbarkeit des Honauer Wassers mit Bodenseewasser untersucht. Da es sich bei diesen beiden Wässern um Trinkwässer „unterschiedlicher Beschaffenheit" handelt, ist eine dezentrale Mischung im Versorgungsnetz nicht möglich. Jedoch ist eine zentrale Mischung in einem Wasserbehälter unter Beachtung eines vorgegebenen Mischungsverhältnisses von max. 70 % Bodenseewasser möglich. Bestenfalls kann hierbei eine Härte von ca. 12 ° dH erreicht werden. Dies würde dem gleichen Härtebereich „mittel" nach Wasch- und Reinigungsmittelgesetz wie das Bodenseewasser entsprechen. Für die zentrale Mischung im Wasserbehälter Sonnenbau, von dem aus heute Honauer Wasser verteilt wird, ist eine zusätzliche Leitung von ca. 7,5 km notwendig, mit der Bodenseewasser an den Wasserbehälter Sonnenbau herangeführt werden muss. Die Investition hierfür liegt in einer Größenordnung von ca. 5,5 Mio. Euro. Dieses Mischwasser würde in den Regionen verteilt, die bisher das Honauer Wasser beziehen. Damit würde die FairEnergie GmbH eine wesentlich geringere Wassermenge aus der Aufbereitungsanlage abnehmen. Dies würde zu höheren Belastungen für die Stadt Pfullingen und die Gemeinde Lichtenstein führen.
b) Umstellung auf Bodenseewasser
Bereits derzeit kann in Notfällen, wie beispielsweise bei Arbeiten oder Störungen an der Honauer Transportleitung oder der Wasseraufbereitungsanlage, zeitlich befristet das Honauer Wasser durch Bodenseewasser ersetzt werden. Im Dauerbetrieb ist dies jedoch nicht möglich, da dieser Fall der Notversorgung mit einer aufwendigen Steuerung und einem hohen personellen Aufwand verbunden ist. Zur Umstellung auf dauerhafte Versorgung mit Bodenseewasser würde über die gleiche Zuleitung wie unter Punkt a) „Mischung" realisiert werden. Anstatt zu mischen würde der Wasserbehälter Sonnenbau nur noch mit Bodenseewasser gefüllt werden. Zu den genannten Investitionskosten für die Zuleitung in Höhe von 5,5 Mio. Euro müssten von der BWV weitere Bezugsrechte gekauft werden. Mit der Umstellung auf Bodenseewasser würde sich die FairEnergie GmbH komplett aus der Wasseraufbereitungsanlage zurückziehen. Pfullingen und Lichtenstein müssten die Anlage entweder ebenfalls aufgeben oder allein weiter betreiben, mit allen technischen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Die Versorgungssicherheit für die Stadt Reutlingen würde sich erheblich verschlechtern. Aus Sicht der FairEnergie GmbH ist für eine Stadt der Größe Reutlingens die Aufgabe dieser Versorgungsmöglichkeit aus der Sittere Quelle nicht zu verantworten. Eine Stadt wie Reutlingen mit beinahe 120 000 Einwohnern im Katastrophen- oder Krisenfall bei einem Ausfall der Bodensee-Wasserversorgung mit Tankwagen zu versorgen, erscheint aussichtslos. Eine Anlage vorzuhalten, ohne sie zu betreiben und das Wasser zu nutzen, ist aus hygienischen und wirtschaftlichen Gründen unrealistisch. Eine Nutzung der Quellwässer als Trinkwasser ohne Aufbereitung ist nach Trinkwasserverordnung nicht zulässig.
c) Enthärtung
In den durchgeführten Machbarkeitsuntersuchungen wurden auch verschiedene Enthärtungsverfahren betrachtet. Als Beispiel sei das Membranverfahren als ein zwischenzeitlich in der Praxis erprobtes Verfahren angeführt.
Interessant ist dieses Verfahren auf Grund der kompakten Bauweise und des vergleichsweise geringen Personalaufwandes. Allerdings ist
dieses Verfahren mit einem hohen Abwasseraufkommen und Energiebedarf verbunden. Bezogen auf die derzeitigen Abgabemengen aus der Aufbereitungsanlage zeigt der derzeitige Stand der Untersuchung allein für die Enthärtung Mehrkosten von bis zu 50 Cent/m3 aufbereitetes Wasser. In diesem Beispiel würde sich der Wasserpreis der FairEnergie alleine durch die Enthärtung um ca. 10 % erhöhen.
Weiteres Vorgehen
Die Partner Gemeinde Lichtenstein, Stadt Pfullingen und FairEnergie haben das Ziel, die seit Jahrzehnten bewährte interkommunale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wassererzeugung und —aufbereitung langfristig fortzusetzen. Daher ist geplant, bis Ende 2015 als Grundlage für die weiteren Überlegungen ein technisches Gesamtkonzept für die Erneuerung der bestehenden Anlage mit der Option einer zentralen Enthärtungsanlage für alle Partner zu erstellen. Ergebnisse müssen belastbare Zahlen und Fakten sein, die Grundlage für weitere Entscheidungen sind. Erste Gespräche hierzu haben bereits stattgefunden.
Jeder Partner hat dann die Möglichkeit, diese gemeinsame Option mit den - soweit vorhanden - eigenen Optionen zu vergleichen und mit seinen Gremien zu diskutieren. Gleichzeitig können die Auswirkungen von möglichen Alleingängen Einzelner auf die Partner qualitativ und quantitativ herausgearbeitet werden.
Sollte das Ergebnis dieser Beratungen sein, dass für alle Partner die weitere Zusammenarbeit die beste Lösung ist, wären die nächsten logischen Schritte die ingenieurtechnische Feinplanung einer mittelfristig teilweisen oder vollständigen Erneuerung der Anlage (mit der Option Enthärtung),Auf Grundlage der dann vorliegenden Daten und Fakten sowie Vor- und Nachteilen der in Frage kommenden Verfahren können die notwendigen Gremienbeschlüsse herbeigeführt werden."
Soweit die Stellungnahme der fairenergie. Das oben genannte Vorgehen sei, so schreibt die fairenergie, ergebnisoffen und werde durch eine entsprechende Information der Öffentlichkeit begleitet.
Den Stein ins Rollen brachte der Pfullinger Unternehmer Martin Götz. Gegenüber RTF.1 sagte Götz vor einigen Tagen im Gespräch über die von ihm gestartete Online-Petition:
"Es ist festzustellen, dass es in Reutlingen und Pfullingen mindestens zwei unterschiedliche Trinkwasser-Qualitäten gibt, von denen eine deutlich schlechter ist." Götz verweist dabei auf den deutlich höheren Kalk- und Chlorgehalt im Echaz-Wasser aus der Honau-Quelle, im Vergleich zum Bodensee-Wasser. In einer Online-Petition fordert Götz die Reutlinger Oberbürgermeisterin Bosch auf, Abhilfe zu schaffen. Wer kein Internet hat, konnte die Petition an zwei Aktionstagen auf dem Rweutlinger und Pfullinger Marktplatz unterschreiben.
"Und das, obwohl alle das Gleiche bezahlen," sagt Martin Götz gegenüber RTF.1 über die zwei unterschiedlichen Trinkwasser-Qualitäten. Und korrigiert sich sofort: "Und das stimmt noch nicht mal: Denn die, die das harte Honauwasser bekommen, zahlen auch deutlich mehr durch den höheren Waschmitteleinsatz, und so weiter."
Die Mehrkosten seien erheblich, so Götz: Das reiche neben dem erhöhten Waschmittel-Einsatz von verkalkten Geräten bis hin zu nicht umweltfreundlichen Enthärtungsanlagen im privaten Keller: "Ich habe schon viele Zuschriften von Leuten bekommen, die mir genau auflisten, was für Mehrkosten sie in den vergangen Jahren hatten. Das geht teilweise in die Tausende!"
Als Götz nach Pfullingen gezogen sei, und er zum ersten Mal Honau-Wasser hatte, sei ihm gleich zweierlei aufgefallen: Der penetrante Chlorgeruch und der Kalk. "Wir möchten mit dieser Petition erreichen, dass erkannt wird, dass hier Handlungsbedarf besteht, und dass es dringend erforderlich ist, dass alle gutes Wasser haben,", sagt Götz: "Wie das umzusetzen ist, sollen bitte schön die Verantwortlichen entscheiden, Die kennen sich hoffentlich besser aus." Und meint damit den kommunalen Wasserversorger fair-energie.
Die in der Petition geforderte Enthärtungsanlage - in einer Albgemeinde sei eine Enthärtungsanlage schon erfolgreich im Einsatz - sei dabei nur eine Option: "Ob das die Beste ist, kann ich nicht beurteilen." sagt Götz.
Götz hat sich auch mit den gesundheitlichen Auswirkungen des im Honauwasser gelösten Kalks befasst: Studien zufolge führe zu viel Kalk im Wasser zu trockener Haut: "Die Härte wird vornehmlich durch Kalzium erzeugt; Magnesium ist zu wenig verhanden. Der Körper braucht laut Studien Studien das Kalzium zum Magnesium im Verhältnis 2:1."
Auch der menschliche Schweiß habe dieses Verhältnis, sagt Götz: "In jedem Fall kann man sicher sagen, dass das Verhätnis Kalk zu Magnesium im Bodensee 5:1 oder 6:1 und im Honauswasser 19:1 ist. Es ist also kaum Magnesium drin und sehr viel Kalzium."
Neben den höheren Kosten für die Nutzer von Honau-Wasser dürfe deswegen auch der gesundheitliche Aspekt nicht vernachlässigt werden, und spreche für die Petition.
"Wir haben nicht gerechnet, dass das Ding diese Ausmaße annehmen wird", sagt Götz über den Start der Online-Petition: Man sei mit der Online-Petition vor zwei Wochen an den Start gegangen. In der ersten Woche habe sich mit der Online-Petition nicht viel getan. Aber in der zweiten Woche habe die Zahl der Unterstützer rapide zugenommen: Allein 250 Unterstützer haben die Petition demnach in den letzten Tagen online unterschrieben.
Ganz kurzfristig haben sich Götz und seine Mitstreiter jetzt für eine Präsenz auf dem Reutlinger Marktplatz entschieden: "Mich hat das feedback erreicht, dass viele ältere, nicht internet-affine Leute auch gerne mitmachen würden. Da haben wir kurzfristig gesagt: Da opfern wir halt unsere Freizeit, und stellen uns zwei Stunden auf den Marktplatz."
Wer die Petition online aufrufen will, findet sie hier!
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