Der Generalsekretär der Nojaba' Bewegung, eine Miliz innerhalb der al Hashd al-Sha'bi - Freiwilligenverbände, sagte gegenüber der Nachrichtenplattform IraqiNews.com: "Die Stadt Tikrit ist nun vollständig unter Kontrolle der Sicherheitskräfte und der Freiwilligenverbände."
Die Meldungen über den Stand der Kampfhandlungen sind allerdings widersprüchlich: Währed die Nohaba-Bewegung bereits am 11.März 2015 die vollständige Kontrolle über Tikrit meldete, gab der Sprecher des Pentagon, Colonel Steve Warren am 21. März 2015 bekannt, ihren Informationen zufolge sei die Stadt Tikrit von Regierungsarmee und Freiwilligenverbänden vollständig eingekreist, die irakischen Streitkräfte hätten es aber bis jetzt noch nicht geschafft, Tikrit zu kontrollieren.
In der Zeit zwischen dem 11. März und dem 201 März 2015 gab es zudem in unterschiedlichen Quellen sich teilweise widersprechende Meldungen: Der "IS" sei auf einen Bereich am Rande von Tikrit zurückgedrängt, sowie, der "IS" sei auf einen schmalen Bereich in der Innenstadt zurückgedrängt, sowie, die Zahl der "IS"-Kämpfer in Tikrit sei auf 50 - 60 Mann dezimiert worden. Die Quellenlage ist auch deswegen unübersichtlich, weil aus den Quellen oft nicht hervorgeht, ob sich die Meldung auf den Verwaltungsbezirk Tikrit bezieht, auf die Stadt Tikrit, oder auf das Stadtzentrum von Tikrit.
Die Provinzhauptstadt Tikrit und die dazugehörende Provinz Saluhuddin war neun Monate lang von der islamistischen Terror-Organisation "IS" besetzt. Tikrit ist überwiegend von Sunniten bewohnt und ist auch Geburtsstadt des nach dem zweiten Golfkrieg zum Tode verurteilten und hingerichteten irakischen Diktators Saddam Hussein.
Bereits am 10. März 2015, wurde gemeldet, dass die irakische Fahne auf dem Militär-Krankenhaus von Tikrit gehisst worden sei, das sich im al-Qadissiya-Bezirk in Tikrit-Stadt befindet. Sicherheitskräfte, al-Hashd al-Sha'bi-Freiwlligenverbände und Stammeskämpfer der Provinz Salahuddin war es gestern außerdem gelungen, die al-Diom Region im Westen Tikrits unter ihre Kontrolle zu bringen, und das Industriegebiet in der Unterstadt zu besetzen.
Ursprünglich war mit einer noch schnelleren Befreiung der Stadt gerechnet worden: Zu Beginn der Offensive am 1. März 2015 hatte ein hochrangiger Vertreter der Armee zunächst prognostiziert, das Stadt-Zentrum werde innerhalb von 24 Stunden erobert sein. Von der Terror-Organisation "IS" angebrachte Sprengfallen auf Straßen und in Häusern hatten das Vorrücken dann um einige Tage verzögert. Ein schiitischer Milizenführer wurde mit den Worten zitiert, man werde wegen möglicher Sprengfallen und feindlichen Scharfschützen vorsichtig und mit Bedacht ins Zentrum von Tikrit vorrücken, um nicht unnötig Menschenleben zu gefährden.
An der Offensive waren auf Seiten der Regierung rund 30.000 Kämpfer beteiligt, davon 4.000 Stammeskämpfer. Weitere 4.000 Stammeskämofer kamen in der Region Anbar zum Einsatz.
Gestern Abend waren regionalen Medien zufolge von den Regierungstruppen Abrams-Panzer vor der Stadt zusammengezogen worden. Der eigentliche Sturm auf Tikrit-Stadt hat nun innerhalb von 24 Stunden zur Rückeroberung des Stadtzentrums geführt.
Das irakische Militär hatte für die Rückeroberung Tikrits einen drei-Phasen-Plan konzipiert: In einer ersten Phase waren seit Anfang März 2015 weite Teil der Umgebung von Tikrit sowie der Provinz Salah-il-Din unter Kontrolle der Regierung gebracht worden. Darunter auch Gebiete um al-Alam, die nach Angaben des Führers der al-Hashd al-Sha'bi - Freiwilligenverbände, Jabbar al-Mamori, seit dem Jahr 2003, als diese von Al Qaeda-Terroristen erobert wurde, erstmals wieder unter Kontrolle der Regierung sind, Tikrit selbst war während der ersten Phase großteils eingekesselt worden, indem drei strategisch wichtige Gebiete und Ausfallstraßen in den Außenbezirken von Tikrit unter Kontrolle der Regierungstruppen gebracht worden waren.
Vor wenigen Tagen hatte das irakische Militär bekannt gegeben, dass nun Phase 2 der Rückeroberung angelaufen sei. Der "IS" habe schwere Verluste erlitten, viele "IS"-Kämpfer seien aus Tikrit geflohen. 11 irakischstämmige "IS"-Führer, die sich von der Front abgesetzt hätten, seien von der ausländischen Führungsmannschaft des "IS" durch Kopfschüsse hingerichtet worden.
An der Rückeroberung von Tikrit waren neben Regierungstruppen auch Freiwilligenverbände aus schiitischen Milizen und aus Kämpfern des in der Region ansässigen sunnitischen Jubbour-Stammes beteiligt. Die internationale Koalition ist mit ihrer Luftwaffe nicht beteiligt; den Meldungen zufolge ist aber die irakische Luftwaffe im Einsatz.
Meldungen zufolge wurde für die Rückeroberung von Tikrit keine Unterstützung durch die Luftwaffe der internationalen Koalition angefordert. Anderen Meldungen zufolge hätten die USA sich an einer Luftunterstützung nicht beteiligt, da man keine gemeinsamen Militäreinsätze zusammen mit vom Iran unterstützen Milizen durchführen werde.
Auch in anderen Gebieten ist der "IS" in schwerer Bedrängnis: So wurde der von den "IS"-Islamisten eingesetzte Gouverneur von Mossul vor wenigen Tagen durch einen Luftangriff der Koalition auf seinen Fahrzeug-Konvoi getötet.
In Syrien gelang es Medienberichten zufolge einheimischen Bodentruppen mithilfe von Luftangriffen der Koalition, dem "IS" bei Tal Hamis die Kontrolle einer wichtigen Verbindungsstraße zum Irak zu entreißen. Die Verbindungsstraße hatte die Terror-Organisation zuvor dazu benutzt, um Soldaten und Material zwischen Syrien und Irak zu transportieren. Nach Angaben des Pentagon laufen über Straße 47 in Syrien Schlüssel-Kommunikations- und verbindungslinien von Syrien in den Irak.
Im Dorf Ismail in der Mulla Abdullah-Region habe die Peshmerga mit Abu Hager eine zentrale Figur aus der IS-Führung im Verlauf der Kampfhandlungen getötet. Abu Hager soll eine Schlüsselfigur innerhalb der "IS"-Führung und enger Mitarbeiter des IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi gewesen sein.
Mit der Rückeroberung von Tikrit ist für die irakische Regierung nun der Weg, daher die Verbindungsstraße zwischen Tikrit und der noch vom IS besetzten irakischen Millionenstadt Mossul frei. Die erfolgreiche Rückeroberung von Tikrit galt als Generalprobe für die in den nächsten zwei bis drei Monaten geplante Rückeroberung von Mossul. Mossul ist zugleich Provinzhauptstadt der Provinz Niniveh.
Die Bevölkerung von Mossul werde von der islamistischen Terror-Organisation "IS" mittlerweile per Lautsprecherdurchsagen aus Autos und Moscheen dazu aufgefordert, die Stadt nicht zu verlassen. Offensichtlich befürchtet der sogenannte "IS" eine Fluchtwelle der Bevölkerung aus der Stadt. Das Verlassen der Stadt werde als Apostasie, also als Abfall vom Glauben, angesehen, und entsprechend bestraft. Darunter dürfte die Todesstrafe zu verstehen sein. Außerdem werde Besitz und Vermögen von geflüchteten Einwohnern konfisziert. In Mossul wird auch der "IS"-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi vermutet.
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