Frisches Gemüse | Bildquelle: pixelio.de - Lupo Foto: pixelio.de - Lupo

Heidelberg:

Krebs-Vorsorge beginnt bei der Ernährung

Stand: 11.03.15 16:55 Uhr

Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse hemmen das Krebswachstum und verstärken die Wirkung von Chemotherapien. Das zeigte das Team um Professor Dr. Ingrid Herr, Leiterin der Sektion Chirurgische Forschung am Universitätsklinikum Heidelberg, in den letzten Jahren in Forschungsarbeiten. Inzwischen ist klar: Viele Substanzen aus Obst und Gemüse sind Gift für Krebszellen und schützen ganz allgemein vor Entzündungen.

Wie sich dieses Wissen für die tägliche Ernährung nutzen lässt, erklärt Professor Herr den Besuchern der Vortragsreihe "Medizin am Abend" am Mittwoch, 18. März 2015. Auch Ideen für die Küche fehlen nicht und beim anschließenden Imbiss gibt es gesunde Häppchen zum Probieren. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Wie Brokkoli-Wirkstoffe Krebszellen schaden

Seit 2007 sucht das Team um Professor Herr nach Wegen, die Widerstandskraft besonders aggressiver Zellen, sogenannter Tumorstammzellen, des Bauchspeicheldrüsenkrebs zu brechen. Diese Vorläuferzellen des Tumors können sich sehr gut regenerieren und sind daher gegen Medikamente und Bestrahlung resistent. Fündig wurden die Wissenschaftler zunächst bei Brokkoli und verwandtem Gemüse: Der pflanzliche Wirkstoff Sulforaphan unterdrückt in Laborversuchen einen bestimmten Stoffwechselweg in den Tumorstamm­zellen, mit dem diese sich vor der Chemotherapie schützen. Sulforaphan breche in den Experimenten die Resistenz der Tumorstammzellen, so Herr, Leiterin der Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie, einer Kooperation der Chirurgischen Universitäts­klinik mit dem Deutschen Krebsforschungs­zentrum. Eigene Therapie­versuche an Mäusen sowie gerade begonnene Pilotstudien aus den USA zu anderen Krebsarten verliefen bisher so vielversprechend, dass am Universitäts­klinikum Heidelberg 2014 ebenfalls eine Patienten­studie gestartet wurde. Darin will das Team zusammen mit dem Chirurgen Professor Dr. Peter Schemmer, Leiter der Sektionen Leberchirurgie und Viszerale Organtransplantation, prüfen, ob Sulforaphan aus Brokkolisprossen das Behandlungsergebnis bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern kann.

Schützende Effekte wies die Heidelberger Arbeitsgruppe im Laborversuch auch bei anderen Pflanzenstoffen nach - z.B. bei Quercetin, das in Brokkoli, Apfelschalen und vielen anderen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist, oder Salicylsäure, dem Wirkstoff der Weidenrinde, aus dem Aspirin entwickelt wurde. Internationale Forschungsarbeiten identifizierten noch weitere pflanzliche Wirkstoffe gegen Tumorstammzellen: Nachgewiesen hat man solche Stoffe bisher u.a. bei den verschiedenen Kohlarten, Hülsenfrüchten, Tomaten, Peperoni, Weintrauben, Beeren, schwarzem Pfeffer oder grünem Tee. Auch Vitamin D, das nach Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet wird, scheint die Krebszellen zu schädigen.

Ernährung mit viel Gemüse enthält wirksame Dosis

Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass diese Pflanzenstoffe nicht nur Krebszellen schädigen können, sondern bereits das Krebsrisiko senken. Substanzen wie Sulforaphan, Quercetin und Co würden Entzündungen entgegenwirken, so die Biologin. Und Entzündungen seien nach aktuellem Stand der Forschung ein Schlüsselfaktor bei der Krebsentstehung, . Eine entzündungshemmende Ernährung spiele daher - neben einem gesunden Lebenswandel ohne Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum - eine wichtige Rolle für die Krebsprävention.

Aber muss man für eine wirksame Dosis der Pflanzenmedizin dann Berge von Brokkoli, Blumenkohl und Sojaschrot zu sich nehmen oder gar zu Extrakten greifen? Studien wiesen darauf hin, dass eine angepasste Ernährung mit reichhaltig Obst und Gemüse z.B. zur Unterstützung einer Krebstherapie ausreiche - und besser wirke als die Einnahme einzelner Nahrungsergänzungsmittel. Man solle bei der Zubereitung aber darauf achten, die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu zerkochen - am besten das Gemüse nur kurz dämpfen, rät die Forscherin. Dazu empfiehlt sie, entzündungsfördernde Nahrungsmittel besser nur in Maßen zu genießen: Dazu zählen u.a. rotes Fleisch, Wurst, Produkte aus Weißmehl und Süßigkeiten.

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