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Syrien:

Syrienkrise: Hilfsorganisationen werfen UN-Sicherheitsrat Versagen vor

Stand: 11.03.15 11:42 Uhr

Anlässlich des vierten Jahrestages des syrischen Bürgerkrieges üben 21 internationale Hilfsorganisationen, darunter Oxfam, Save the Children und World Vision, scharfe Kritik am UN-Sicherheitsrat. Dieser hatte im vergangenen Jahr drei Resolutionen zum Syrienkonflikt beschlossen, die Schutz und Hilfe für syrische Zivilisten gewährleisten sollten. In ihrem heute veröffentlichten Bericht "Failing Syria" vergleichen die Nichtregierungsorganisationen das, was die Resolutionen im Einzelnen forderten mit dem, was seither geschehen ist. Die ernüchternden Fakten offenbaren, in welchem Ausmaß die Konfliktparteien, Mitglieder des Sicherheitsrates und andere UN-Mitgliedsstaaten die Resolutionen ignoriert oder untergraben haben.

Menschen werden nicht geschützt: 2014 war vielmehr das blutigste Jahr des Konflikts, das mindestens 76.000 Syrerinnen und Syrer das Leben kostete. 220.000 Menschen insgesamt sind bisher zu Tode gekommen.Der Zugang zu Hilfsgütern hat sich nicht verbessert: 4,8 Millionen hilfsbedürftige Menschen befinden sich in Gebieten, die von den Vereinten Nationen als „schwer zugänglich" definiert wurden. Dies sind 2,3 Millionen mehr als 2013.Der Hilfsbedarf hat zugenommen: 5,6 Millionen Kinder sind auf Hilfsleistungen angewiesen, 31 Prozent mehr als 2013.Die Ausstattung der Nothilfe entspricht immer weniger dem tatsächlichen Bedarf: 2013 waren 71 Prozent der erforderlichen Nothilfemaßnahmen zum Schutz von Zivilistinnen und Zivilisten finanziert. 2014 sank der Anteil auf 57 Prozent.

2014 wurden von Damaskus aus weniger Menschen mit Hilfslieferungen für den Winter erreicht als ein Jahr zuvor (1,1 Millionen im Jahr 2014 im Vergleich zu 2,9 Millionen im Jahr 2013), und die syrische Regierung bewilligte weniger als die Hälfte der hierfür nötigen Anträge. Zwar kommen auch über die Nachbarländer Syriens Hilfstransporte. Doch zurzeit sind hierfür nur fünf der 34 Grenzübergänge geöffnet, neun sind eingeschränkt passierbar und die restlichen geschlossen.

Die Hilfsorganisationen rufen die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, insbesondere die Mitglieder des Sicherheitsrates, dazu auf, den Resolutionen endlich durch Taten Geltung zu verschaffen.

Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland betonte, dass es bittere Realität sei, dass der UN-Sicherheitsrat die UN-Resolutionen nicht umgesetzt habe. Das vergangene Jahr sei das dunkelste seit Ausbruch dieses fürchterlichen Krieges gewesen. Alle Konfliktparteien hätten unverantwortlich gehandelt und die Forderungen des Sicherheitsrates ignoriert. Die Zivilisten, darunter viele Kinder, würden nicht geschützt vor der Gewalt, und ihr Zugang zu humanitärer Hilfe habe sich nicht verbessert, so Wieland.

Ekkehard Forberg, Friedensexperte von World Vision fügt hinzu, dass der Krieg in Syrien  auch ein Krieg gegen Kinder sei. Das sollten sich alle vor Augen führen, die für Waffenlieferungen an eine der Konfliktparteien plädierten. Bei Angriffen auf Städte und Schulen seien bereits rund 9.000 Kinder getötet und viele weitere verletzt oder traumatisiert worden. An vielen Orten lebten Kinder wie im Gefängnis und verpassten ihre Bildungschancen, weil die Angst vor Gewalt gepaart mit wachsender Armut und wachsendem Mangel sie daran hindere, eine Schule zu besuchen.

Auch Robert Lindner, Syrienreferent von Oxfam Deutschland unterstrich, dass die Regierungen einflussreicher Staaten endlich dafür sorgen müssten, dass der Konflikt nicht weiter angeheizt werde und dass die Nothilfemaßnahmen massiv ausgeweitet würden. Außerdem müssten sie den Druck auf die Konfliktparteien erhöhe und zu einer politischen Lösung zu kommen. Die USA, Russland und andere Staaten hätten hierzu den nötigen politischen und diplomatischen Einfluss. Es gebe keine weitere Zeit zu verlieren.

Oxfam, Save the Children und World Vision sind in Syrien, im Irak, im Libanon, in Ägypten, in der Türkei und in Jordanien im Einsatz. Die Organisationen versorgen syrische Flüchtlinge unter anderem mit Sanitäreinrichtungen, Hygienemaßnahmen, Trinkwasser, Lebensmittel, warmer Kleidung, Decken und Heizöfen. Außerdem bieten sie Rechtsberatung und psychosoziale Betreuung.

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