Am Beispiel einer Jeans, die jemand in Berlin für 100 Euro kauft, machte Minister Müller deutlich, wie viel Ungerechtigkeit bei der Produktion und weiteren Prozessen herrscht. Bei der Näherin in Vietnam oder Bangladesch blieben zwei Euro hängen. Sie bekomme in ihrem Land einen Stundenlohn von 15 Cent, von dem sie nicht einmal vollständig ihren Lebensunterhalt bestreiten könne. Deshalb brauche der Markt Regeln, so Müller.
Arbeitsministerin Nahles wies darauf hin, dass Grundregeln zwar bei der Internationalen Gewerkschaftsorganisation ILO existierten, diese aber nicht ausreichend umgesetzt würden.
Beschäftigte müssen Rechte einklagen können
Die Beschäftigten, die derart ausgebeutet würden, hätten auch nicht genügend Handhabe, ihre Rechte einzuklagen, erklärte Nahles. An diesem Punkt setzen Maßnahmen an, die Deutschland im G7-Prozess weltweit stärker zur Geltung bringen möchte. Das sind ökologische und soziale Mindeststandards für jegliche Produktion - ob Öl, Kaffee oder Kleidung. Ziel ist, eine Charta für nachhaltiges Wirtschaften zu vereinbaren.
Für die Beschäftigten in den armen Ländern sollen Mechanismen zur Beschwerde und Schlichtung eingerichtet oder stärker etabliert werden. Ein globaler Fonds ("Vision Zero Fund") soll aus der Taufe gehoben werden, damit Sicherheitsstandards besser eingehalten werden. In den G7-Staaten soll dafür von Unternehmen und Organisationen Geld gesammelt werden, um Unfall-Versicherungen aufzubauen oder Brandschutzinspektoren auszubilden.
68 Millionen Kinder auf der Welt arbeiten
Alle 15 Sekunden sterbe ein Mensch durch einen Arbeitsunfall oder eine berufsbedingte Krankheit. 68 Millionen Kinder weltweit müssten arbeiten. Hier gelte es anzusetzen, so Nahles. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen in den reichen Ländern benötigten Hilfestellung, wie sie ihre Lieferketten nachhaltig machen. Die Verbraucher in den reichen Ländern hätten in der Hand, welche Produkte an den Markt gelangen.
Von der Bundesregierung sei kürzlich die Internetseite Siegelklarheit freigeschaltet worden. Verbraucher können sich dort anhand der Produktkennzeichnung Klarheit verschaffen, inwieweit Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden.
Die von Entwicklungs- und Arbeitsministerium vorgeschlagenen Maßnahmen sind in einem Zukunftspapier niedergelegt.
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