Rund die Hälfte der gesamten Hugo Boss Produkte würden in osteuropäischen und türkischen Fabriken hergestellt. Der CCC-Bericht "Im Stich gelassen" (2014) zeige dass in der gesamten Region die Differenz zwischen dem ausbezahlten Lohn und einem Existenzlohn extrem groß ist. Auch bei Hugo Boss Lieferanten sei diese Rechercheanalyse bestätigt worden. Die meisten ArbeiterInnen verdienen demnach Löhne unter der nationalen Armutsgrenze. Für den Bericht wurden den Angaben zufolge TextilarbeiterInnen bei einem Hugo Boss Lieferanten in der Türkei interviewt. Sie verdienten demnach zum Zeitpunkt der Recherche durchschnittlich 326 Euro pro Monat - Überstunden und Zuschläge inbegriffen. Die nationale Armutsgrenze lag zu diesem Zeitpunkt laut CCC bei 401 Euro pro Monat, ein minimaler Existenzlohn bei 890 Euro pro Monat.
Bettina Musiolek von der Clean Clothes Campaign Deutschland betont: "'Made in Europe' sollte dafür stehen, dass Arbeiterinnen und Arbeiter der Armut entkommen können und keine Angst haben müssen, einer Gewerkschaft beizutreten. Doch das Gegenteil ist der Fall", und sie fordert weiter: "Vom 'Erfolgskurs' von Hugo Boss sollen auch die Arbeiterinnen und Arbeiter profitieren, immerhin ist existenzsichernder Lohn ein Menschenrecht, das den Näherinnen und Nähern von Hugo Boss-Bekleidung verwehrt wird."
Die Vorwürfe stehen schon länger im Raum. Hugo Boss Chef Claus-Dietrich Lahrs hatte in einem Interview mit der Wirtschaftswoche schon einmal dazu Stellung genommen. "Dagegen verwehren wir uns, und das haben wir gegenüber dieser Initiative und den Medien auch klar zum Ausdruck gebracht", sagte er der Zeitschrift. Man lege großen Wert darauf, dass sich das Unternehmen "stets im Rahmen der gesetzlichen Mindestlöhne" bewege, und weiter: "Wir überprüfen außerdem regelmäßig die Verhältnisse bei unseren Auftragsfertigern und verpflichten sie darauf, unsere strengen Sozialstandards einzuhalten." Man lasse sich auch extern prüfen.
Der Lohn in der Hugo-Boss-Produktion in der Türkei liegt laut Claus-Dietrich Lahrs "im Durchschnitt 30 Prozent über dem, was eine Näherin üblicherweise vor Ort verdient", so der Firmenchef zur Wirtschaftswoche. Man stelle den Mitarbeitern in den türkischen Produktionsstätten "Sportplätze, ein Fitnessstudio, sehr gute Restaurants und einiges mehr kostenlos zur Verfügung".
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