Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Kultusminister Andreas Stoch | Bildquelle: Staatsministerium Stuttgart

Stuttgart:

Akzeptanz sexueller Vielfalt – Kultusminister Andreas Stoch über Bildungspläne von Grün-Rot

Stand: 15.01.14 14:09 Uhr

Der Plan der grün-roten Landesregierung, das Thema "Akzeptanz von sexueller Vielfalt" im Bildungsplan für 2015 fest zu schreiben, schlug hohe Wellen im Land. Sofort bildete sich eine Gegnerfront, die eine Online-Petition initiierte. Und das mit überraschend viel Zulauf: Über 114.000 Menschen - davon allein 52.000 aus Baden-Württemberg - stellen sich damit gegen mehr Offenheit beim Thema Homosexualität im Schulunterricht. Heute hat Kultusminister Andreas Stoch, SPD, über die Motive der Landesregierung und über den Umgang mit so viel Gegenwind, gesprochen.

Die Vorwürfe der Gegner der grün-roten Pläne wiegen schwer: aus ihrer Sicht gehe es der grün-roten Landesregierung mit ihrem Bildungsplan um eine Umerziehung der Sexualmoral von Schülern. Einen "völligen Unsinn" nannte das SPD-Kultusminister Andreas Stoch heute bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Es gehe schlicht darum, so Stoch, dass Betroffene auf Seiten der Schülerinnen und Schüler, aber auch auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer, nicht mehr das Gefühl hätten, sie müssten sich wegen ihrer sexuellen Orientierung verstecken. Es gehe also nicht darum dass auf aggressive Art und Weise für eine bestimmte Lebensweise geworben werden solle. Aber, betonte Stoch: "Es geht darum dass niemand ausgegrenzt wird." Homosexualität solle daher ein Thema werden, über das in baden-württembergischen Schulen ganz offen gesprochen und diskutiert werden dürfe. Inwiefern ein offenes Gespräch mit den Vertretern der Online-Petition möglich ist, da ist sich auch der Kultusminister unsicher. Bei den Emails die ihn erreichten, erklärte Stoch, frage er sich schon ob eine Diskussion vielleicht zwecklos sei. Das klinge frustrierend und er wolle das auch nicht gänzlich ausschließen. Aber vieles von dem was er dort lese, lasse ihn "nachhaltig frieren". 

Unterhalten will sich Stoch allerdings noch einmal mit Vertretern der großen Landeskirchen. Deren gemeinsame Pressemitteilung hatte in der vergangenen Woche ebenfalls für Aufregung gesorgt, weil sie von den Medien als kritisch wahrgenommen worden war. Die Kirche sei damit jetzt in einer unangenehmen Situation und in einem "Fahrwasser" in das sie eigentlich garnicht gewollt habe, so der Kultusminister. Denn nun sähe es so aus, als ob sie eine Gegenposition zur Landesregierung eingenommen habe. Doch er - betonte Stoch - wolle noch einmal ganz deutlich sagen, dass sowohl die Landesregierung als auch die Kirche die selbe Zielvorstellung habe.

Und wie schon vor dem Christopher-Street-Day 2013 offen demonstriert, sei das Ziel der Landesregierung weiterhin ein weltoffenes und tolerantes Baden-Württemberg. Dass man davon noch ein ganzes Stück entfernt ist, scheint die Zahl der Unterschriften der Petition gegen sexuelle Vielfalt als Thema im Unterricht, zu zeigen. Doch längst hat sich eine Gegen-Petition zur Petition formiert. Und auch hier wächst die Unterstützerzahl jeden Tag: knapp 57.000 Menschen haben hier schon ihre Unterschrift für die Pläne der Landesregierung abgegeben.

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