Medikamente | Bildquelle: pixabay.com

Deutschland:

Wenger Pillen für ADHS-Patienten

Stand: 10.03.15 11:50 Uhr

In Deutschland bekommen Kinder und Jugendliche mit ADHS weniger Psycho-Medikamente verschrieben. Von 2011 bis 2013 gingen die Verordnungen von Methylphenidat (Ritalin) bei DAK-Versicherten zwischen fünf und 14 Jahren um zehn Prozent zurück. Das zeigen aktuelle Arzneimitteldaten der Kasse. Bundesweit litten nach Expertenschätzungen mehr als 325.000 Schüler unter ADHS.

Methylphenidat ist für junge Patienten zugelassen, die unter einer Aufmerksamkeitsstörung und Hyperaktivität leiden, dem sogenannten Zappelphilipp-Syndrom. Besser bekannt ist das Medikament unter seinem Markennamen Ritalin. 2013 hatten 2,5 Prozent aller DAK-versicherten Schüler zwischen fünf und 14 Jahren mindestens eine Verordnung für das Psycho-Medikament, 2011 waren es noch 2,8 Prozent. Auch die Anzahl der Tagesdosen ging zurück. Im Durchschnitt bekam 2013 jeder einzelne DAK-Patient 195 Tagesdosen pro Jahr.

Für den deutlichen Rückgang seien vermutlich die neuen Arzneimittelrichtlinien verantwortlich, sagte Jan Helfrich, Experte für ambulante Leistungen bei der DAK-Gesundheit. Seit 2010 gelten strengere Regeln bei der Verordnung der Psycho-Medikamente. Nur noch Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen dürfen sie verschreiben. Auf diese Weise sei gewährleistet, dass die Kinder Ritalin unter besonders geschulter Aufsicht einnähmen und die Tabletten nicht leichtfertig schluckten, so Helfrich. Ritalin sei ein segensreiches Medikament für Patienten mit starken Symptomen. Es habe aber, wie jedes Medikament, Nebenwirkungen: darunter verminderte Appetit, Übelkeit und Schlafprobleme.

Nach Daten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung waren 2011 bundesweit 4,4 Prozent der fünf- bis 14-Jährigen von ADHS betroffen. Hochgerechnet auf den Bevölkerungsanteil waren das mehr als 325.000 Schüler. Wird die Verhaltensstörung nicht richtig behandelt, sind die Folgen bis ins Erwachsenenalter spürbar: Schule, Ausbildung und Sozialkontakte können auf der Strecke bleiben. Das Risiko für Depressionen, Süchte und Unfälle kann steigen. Eine multimodale Therapie ist angezeigt, die passend zur Familie und zur Persönlichkeit des Kindes verschiedene Bausteine auswählt.

Die DAK-Gesundheit hat in Baden-Württemberg einen speziellen ADHS-Vertrag, der Verhaltenstherapie und Elterntrainings kombiniert. Eine erste Programmauswertung zeige, dass sich bei vielen Teilnehmern die Symptome innerhalb eines Jahres deutlich verbessere und ein begleitender Einsatz von Medikamenten oft nicht mehr erforderlich sei, erklärt Helfrich.

WERBUNG:



Seitenanzeige: