Unabhängige Evolution von Larven und adulten Tieren
Die ersten Vertreter der Echten Krabben erschienen in der Jurazeit vor rund 180 Millionen Jahren. Ihre Aufspaltung in zahlreiche spezialisierte Arten begann in der Kreidezeit vor etwa 100 Millionen Jahren, wobei vor etwa 50 Millionen Jahren die Artenvielfalt noch einmal signifikant zunahm. Trotz ihres vergleichsweise späten Starts entwickelte sich die Gruppe also morphologisch und ökologisch rasch weiter. Über die frühe Evolution der Krabben ist bisher aber nur wenig bekannt. "Die frühen Formen erwachsener Krabben sind noch wenig spezialisiert und sehr urtümlich", sagt Haug, "die fossile Larve dagegen könnte problemlos in eine der heutigen Krabbengruppen eingereiht werden. Schwanzfächer, Beine, Augen und Schild etwa sehen schon weitgehend so aus wie bei vielen heutigen Arten". Dieses Erscheinungsbild deutet darauf hin, dass die Larve als kleiner Räuber und Aasfresser auch bereits dieselbe ökologische Nische wie heutige Megalopae besetzte. Deren modern anmutende Morphologie ist demnach ein uraltes Erfolgsrezept.
Aus der Diskrepanz zwischen der urtümlichen Erscheinung der erwachsenen Tiere und der modernen Erscheinung der Larven schließen die Wissenschaftler, dass die Evolution der Krabbenlarven und der erwachsenen Krabben unabhängig voneinander ablief: Während die Larven sich schon früh spezialisierten, verharrten die erwachsenen Tiere noch in ihren ursprünglichen Formen - in diesem Fall haben die Kinder also den Eltern etwas voraus.
Bild oben:
Älteste fossile Krabbenlarve der Welt mit sehr moderner Morphologie. Links die Rekonstruktion (fehlende Strukturen in grau oder gestrichelt ergänzt), rechts das Fossil unter Fluoreszenzlicht mit bunt markierten Beinen.
Publikation:
A 150-million-year-old crab larva and its implications for the early rise of brachyuran crabs
Joachim T. Haug, Joel W. Martin & Carolin Haug
Nature Communications 2015
DOI: 10.1038/ncomms7417
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