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Tansania:

Albino-Proteste verboten; Staatspräsident verspricht aber besseren Schutz

Stand: 09.03.15 13:13 Uhr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den zurzeit in Genf tagenden Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, sich für einen besseren Schutz von Menschen mit Albinismus einzusetzen.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat den zurzeit in Genf
tagenden Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen aufgefordert, sich für
einen besseren Schutz von Menschen mit Albinismus einzusetzen. Wenn
sich die Vereinten Nationen wirksam für die von Gewalt bedrohten Albinos
engagieren wollten, müssten sie zunächst dringend ihre eigene
Zuständigkeit klären. Denn trotz immer neuer Morde und sozialer
Ausgrenzung hätten Albinos noch immer keinen festen Ansprechpartner in
den Menschenrechtsgremien der Vereinten Nationen, erklärte der
GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Die GfbV hat
den Menschenrechtsrat und seine 47 Mitgliedstaaten in schriftlichen
Eingaben aufgefordert, erstmals einen Sonderberichterstatter für
Probleme von Menschen mit Albinismus zu berufen.


Sollte man sich darauf nicht verständigen können, dann müsse zumindest
der Kompetenzstreit unter UN-Menschenrechtsexperten beendet und den
Albinos ein klarer Ansprechpartner für ihre Anliegen genannt werden,
erklärte Delius. Angesichts der schrecklichen Morde in mehreren
afrikanischen Staaten sei es absurd, dass sich in dem bedeutendsten
UN-Menschenrechtsgremium niemand für sie zuständig fühle. Seit Jahren
wiesen die UN-Menschenrechtsexperten für den Kampf gegen Rassismus, für
Minderheiten, indigene Völker und für Menschen mit Behinderungen
wechselseitig die Zuständigkeit für Albino-Fragen zurück, so Delius.

Auch müssen die EU-Staaten in ihrer Entwicklungszusammenarbeit stärker
in ländlichen Gebieten Ost-, Zentral- und Westafrikas Bildungsprogramme
fördern, um den Abbau von Vorurteilen gegen Menschen mit Albinismus zu
unterstützen. Dringend verbessert werden muss auch ihre medizinische
Betreuung, weil ihre durchschnittliche Lebenserwartung nur 30 Jahre
beträgt. Aufgrund der hellen Pigmentierung ihrer Haut erkranken sie oft
an Hautkrebs. Chronische Augenprobleme machen ihren Lebensalltag noch
schwieriger.

Besonders dramatisch ist die Lage von Albinos in Tansania. Seit dem Jahr
2005 sind dort 76 Albinos eines gewaltsamen Todes gestorben, weil
skrupellose Menschenhändler ihre Gliedmaßen zu Höchstpreisen verkauften,
da ihnen fälschlicherweise im Volksmund heilende Wirkung nachgesagt
wird. Erst im Februar 2015 wurde ein anderthalbjähriges Kind entführt,
verstümmelt und getötet. Ein für den gestrigen Dienstag in der
Hauptstadt Dar Es Salaam geplanter öffentlicher Protest von Albinos
gegen die anhaltende Gewalt wurde von den Behörden „aus
Sicherheitsgründen" verboten. Tansanias Staatspräsident Jakaya Kikwete
sicherte aber zu, am morgigen Donnerstag eine Delegation der
„Albinismus-Gesellschaft Tansanias" zu empfangen. In einer
Fernsehansprache versprach er besseren Schutz für Albinos und eine
konsequente Bestrafung der Verantwortlichen für die Gewalt.

Doch nicht nur in Tansania eskaliert die Gewalt. Auch im Nachbarland
Malawi, in dem 10.000 Albinos leben, wurden zwei Albinos im Jahr 2014
ermordet und rund 15 Menschen mit Albinismus werden noch immer vermisst.
Nichtregierungsorganisationen drängen in Malawi auf bessere Gesetze
speziell zum Schutz von Albinos.

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