Streik von ver.di und GEW | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Rund 500 Länderbeschäftigte haben ihre Arbeit niedergelegt

Stand: 06.03.15 10:51 Uhr

Gut eine Woche ist es her, dass der Streit in der Metall- und Elektroindustrie beigelegt wurde. Dort sind weitere Streiks also abgewendet. Nicht so bei den Beschäftigten des Landes. In Reutlingen, Tübingen und Ulm haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, kurz ver.di, und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kurz GEW, zum Streik aufgerufen. In Tübingen haben rund 500 Angestellte ihre Arbeit niedergelegt.


"Wir sind es wert" steht auf den Bannern, mit denen die Streikenden durch die Tübinger Innenstadt Richtung Holzmarkt zogen. Unter ihnen Menschen, die im Studierendenwerk arbeiten und für die Studenten kochen, Wissenschaftler, angestellte Psychotherapeuten, Lehrer, Beschäftigte im Kita-Bereich. Dort sei die Streikbeteiligung laut Martin Gross (ver.di-Geschäftsführer Bezirk Fils-Neckar-Alb) sehr groß. Er habe insgesamt 500 Streikende gezählt. Es sei auf jeden Fall so, dass die Mensen alle geschlossen seien. Nur in einer Mensa werde laut Gross ein Notessen gekocht, nämlich Linsen. Er hoffe, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu, dass die nicht zu sauer würden, da sie vom Chef gekocht würden.

Die Landesangestellten würden gegenüber der privaten Wirtschaft hinterherhängen. Auch hätten sie in den letzten fünf bis sieben Jahren Einkommensverluste verzeichnet, erklärt ein Fotograf der Uni Tübingen. Für Menschen, die dem Warnstreik negativ gegenüber stehen, hat er, Friedhelm Albrecht, kein Verständnis. Wenn sie auch Beschäftigte des Landes Baden-Württemberg seien, würden die heute Streikenden auch für deren Gehalt in Tübingen auf der Straße stehen - also mit einer gewissen Selbstlosigkeit. Die Schuld sieht Albrecht bei den Arbeitgebern. Die hätten keine Notfallpläne errichten wollen, weil sie es nicht für nötig halten würden.

Bislang hat es zwei Verhandlungen ohne Ergebnis gegeben. 5,5 Prozent mehr Lohn fordern die Arbeitnehmer. Außerdem wollen sie, dass es weniger befristete Arbeitsverhältnisse gibt und Lehrer gerecht eingruppiert werden. Laut Gross hätten die Arbeitgeber eine Gegenforderung aufgestellt. Sie wollten die betriebliche Altersvorsorgung um 20 Prozent kürzen. Und das sei eine große Empörung bei den Beschäftigten. Man müsse wissen - so Gross - dass im Länderbereich oft 20 Prozent weniger verdient werde wie in der Privatwirtschaft und dass diese betriebliche Altersvorsorgung ganz wichtig sei. Man habe Gross zufolge vom alltäglich Lohn oder Gehalt kein Volumen frei, dass man sich eine eigene Vorsorge aufbauen könne.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wollen die Beschäftigten am Freitag in einer Woche zu einem landesweiten Warnstreik aufrufen. Die nächste Verhandlungsrunde ist auf den 16. und 17. März angesetzt. Die Arbeitgeber sollen von ihren Kürzungsplänen bei der Altersvorsorge Abschied nehmen und ein vernünftiges Angebot machen. Auch gegen die Befristung müsse laut Gross etwas getan werden: "Es kann nicht sein, dass die gleichen Arbeitgeber als Politiker am Sonntag darüber reden, dass die Menschen sich trauen sollen, mehr Kinder in die Welt zu setzen, und am Montag den eigenen Beschäftigten einen Fristvertrag anbieten, der dazu führt, dass man seine Zukunft nicht planen kann."

Natürlich hoffen die Beschäftigten, dass auch bei ihren Verhandlungen ein ähnlich zufriedenstellendes Ergebnis herauskommt. Sollte dem nicht so sein, müssen sich die Bürger wohl auf weitere Streiks einstellen.

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