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Köln:

Trendwende bei Gewerkschaftszahlen

Stand: 03.03.15 16:48 Uhr

Die deutschen Gewerkschaften befinden sich im Aufwind: Ihr Mitgliederrückgang ist gestoppt und der lange geforderte Mindestlohn gesetzlich verankert. Jetzt müssen die Gewerkschaften allerdings ihre Mitgliederzahlen dauerhaft stabilisieren. Denn bei Frauen und Jüngeren können sie bislang weniger punkten - dabei hängt die Zukunft der Arbeitnehmervertreter gerade von diesen Gruppen ab, wie eine Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt.

Über Jahrzehnte verloren die deutschen Gewerkschaften Mitglieder, auch nach der Deutschen Einheit ging es weiter bergab: Der sogenannte Organisationsgrad – also der Anteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer – sank von 1994 bis 2006 von über 27 auf nur noch 18 Prozent, wie die Allgemeine Bevölkerungsbefragung der Sozialwissenschaften (ALBUS) zeigt. Jüngst ist es den Gewerkschaften laut IW-Analyse nun allerdings gelungen, diesen Trend umzukehren: Der gewerkschaftliche Organisationsgrad stieg bis 2012 auf 20,6 Prozent.

Hauptgrund für diesen Zuwachs sind männliche Beschäftigte. Deren Organisationsgrad legte um 3,4 Prozentpunkte auf 26 Prozent zu, jener der Arbeitnehmerinnen erhöhte sich aber nur um 1,8 Prozentpunkte auf 14,2 Prozent. Das, so die IW-Experten, ist bedenklich, da Frauen einen immer größeren Anteil an allen Beschäftigten haben – nicht zuletzt, weil vor allem Branchen Personal einstellen, in denen typischerweise mehr Frauen beschäftigt sind. Einen weiteren Faktor, der die Trendwende unter Vorbehalt stellt, sieht die Studie in der Altersstruktur der Gewerkschaften: Arbeitnehmer bis 30 Jahre sind momentan lediglich zu knapp 14 Prozent in einer Gewerkschaft organisiert, jene über 50 aber zu fast 25 Prozent. Zudem fällt auf, dass immer mehr Gewerkschaftsmitglieder in Betrieben mit über 200 Mitarbeitern arbeiten, in kleineren Firmen sinkt der Gewerkschaftseinfluss indes seit langem.

IW-Gewerkschaftsexperte Hagen Lesch meinte, dass wenn es den Gewerkschaften nicht gelinge, mehr Mitglieder in neuen Berufsgruppen sowie in kleineren Betrieben zu gewinnen, seien sie nicht länger eine repräsentative Vertretung der Arbeitnehmerschaft. Entsprechend werde die Politik sie auch nicht mehr als Sprachrohr aller wahrnehmen.

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