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Israels erste Kamele - Studie bestätigt Abweichung zur Bibel: Domestikation erst im 9. Jahrhundert vor Christus

Stand: 17.07.17 18:59 Uhr

02.03.2015. Wissenschaftler der Universität von Tel Aviv haben die Domestikation des Kamels in Israel auf das 9. Jahrhundert vor Christus neu datiert. Damit wird die Abweichung zwischen biblischer Überlieferung und bisheriger wissenschaftlicher Lehrmeinung bestätigt: Laut Bibel benutzten bereits Abraham, Josef und Jakob Kamele als Lasttiere. Schon bisher waren Wissenschaftler aber davon ausgegangen, dass das Kamel erst Jahrhunderte nach dem Zeitalter der Patriarchen (2000 bis 1500 vor Christus) domestiziert wurde. Die Forscher werten die Ergebnisse auch als weiteren Beleg dafür, dass der biblische Text erst nach den Ereignissen, die er beschreibt, zusammengestellt wurde.

Die Studie wurde von Dr. Erez Ben-Yosef und Dr. Lidar Sapir-Hen von der Abteilung für Archäologie und Kulturen des Nahen Ostens der Uni Tel Aviv durchgeführt. Die Forscher haben den Zeitpunkt, zu dem domestizierte Kamele die südlichen Levante erreicht haben, durch Radiokarbon-Datierung neu bestimmt - und vom 12. Jahrhundert vor Christus ins 9. Jahrhundert vor Christus verlegt.

Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Journal "Tel Aviv" veröffentlicht. Damit wurde nicht nur die fehlende Übereinstimmung zwischen biblischen Texten und überprüfbarer Geschichte bestätigt; es wurde damit auch ein Wendepunkt in der Geschichte Israel definiert: Der Beginn der Vernetzung Israels mit dem Rest der Welt.

"Die Einführung des Kamels in unsere Region war eine sehr wichtige ökonomische und soziale Entwicklung", sagt Dr. Ben-Yosef. "Dadurch, dass wir die archäologische Daten der Kupfer-Produktionsstätten im Aravah-Tal analysiert haben, sind wir in der Lage, das Datum dieses Ereignissen eher in Jahrzehnten als in Jahrhunderten zu bestimmen."

Kupferprospektion und Kamelreiten

Kamele wurden nach gängiger Lehrmeinung der Archäologen wahrscheinlich auf der arabischen Halbinsel zur Nutzung als Lasttiere domestizert - irgendwann in Richtung Ende des 2. Jahrtausends vor Christus. In der südlichen Levante, in der Israel liegt, stammen die ältesten bekannten Kamel-Knochen aus dem Aravah Tal, das sich entlang der israelisch-jordanischen Grenze vom Toten Meer zum Roten Meer erstreckt. Das Tal war an altes Zentrum der Kupfer-Produktion.

Während einer Grabung im Jahr 2009 datierte Dr. Ben-Yosef im Aravah Tal eine Kupfer-Produktionsstätte, in der auch die Knochen domestizierter Kamele gefunden wurden, auf das 11. bis 9. Jahrhundert vor Christus. In 2013 leitete Ben-Yosef eine andere Grabung in der Gegend.

Um exakt zu bestimmen, wann domestiziete Kamele in der südlichen Levante aufgetaucht sind, nutzten Sapir-Hen und Ben-Yosef Radiokarbon-Datierungen und andere Techniken, um die Funde dieser und anderer Grabungen im Tal zu datieren.

Bei allen Grabungen wurden Kamelknochen ausschließlich und ziemlich exakt in archäologischen Schichten aus dem letzten Drittel des zehnten Jahrhunderts oder später ausgegraben. Das war Jahrhunderte, nachdem die Patriarchen gelebt hatten, und Jahrzehnte nach König David, wenn man sich an den Angaben die Bibel orientierte.

Die wenigen Kamelknochen, die in älteren archäologischen Schichten gefunden wurden, gehörten wahrscheinlich zu Wildkamelen, die nach Meinung der Archäologen seit dem Neolithikum oder früher in der südlichen Levante zu finden sind.

Bemerkenswerterweise fanden sich aber an allen archäologischen Stätten, die im 9. Jahrhundert aktiv waren, Kamelknochen. Aber keine der Stätten, die in weiter zurückliegenden Zeiten aktiv waren, enthielt Knochen von Kamelen.

Das Auftreten domestizierter Kamele im Aravah Tal scheint mit dramatischen Veränderungen in der lokalen Kupferminen-Förderung zusammen zu fallen: Viele der Minen und Schmelzstätten wurden geschlossen. Die Stätten, an denen weiter produziert wurde, begannen, die Arbeitskraft und die Technik mehr zentralisiert zu nutzen. Das ergibt sich aus dem archäologischen Befund.

Diese Umwälzungen könnten nach Ansicht der Wissenschaftler durch die alten Ägypter verursacht worden sein: Ägypten könnte die Änderungen und die domestizierten Kamele ins Land gebracht haben, nachdem sie die Region durch einen militärischen Feldzug - der sowohl in der Bibel als auch in ägyptischen Quellen erwähnt wird - erobert hatten.

Auf dem Kamelbuckel nach Indien

Das Kamel wurde ursprünglich wahrscheinlich auf der Arabischen Halbinsel domestiziert. Das an die Halbinsel angrenzende Aravah Tal wäre den Wissenschaftlern zufolge die logische Eintrittspforte für domestizierte Kamele in die südliche Levante. Tatsächlich sind Dr. Ben-Yosef and Dr. Sapir-Hen der Ansicht, die ersten domestizierten Kamele, die je die Arabische Halbinsel verlassen haben, könnten heute im Aravah Tal begraben sein.

Die Ankunft domestizierter Kamele beförderte nach Ansicht der Forscher den Handel zwischen Israel und exotischen Gegenden, die zuvor unerreichbar waren. Kamele können über eine sehr viel größere Entfernung reisen, als Esel und Mulis, die zuvor eingesetzt wurden. Ab dem siebten Jahrhundert vor Christus zogen sich Handelsrouten wie die "Incense Road" über die ganze Strecke von Afrika durch Israel bis nach Indien.

Kamele öffneten Israel demnach für die Welt, sagen die Wissenschaftler: Weit über die gewaltigen Wüsten hinaus. Und veränderten so hochgradig die Ökonomie und Sozialgeschichte Israels.
(TAU - Tel Aviv University)

 

Anmerkung der Redaktion:

Dieser Artikel wurde versehentlich kurzzeitig mit nicht korrekter Überschrift und nicht korrektem Vorschautext veröffentlicht. Wir bitten das Versehen zu entschuldigen.

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