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Stuttgart:

Konjunktur der Handwerksbetriebe in der Region Stuttgart verschlechtert sich

Stand: 24.02.15 15:39 Uhr

Mit 29.428 Betrieben verzeichnet die Handwerkskammer Region Stuttgart zum Jahresende einen Rückgang von 191 Handwerksunternehmen gegenüber dem Vorjahr. Besonders im meisterpflichtigen Vollhandwerk und den handwerksähnlichen Gewerben setzt sich der Negativtrend fort. Weiter zulegen konnte das zulassungsfreie Handwerk. Damit setzt sich die Dequalifizierungsspirale im Handwerk weiter fort. Einen leichten Betriebszuwachs verzeichnete in 2014 nur der Landkreis Esslingen.

Mit einem Minus von 226 Meisterbetrieben verzeichnet das sogenannte Vollhandwerk in der Region Stuttgart einen erheblichen Verlust und liegt aktuell bei 18.273 Unternehmen. Die Voraussetzung, dass beim künftigen Inhaber oder einem Mitarbeiter der Meistertitel vorliege, bremse die Gründungsfreude, erklärte Jürgen Rüdinger, Leiter der Handwerksrolle bei der Handwerkskammer Region Stuttgart. Das merke die Region seit Jahren und er schließe daraus, dass viele Gründer den Weg des geringsten Widerstands einschlagen. Besonders im Elektro- und Metallgewerbe war der Rückgang zu spüren: Ende 2014 sind 50 Feinwerkmechaniker- sowie 29 Elektrotechnikerbetriebe zahlenmäßig weggefallen. Allein das Friseurhandwerk bleibt mit einem Saldo von acht neuen Betrieben seiner positiven Entwicklung treu. Von allen Neugründern im Vollhandwerk hatten 78 Prozent eine Meister-, Techniker- oder Ingenieurqualifikation, 22 Prozent nutzen eine Sonderzulassung.

Die handwerksähnlichen Gewerbe mussten 2014 gar den niedrigsten Betriebsstand seit der Handwerksnovelle von 2004 verzeichnen, bei der 53 von damals 94 Gewerken zulassungsfrei wurden. 4.949 Unternehmen werden in der Region gezählt, das entspricht einem Rückgang von 84 Betrieben. Mit einem negativen Saldo ist vor allem das Körperpflege- und Reinigungsgewerbe betroffen, zu dem etwa die Kosmetiker mit einem Rückgang von 19 Betrieben gehören.

Das zulassungsfreie Handwerk hingegen kann wie in den vergangenen Jahren weiter zulegen. 119 Unternehmen mehr und damit 6.206 Betriebe gibt es Ende 2014 im Stuttgarter Kammerbezirk. Besonders die Fliesenleger (+ 77), Fotografen (+ 58) und Raumausstatter (+ 24) hatten daran einen erheblichen Anteil. Rechtsexperte Jürgen Rüdinger beobachtet diese Zahlen mit großer Sorge. In den zulassungsfreien und den handwerksähnlichen Gewerben sei der Qualifikationsgrad der Inhaber sehr gering. Dass ein Gründer in diesem Bereich einen Meister- oder Gesellenbrief vorlegen könne, sei eher die Ausnahme. Damit läge auch die Verantwortung einer qualifizierten Ausbildung in diesen Berufen bei immer weniger Meisterbetrieben. Rund ein Drittel der Gründer im Vollhandwerk und den handwerksähnlichen Berufen komme vor allem aus dem osteuropäischen Ausland, deutlich mehr seien es im zulassungsfreien Handwerk mit 42 Prozent, so Rüdinger.

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