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Libyen:

21 Kopten durch IS ermordet

Stand: 17.02.15 10:07 Uhr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) befürchtet noch mehr Gewalt islamistischer Extremisten gegen Kopten in Libyen nach der Hinrichtung von 21 entführten Christen durch Kämpfer des Islamischen Staates (IS).

Die Kopten würden zum Spielball in einem tödlichen Machtkampf zwischen
Ägypten und IS-Terroristen, erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius am Montag in Göttingen. Die Kopten seien die Verlierer in diesem
Kampf und müssten nun in Libyen und auch in Ägypten um ihr Leben
fürchten. Denn der IS werde sich für jeden Luftangriff der ägyptischen
Luftwaffe mit neuen Terroranschlägen und Entführungen von Angehörigen
der christlichen Minderheit rächen. Um ihren Glauben gehe es bei dieser
Gewalt nicht, sondern IS wollel Ägyptens militärisches Engagement gegen
radikale Islamisten in Libyen und auf der Sinai Halbinsel medienwirksam
abstrafen. Mit jedem Anschlag auf Kopten sei den islamistischen
Gewalttätern internationale Aufmerksamkeit gewiss, so Delius.

Mehrfach hatte die GfbV in den letzten Wochen auf das Schicksal der nun
ermordeten Kopten aufmerksam gemacht. Die Angehörigen der Minderheit
waren am 30. Dezember 2014 und am 3. Januar 2015 in der von Islamisten
kontrollierten Stadt Sirte entführt worden. So wurden acht Personen Ende
Dezember an einer Straßensperre verschleppt, als sie Sirte verlassen
wollten. Eine andere Gruppe von 13 Christen wurde von bewaffneten
Kämpfern nachts aus ihren Wohnungen verschleppt. Weiteren zehn Christen
gelang die Flucht vor den Entführern und sie alarmierten die Angehörigen
der Verschleppten. Am 12. Januar hatten die Entführer Fotos der
Verschleppten veröffentlicht. Mindestens 13 der Opfer stammten aus der
Stadt Samalut City im Bezirk Minya in Mittelägypten.

Ägypten hatte sich in den letzten Monaten mit Luftangriffen massiv im
Machtkampf in Libyen eingeschaltet und die anti-islamistischen Kräfte
unterstützt. Auch hatte Ägypten der nach Tobruk geflohenen libyschen
Regierung Militärflugzeuge überlassen, um islamistische Milizen
wirksamer zu bekämpfen. Zugleich verschärfte Kairo im eigenen Land auf
der Sinai-Halbinsel den Kampf gegen islamistische Gruppen. Ägypten wird
damit immer mehr zum Feindbild des IS, der mit seinen Übergriffen auf
koptische Christen versucht, Ägyptens Staatspräsident Abd al Fattah as
Sisi im eigenen Land und im Ausland zu kompromittieren.

Es ist nicht der erste Übergriff auf Kopten in Libyen. Am 23. Dezember
2014 wurden in Sirte der koptische Arzt Magdy Sobhy Tawfiq und seine
Ehefrau Sahar Talaat Rizk von mutmaßlichen Islamisten ermordet. Ihre 13
Jahre alte Tochter Catherine wurde entführt, vergewaltigt und ebenfalls
ermordet. Ihre zwei jüngeren Schwestern im Alter von neun und zehn
Jahren blieben unbehelligt. Tawfiq arbeitete seit dem Jahr 2001 in Sirte
als Arzt. Im Februar 2014 waren sieben Kopten nahe der Stadt Benghazi
regelrecht exekutiert worden. Auch kam es mehrfach zu Übergriffen von
Islamisten auf koptische Kirchen, so dass viele Kopten aus Angst um ihr
Leben das Land verließen.

Vor dem Sturz des Gaddafi-Regimes lebten rund 1,5 Millionen ägyptische
Migranten in Libyen. Unter ihnen waren auch tausende Kopten. Heute leben
nur noch rund 40.000 Ägypter in Libyen.

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