| Bildquelle:

Tübingen:

"Fassungslos den Kopf schütteln" - Auch Landestierschutzverband nimmt Anstoß am Tübinger Affenversuchen

Stand: 12.02.15 18:53 Uhr

Der Landestierschutzverband BW sieht in den Affenversuchen, die an einem der Max Planck Institute in Tübingen durchgeführt werden, einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und einen Affront gegen allgemein gesellschaftlich anerkannte Werte. Statt ständig mehr Fördergelder in Tierversuche zu investieren, müsste der Forschungsbereich für Tierversuchsalternativen endlich massiv ausgebaut und gestärkt werden.

Der Landestierschutzverband schreibt in einer Presse-Info: "Jüngste Zahlen belegen es: Baden-Württemberg liegt im Bereich Tierversuche im bundesweiten Vergleich traurigerweise weiterhin mit an der Spitze. Demnach wurden allein 2013 an öffentlichen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen im Land mehr als 495 300 Tiere für Versuche zu wissenschaftliche Zwecke verwendet oder getötet, 37 Tiere davon waren Affen."

Der Landestierschutzverband schreibt weiter: "Wie die Grundlagenforschung an Affen am MPI in Tübingen hinter verschlossenen Türen aussieht, dokumentierten erst vor kurzem under-cover-Aufnahmen: grausame Bilder von blutigen Kopfwunden, sich erbrechenden Affen und Misshandlungen."

Anhaltende Proteste aufgebrachter Bürger seien deutschlandweit die Folge gewesen: "Der Deutsche Tierschutzbund und der Landestierschutzverband erstatteten umgehend Strafanzeige wegen des Verdachts der Tierquälerei und forderten erneut ein völliges Umdenken beim Thema Tierversuche verbunden mit dem Verbot solcher grausamen Affenversuche."

Auch auf politischer Ebene habe man entsprechende Reaktionen erwartet, so  der Verband:  "Doch die zuständige Wissenschaftsministerin Bauer stellt sich demonstrativ vor die betreffenden Wissenschaftler, betont ungerührt von den schrecklichen Bildern aus dem MPI den Exzellenzstatus der Universität Tübingen, die Unverzichtbarkeit von Tierversuchen und wiederholt gebetsmühlenhaft das allgemeine Totschlagargument, dass es  letztendlich um den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg und Deutschland gehe."

Er könne dazu nur fassungslos den Kopf schütteln, schreibt Herbert Lawo, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes:

"Die Affenversuche am MPI dienten keinem unerlässlichen klinischem Zweck, sondern seien reine Grundlagenforschung, die nicht auf die direkte Entwicklung von Therapien abziele. Dieser Tierquälerei, die bislang keine belegbaren Erfolge hervorgebracht hätte, endlich Einhalt zu gebieten, würde die Wirtschaft hier sicherlich nicht zum Erliegen bringen. Im Gegenteil, es wäre endlich das langerwartete Signal, dass den gesellschaftlichen Werten der heutigen Zeit langsam Rechnung getragen werde Nicht zuletzt könnten sich dadurch langfristig gesehen auch andere wissenschaftlich interessante Möglichkeiten neu ausweiten, z.B. ein Trendschub hin zum Ausbau der Forschung an modernen tierversuchsfreien Methoden." Es sei nicht nachvollziehbar, dass Wissenschaftler mit Methoden von vorgestern die Welt von morgen bewältigen wollten, so LAwo.

Schließlich sei nicht ohne Grund seit 2002 - neben der Forschungsfreiheit - auch der Tierschutz im Grundgesetz verankert. Gemäß Tierschutzgesetz isei klar vorgegeben, dass Tierversuche nur durchgeführt werden dürften ,wenn sie unerlässlich seien und zuvor eine fundierte Abwägung erfolgt wäre, ob das den Tieren dabei zugefügte Leid - i.R. verbunden mit deren Tod - durch den zu erwartenden Erkenntnisgewinn auch wirklich gerechtfertigt werden könne. Doch die Praxis zeige leider, dass diese Abwägung nicht wirklich konsequent erfolge. Sowenig wie allem Anschein nach die Kontrollfunktionen bei der Durchführung der Tierversuche greifen würden.

Lawo betonte nochmals mit Nachdruck, dass man die festgefahrere Auffassung endlich aufgeben müsse,  nach der man im medizinischen Bereich nur über Tierversuche an verlässliche Ergebnisse und Neuerkenntnisse komme, und führte als Beispiel die Atomenergie an. Bei dieser ahbe es schließlich doch auch funktioniert. Die Forschungserfolge und der Ausbau erneuerbarer Energien wären in Deutschland nie so weit gekommen, wenn nicht auch der politische Wille in Form von langfristigen Förderprogrammen dahintergestanden hätte. Das müss doch auch im Bereich Tierversuche möglich sein, so Lawo.

Unsere weiteren Online-Artikel zum Thema "Affenversuche in Tübingen" finden Sie hier.

WERBUNG:



Seitenanzeige: