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Berlin:

Studie "Arbeitsmarkt 2030": Ohne Zuwanderung fehlen Fachkräfte

Stand: 11.02.15 13:52 Uhr

Wohlstand und Wirtschaftswachstum bleiben nur erhalten, wenn es weiterhin eine hohe Zahl an Erwerbstätigen gibt. Dafür ist Zuwanderung dringend nötig. Das zeigt die Studie "Arbeitsmarkt 2030", die Bundesarbeitsministerin Nahles, Bundesfamilienministerin Schwesig und die Migrationsbeauftragte Özoguz in Berlin vorstellten.

Das Ergebnis der Untersuchung verdeutlicht, dass Deutschland braucht mehr Zuwanderung, aber auch mehr Frauen und Ältere im Arbeitsmarkt braucht. Einwanderung allein reiche nicht, um den künftigen Fachkräftebedarf in Deutschland zu decken so Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles. Die Beschäftigung hochzuhalten, das sei nichts Abstraktes. Das bleibe eine Daueraufgabe.

Deutschland als Einwanderungsland beliebt

In der Studie "Arbeitsmarkt 2030" werden Szenarien zu Arbeitskräftenachfrage und–angebot entwickelt. Ein besonderes Augenmerk dabei liegt auf der Zuwanderung. Insgesamt bilanziert die Untersuchung, dass sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren deutlich positiver entwickelt hat als angenommen.

Es waren mehr Menschen erwerbstätig als 2012 und 2013. Vor allem aber sind in dieser Zeit mehr Menschen zugewandert als weggegangen. Sie arbeiten hier, zahlen in die Sozialkassen ein und stärken die Wirtschaftskraft Deutschlands.

Nach wie vor kommen zwei Drittel der Zuwanderer aus den EU-Staaten. Inzwischen ist es aber auch für Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten leichter, in Deutschland zu arbeiten. Das geht zum Beispiel mit der Blue Card. Die Zahlen zeigen: Seit 2010 bleiben jedes Jahr rund 300.000 Menschen mehr in Deutschland als auswandern. Deutschland ist inzwischen nach den USA das beliebteste Einwanderungsland.

Zuwanderung verbessert Arbeitskräfteprognose

Im Bericht "Arbeitsmarkt 2030" haben die Wissenschaftler nun in zwei Prognosen vorgerechnet, wie sich Zuwanderung auf die Fachkräfteentwicklung auswirkt.

Ursprünglich sind die Experten davon ausgegangen, dass der Wanderungssaldo nur durchschnittlich 200.000 Zuwanderer im Jahr beträgt. Rechnet man dies auf das potenzielle Fachkräfteangebot im Jahr 2030 hoch, würde dies um rund zwei Millionen Erwerbspersonen sinken.

Legt man nun jedoch den aktuellen Wanderungssaldo von rund 300.000 Menschen zugrunde, würde die Zahl der erwerbsfähigen Menschen in 2030 voraussichtlich nur um 0,9 Millionen sinken. Diese Bilanz unterstreicht, wie wichtig die Zuwanderung ist.

Erwerbsbeteiligung erhöhen

Unter dem Strich werden dennoch Erwerbstätige fehlen. Deshalb gilt es, vor allem Frauen und Ältere, aber auch in Deutschland lebende Migranten stärker am Erwerbsleben zu beteiligen.

Noch immer verschenkten viele Unternehmen großes Potential ,da sie auf die qualifizierten Frauen verzichten würden, sagte Bundesfamilienministerin Schwesig. Nach wie vor verlasse sich die Wirtschaft darauf, dass der Mann Vollzeit rund um die Uhr verfügbar sei, weil die Frau im Zweifel ja für die Kinder sorge.

Allzu häufig gehe die Arbeitswelt noch von einem völlig überholten Familienmodell aus. In Wahrheit wollten die meisten jungen Frauen Kind und Job. Und viele junge Männer wollten selbstverständlich gleichberechtigt für ihre Kinder da sein. Diesem Wandel müssten Rechnung getragen werden, so Schwesig.

Anstrengungen verstärken

Laut Nahles müsse sich die Arbeitswelt in vier Punkten verändern:

· Ein neuer Flexibilitätskompromiss: Die Stunden für Arbeit und Familienleben müssen besser verteilt werden - und zwar bei Frauen und bei Männern. Deutschland muss skandinavischer werden.

· Qualität "made in Germany": Die Bevölkerung Deutschlands muss länger im Lebensverlauf arbeiten und dabei gesund bleiben.  Gesundheit darf nicht der Preis für wirtschaftlichen Erfolg sein.

· Die Kompetenzen der Menschen in den Mittelpunkt stellen: Jeder siebte Beschäftigte arbeitet unter seinem Qualifikationsniveau. Hier wird Potenzial verschenkt.

· Zuwanderung ist nötig: Nur eine offene Gesellschaft ist eine innovative Gesellschaft.

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