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Zentralafrikanische Republik:

36.000 Muslime werden festgehalten

Stand: 09.02.15 17:02 Uhr

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat eine freie Ausreise von rund 36.000 Muslimen aus der Zentralafrikanischen Republik gefordert, die in sieben Enklaven in christlich dominierten Regionen festgehalten und am Verlassen des Landes gehindert werden.

Die schwer traumatisierten Angehörigen der religiösen Minderheit dürften nicht als
Geiseln im Kampf um die Menschenrechte in der Zentralafrikanischen
Republik missbraucht werden, warnte der GfbV-Afrikareferent Ulrich
Delius am Montag in Göttingen. Während sich die Vereinten Nationen für
eine baldige Ausreise der Minderheit einsetzten, versuche dies die
Regierung der Zentralafrikanischen Republik mit allen Mitteln zu
verhindern, um den Vorwurf ethnischer Säuberungen zu entkräften.
Nachdrücklich appellierte die GfbV an Frau Marie-Thérèse Keita Boccoum,
die UN-Expertin für die Menschenrechtslage in der Zentralafrikanischen
Republik, sich bei ihrem bis zum 14. Februar dauernden Besuch in dem
Land für eine zügige freie Ausreise der Muslime einzusetzen.

Dringend mahnte die GfbV auch einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung
in ländlichen Regionen an. So flohen alleine im Januar 2015 rund 30.000
Menschen aus den zwischen Seleka- und Anti-Balaka-Milizionären
umkämpften Provinzen Ouaka und Basse-Kotto im Süden des Landes in die
benachbarte Demokratische Republik Kongo. Die zumeist christlichen
Flüchtlinge berichten von zahllosen Vergewaltigungen, Entführungen,
Morden, Brandschatzungen und Plünderungen durch muslimische
Seleka-Milizionäre. Selbst Krankenstationen seien  niedergebrannt und
Kinder willkürlich ermordet worden. Die relative Ruhe in der Hauptstadt Bangui
sei nicht repräsentativ für das ganze Land, erklärte Delius. Im Zentrum
des Landes, wo die Milizen um Einflusszonen kämpften, halteder Krieg
schon seit mehr als zwei Jahren an. Von der UN-Friedenstruppe MINUSCA
habe die Zivilbevölkerung hier noch nicht viel gesehen oder Schutz bekommen.

Rund 440.000 Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen noch
immer in der Zentralafrikanischen Republik auf der Flucht. Weitere
424.000 Menschen haben in Nachbarländern Zuflucht gesucht, unter ihnen
mehr als 100.000 Muslime. Mehr als 36.000 Muslime leben nach Angaben der
Vereinten Nationen noch immer in Enklaven und warten seit Monaten auf
ihre Evakuierung aus dem Land. Die Mehrzahl dieser Muslime hat in
Banguis PK5-Bezirk Zuflucht gesucht (24.000 Menschen) oder in Camps in
Boda (9.000) und Bouar (1.600). Kleinere Gruppen von bis zu 600 Menschen
warten in den Orten Berbérati, Dekoa, Yaloké und Carnot auf ihre
Ausreise. Viele dieser Muslime sind Nomaden von der Bevölkerungsgruppe
der Peulh. Die Regierung hat Hilfsorganisationen und den UN jede Hilfe
bei ihrer Evakuierung untersagt und auch Zwang eingesetzt, um eine
Flucht zu verhindern. Dabei sind die humanitären Bedingungen in den
Camps katastrophal und es gibt momentan keine Perspektive für eine
Rückkehr der Muslime in ihre Heimatorte. Es sei zynisch und
unmenschlich, den Exodus gewaltsam aufzuhalten, erklärte Delius. „Die
im Land verbliebenen Muslime dürften nicht zum Feigenblatt einer Politik
werden, die es nicht geschafft habe, die Minderheit wirksam zu schützen.
Eine UN- Untersuchungskommission habe in einem am 19. Dezember 2014
veröffentlichten Report festgestellt, dass Muslime im Jahr 2014 Opfer
ethnischer Säuberungen in der Zentralafrikanischen Republik geworden sind.

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