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Irak:

Ausgewiesen aus dem Kalifat: Wir wollten keine Muslime werden, sondern nur weg von dort

Stand: 09.02.15 16:16 Uhr

Zehn christliche Senioren wurden Anfang Januar von IS-Kämpfern aus den von ihnen kontrollierten Gebieten "ausgewiesen", weil sie sich geweigert hatten zum Islam überzutreten. Die acht Männer und zwei Frauen trafen nach zweitägiger Reise am 7. Januar in Kirkuk ein. Einige von ihnen leiden unter Behinderungen. Durch sie gelangten jetzt Neuigkeiten über das Leben unter dem IS-Kalifat sowie die Lage weiterer von dem IS gefangener Christen an die Öffentlichkeit.

Diebstahl, Schläge und Lösegeldforderungen

Am 24. Oktober hatten IS-Kämpfer die Senioren aus einem Altersheim in Karakosch verjagt.
Daraufhin lebten sie zunächst drei Monate lang in Mosul, der zweitgrößten Stadt des Irak (seit Juni
2014 vom IS kontrolliert). Ordensschwester Teresa*, die seit ihrer Flucht aus Karakosch vor sechs
Monaten in einem Kloster in Erbil arbeitet, hat die betagten Flüchtlinge getroffen. Sie bestätigte
gegenüber World Watch Monitor (WWM), dass die Militanten Geld, Schmuck und Personalausweise
der alten Christen gestohlen haben. Als die Gruppe in Karakosch war, schlugen sie sie jeden Tag mit ihren Waffen oder Händen, erfuhr Teresa von einem der Senioren.
Einem anderen WWM Kontakt in Erbil erzählte die Gruppe, dass Druck auf sie ausgeübt worden sei,
das islamische Glaubensbekenntnis („Schahada") zu sprechen und dadurch zum Islam überzutreten.
Doch sie weigerten sich.
Teresa zufolge werden in der ganzen Region etliche Christen gegen ihren Willen festgehalten. Die
Kirche versuche, sie freizubekommen und habe dem IS zu diesem Zweck bereits Geld bezahlt. Unter
den Gefangenen sei auch ein dreijähriges Mädchen, für das der IS tausende von Dollars verlangt habe, so die Ordensschwester.
Die Schwester schätzt, dass insgesamt noch ca. 40 Christen aus Karakosch, Bartella und Karamles in
einem Altersheim in Mosul festgehalten werden.

Wir dachten, dass sie uns umbringen wollen

Sie seien aus ihren Dörfern und Häusern vertrieben worden, weil sie dort einziehen wollten, sagt ein Betroffener. Danach hätten sie alle zusammen in einem Heim in Mosul zusammengepfercht. Dank des Beistandes einiger muslimischer Familien, die  Nahrung brachten, hätten sie dort überlebt, erinnert sich der Betroffene dankbar.
Eines Tages sei ein IS-Mitglied gekommen, hätte Namen gerufen und gesagt, dass sie aufstehen sollten, man werde sie bald holen.  Statt der bevorstehenden Exekution von der alle ausgingen, hätte man ihnen mitgeteilt, dass sie nur in ihrem „Kalifat" bleiben könnten, wenn sie zum Islam übertreten würden. Dashabe die Gruppe abgelehnt. Am 6. Januar überquerte sie am Kontrollpunkt Alkhaled die Grenze zwischen Kurdengebiet und ISKalifat. Nach offizieller Einreiseerlaubnis wurden sie in die chaldäische Diözese weitergeleitet.

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